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Alt 27.06.2018, 20:44
Gerbera Gerbera ist offline
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Liebe Rebecca

Zu erst einmal mein ganz tief empfundenes Beileid! Die Zeit, die kommt, ist schwer.

Deine Frage, wie man trauert, die hab ich mir auch gestellt. Ich habe, mit Hilfe der Psychoonkologin gemerkt, dass es nicht die eine Art zu trauern gibt. Trauern ist immer, überall, egal ob du gerade glücklich bist und lachst oder ob du weinst. Und egal wie und was du tust, es ist richtig. Wenn es dir gut tut, zu weinen, Dinge von deinem Vater anzuschauen, Briefe zu lesen, dich erinnern oder einen traurigen Film schauen und traurig sein und weinen, dann tu es. Und wenn du merkst, jetzt will ich fröhlich sein, jetzt will ich was Schönes unternehmen, dann tu es. Alles stimmt. Manchmal das eine, manchmal das andere.

Wie lange war ich zu Hause?
Mein Vater ist an einem Montag Mittag gestorben. Ich bin dann ins Spital zu meiner Mutter und meinem toten Vater gefahren zusammen mit meinem Mann. Am Dienstag Morgen war ich wieder in der Schule (bin Lehrerin). Ich wusste nicht warum ich zu Hause sein sollte, was sollte ich da auch tun. Am Mittag musste ich aber heim, bin fast im Stehen eingeschlafen, da die Wochen davor sehr kräftezehrend waren. Offiziell bekam ich 3 Tage frei vom Arbeitgeber. Ich habe dann Freitag/Montag/Dienstag frei genommen. War bei meiner Mutter und half die Beerdigung organisieren, Blumen aussuchen etc. Am Samstag, also knapp 2 Wochen nach dem Tod war die Beerdigung. Für die Woche drauf habe ich eine Woche unbezahlt bekommen, da ich merkte dass ich das brauchte, da es auch kurz vor Weihnachten war und ich einfach einen Gang runterfahren musste.
Danach lief arbeitstechnisch wieder alles normal.

Die Trauer aber war dann natürlich nicht vorbei, und wird sie wohl nie. Es kam in Wellen, früher häufiger, jetzt immer in längeren Abständen. Ich war immer freitags sehr traurig, zu wissen, ihn nicht besuchen und sehen zu können. Ich habe eine Kiste mit Sachen von ihm. Briefe von mir an ihn, die er aufgehoben hatte, ein Fotoalbum von unserer gemeinsamen Reise und Texte die er geschrieben hatte, eine Flasche von seinem After-Shave. Und sein Taschenmesser mit seinem Namen eingraviert, dass trug er immer bei sich. Das benütze ich jetzt immer. Diese Kiste nehm ich immer hervor wenn ich ihn riechen will oder Fotos von uns anschauen will.
Mir hat es gut getan zu laufen. ich bin viel spazieren und joggen gegangen. Ich konnte so den Schmerz und die Trauer "wegrennen". Ich hab ein Tagebuch für ihn angefangen zu schreiben. Am Anfgang täglich, jetzt sehr selten. Ich weiss nun, dass ich ihm nicht mehr schreiben muss, um ihm Dinge zu erzählen. Ich kann es nun in Gedanken. Er besucht mich ab und zu in meinen Träumen, ich bin mir sicher, dass er es ist und nicht einfach ein Traum. (habe ein Thema dazu eröffnet). Das hilft mir. Ich weiss nun dass er in mir weiterlebt, dass er in enen anderen Form existiert. Und oft heule ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Und wie gesagt, die Gespräche mit der Psychoonkolgin sind gut. Am Anfang ging ich alle 2 Wochen, nun alle 2 Monate.
Es wird immer schmerzen aber man kann wohl immer besser damit umgehen. An machen Tagen gut, an anderen gar nicht.

Hör auf dein Herz, es sagt dir was du tun sollst.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, ganz viel Zeit für Gedanken an deinen Vater und ich wünsche dir, dass du spüren kannst, dass er dich nicht verlassen hat.

Und wegen dem schlechten Gewissen, das musst du nicht! Das würde er nicht wollen. Da bin ich sicher.

Fühl dich umarmt

Geändert von Gerbera (27.06.2018 um 20:50 Uhr)
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