Thema: Chemo nötig?
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Alt 10.09.2007, 13:30
Mosi-Bär Mosi-Bär ist offline
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Beitrag AW: Chemo nötig?

Hallo Rasy,

nun habe ich auch endlich eindmal Zeit, dir zu antworten, habe gestern schon deine postings gelesen und die Antworten, die du bekommen hast.

Nun will ich mal ein wenig von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

Ich war zum Zeitpunkt der Diagnose 44 Jahre alt und schon eine Weile in den Wechseljahren und nahm auch Östrogen ein gegen die Beschwerden, vor allem Hitzewallungen. Die Sache mit dem Kinderwunsch war also bei uns längst erledigt.

Meine Diagnose war FIGO IV, G3 ! Für mich gab es natürlich überhaupt keine Frage, ob es noch ein Möglichkeit gäbe, einen Eierstock zu erhalten oder ob ich eine Chemotherapie bekomme. Eine Bauchspiegelung ergab, daß die Sache zunächst inoperabel war, überall Verwachsungen, Tumore und eine Peritonealcarcinose (Knötchen im Bauchfell). Also bekam ich erstmal 3 mal Chemotherapie und die Chemo hat unglaublich gut geholfen. Nach 3 Zyklen hatte ich eine Komplettremission, keine Tumore mehr, alles weg. Nach dem 4. Zyklus wurde ich operiert und nach der OP bekam ich noch 2 mal Chemo. Die Behandlung endete am 23. August 2006 und seitdem ist bei mir alles in Ordnung, trotz des fortgeschrittenen Stadiums und der relativ schlechten Prognose.

Eine Chemotherapie bei EK mit Carboplatin und Taxol bzw. Paclitaxel ist Standard. Platinhaltige Chemotherapien haben sich bei EK als sehr wirkungsvoll erwiesen und das Taxol/Paclitaxel verstärkt die Wirkung.

Die Zyklen werden in einem Abstand von 3 Wochen gegeben. Ich mußte immer am Tag vorher morgens in die Klinik zur Blutabnahme, denn das muß vor jedem Zyklus sein, um zu sehen, wie die Blutwerte sind, bevor man dieses "Gift" in den Körper gepumpt bekommt. In manchen Kliniken wird die Blutabnahme morgens am Tag der Chemo gemacht, dann dauert alles ein wenig länger.

Am Tag der Chemo war ich morgens um ca. 9.00 Uhr in der Klinik, zwischen 9.30 Uhr und 10.00 Uhr ging es los, erst bekam ich eine Infusion mit Cortison dann zwei Spritzen mit Mitteln gegen Nebenwirkungen, dann kam das Taxol. Das darf nur ganz langsam in den Körper tropfen und sollte mindestens 3 Stunden laufen. Danach bekam ich dann noch Carboplatin und diese Infusion war meistens in ca. 30 Minuten durch. Danach noch eine Spritze mit Kochsalzlösung zur Spülung, dann war alles vorüber. Zwischen 14.30 Unr und 15.00 Uhr war meistens Schluß.

Am Tag nach der Chemo ging es mir immer supergut, weil mich das Cortison total aufgeputscht hat. Am 2. Tag begannen dann Gelenk- und Gliederschmerzen, manchmal auch ein wenig erhöhte Temperatur, allegemeine Abgeschlagenheit und wenig Appetit. Hin und wieder mußte ich mich, nachdem ich etwas gegessen hatte, übergeben, aber das kam ganz, ganz selten vor.

Ich war ca. 5 bis 6 Tage sehr schlapp, habe mich viel ausgeruht, auch im Bett gelegen, aber dann ging es aufwärts und nach ca. 8 Tagen war ich wieder vollkommen fit. Ich bin sogar Rad gefahren, bin einkaufen gegangen, habe meinen Haushalt gemacht.

Von Zyklus zu Zyklus hatte ich weniger Nebenwirkungen und war immer schneller fit. Nach meiner Operation war die 1. Chemo (OP am 20.07., Chemo am 02.08.) ziemlich schlimm und ich war total kaputt noch am gleichen Tag, aber nach so einer OP (sechseinhalb Stunden) ist das wohl kein Wunder.

Aber das sind wirklich nur meine ganz persönlichen Erfahrungen. Bei jedem Patienten verläuft die Chemo anders. Aber so schlimm, wie man sich das vorstellt, ist es wirklich nicht.

Meine 1. Chemo war am 19. April 2006, meine letzte Chemo am 23. August 2006, dazwischen eben am 20. Juli 2006 die OP, darum eine längere Chemopause.

Die Zeit geht schneller vorüber, als man denkt.

Ich an Stelle deiner Frau würde mich für die Chemo entscheiden! Damit ist deine Frau auf der sichereren Seite!

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.

Liebe Grüße
Mosi-Bär