Einzelnen Beitrag anzeigen
  #153  
Alt 22.11.2007, 20:45
Zicke Zicke ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 08.10.2007
Ort: cuxhaven
Beiträge: 657
Standard AW: ganz am Anfang

hallo jutta!

ja, leider mußte ich aufhören, die ärzte waren sich einig, daß mich die arbeit über jahre zu sehr geschlaucht hat, ich hatte selbst jeden bezug zu meinem körper und seinen warnsignalen verloren. ich habe die letzten 12 jahre immer etwa 50-60 stunden in der woche gearbeitet als restaurantleiterin und geschäftsführerin und das in einer touristenhochburg wie cuxhaven. bei beiden kindern habe ich bis 6 wochen vor der entbindung und auch immer schon wieder nach 8 wochen gearbeitet. deswegen ist meine krankheit ja auch so spät diagnostiziert worden, die müdigkeit, den gewichtsverlust (ich sprech immer von meinem "wintergewicht"-etwa 60 kilo- und meinem "sommergewicht"-etwa 55 kilo) und abgeschlagenheit habe ich auf die arbeit und die daraus resultierende dreifachbelastung geschoben (kinder/haushalt/arbeit). außerdem ist es in der gastronomie nunmal so, egal, ob du müde bist oder nicht, der gast will "jetzt" bedient werden und nicht in einer halben stunde...

jedenfalls war ich ende august einfach in einem desolaten zustand (das gewicht lag bei etwa 50 kilo) und mein neuer hausarzt wußte schon vier wochen vor der eigentlichen diagnose, was auf mich zukommt ( der liebe hat mich aber nicht kirre gemacht, sondern nur gesagt, ich müßte dringend mal ausspannen, deshalb die au...). und wegen meiner ständig niedrigen leukos ist jetzt an regelmäßiges arbeiten nicht zu denken...immerhin hab ich es am tag mit etwa 200 menschen zu tun und weiß nunmal nicht, wer von denen gerade eine erkältung mit sich rumschleppt. deshalb auch die entscheidung für den zapfhahn am samstag-da kommt mir keiner nahe...und wenn ich jetzt merke, daß es mir irgendwie nicht gut geht, werde ich auch abbrechen und nicht wie früher immer die zähne zusammenbeißen und bis zum zusammenbruch ackern (hab ich dreimal gehabt im letzten jahr- bin stumpf vor den gästen ohnmächtig geworden... und hab immernoch gedacht, es wäre nichts schlimmes...unglaublich, wenn ich jetzt darüber nachdenke!).

naja, hat die ganze krankheit auch was für sich, man lernt die eigenen grenzen zu erkennen und zu respektieren. wenn jemand anderes meinen körper so geschunden hätte, wie ich es über jahre getan habe, dem hätte ich aber was erzählt! aber man selber merkt es ja oft erst, wenn es zu spät ist... jetzt erkenne ich diese grenzen und ich werde sie nie wieder "für die karriere" überschreiten. das ist es einfach nicht wert.

gott sei dank habe ich aber einen fantastischen chef, der mir jetzt schon gesagt hat, daß mein tätigkeitsbereich sich massiv ändern wird, wenn ich diesen blöden krebs geschafft habe, ich werde mich dann aus dem ganz aktiven service zurück ziehen und mich auf die leitende funktion und den ganzen administrativen bereich konzentrieren können. also auch nicht mehr bis morgens zwei uhr arbeiten und morgens um sieben die kinder aus den betten scheuchen! an dieser stelle mal wiederein dickes "danke" an alle menschen, die mich unterstützen! gerade auch von meinem chef ist das eine unheimliche erleichterung für mich, ich muß mir wenigstens keine sorgen machen, wieder solchen körperlichen raubbau betreiben zu müssen! und kann ein bißchen auf die kollegen aufpassen, wenn die gefahr laufen, die gleichen dummen fehler zu machen!

so jutta, und du bist bald durch, hm? klasse!!! ich schwöre, wenn ich den (neuen) port irgendwann loswerde, nehm ich den aus dem krankenhaus mit und versenke ihn hier in cuxhaven in der nordsee! wir haben hier eine aussichtsplattform, die nennt sich "alte liebe", wenn da mal schatzsucher ins wasser gehen, finden sie mit sicherheit hunderte von weggeworfenen eheringen. und dann auch meinen port!

liebe grüße

dat zickchen