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Alt 17.02.2015, 08:45
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebes Bernsteinketterl … danke für deine Worte … es tut so gut.

Freitag schrieb ich noch, er quält sich hoch und macht sich fertig. Jetzt quält er sich nur noch hoch. Fertig machen muss ihn die Mama. Er hat keine Kraft mehr. Sie musste ihn auch das erste Mal rasieren und er beschwerte sich dann, dass sie ein paar Stellen vergessen hätte. Ich denke dann ja immer … solange er noch meckern kann …
Aber er schläft eigentlich nur noch. Wach ist er zwischendurch immer mal für ein Stündchen. Mal mehr oder weniger verwirrt. Das eine Mal wusste er gar nicht mehr, dass mein Bruder und ich nicht mehr bei ihm wohnen. Solche Sachen halt. Es kam jetzt noch nicht so sehr oft vor, aber es wird häufiger. Er weint manchmal, wenn er wach ist, was natürlich der Mama sehr zusetzt. Gestern war dann die Arztschwester zur Blutabnahme da und dann sagte er, alles wäre gut. Die Mama war auf 180! Morgens rief sie nämlich noch bei der Ärztin an und erzählte, wie schlecht es geht und er liegt dann in seinem Bettchen und malt die Welt bunt. Da kann ich die Mama natürlich auch verstehen. Mit ihr reden tut er fast gar nicht mehr. Wenn er wach ist, starrt er in den Fernseher und lässt die Bilder an sich vorbei ziehen. Mama sagt, er merkt kaum noch, was er da schaut. Und dieses „stumme Dasein“ macht sie total fertig.
Was mir am meisten Sorgen macht, ist, dass sein Urin ganz dunkel ist. Können wir ja sehr gut sehen, weil er den künstlichen Ausgang nach der Blasen-OP hat. Trinken tut er wieder etwas mehr … meine Mama beharrt sehr auf das Trinken, wenn er wach ist. Allerdings kommt nur noch sehr wenig in den Beutel zurück. Die Beine, Arme und sein Gesicht sind sehr auf aufgedunsen. Die Arzthelferin meint, die dunkle Farbe käme davon, weil er zu wenig trinkt. Ist das wirklich „nur“ der einzige Grund?
Und eigentlich würde ich so gerne nach Hause fahren, aber die Mama will es nicht. Ich bin da wirklich sehr mit mir am hadern. Auf der einen Seite ist da mein Sohn, der genau weiß, wenn ich alleine zu meinen Eltern fahre, dann werden schlimme Dinge passieren. Auf der anderen Seite denkt mein Papa, wenn seine Tochter alleine kommt ohne Enkel, er muss morgen sterben. Ich fragte eben gerade nochmal meine Mama am Telefon … sie will es nicht.
Mein Bruder hat dafür jetzt wohl mal etwas realisiert, dass die Lage nicht die Beste ist und fährt jetzt mit seiner kleinen Familie nächsten Freitag zu unseren Eltern. Eigentlich wollte er die letzte Märzwoche fahren, hat das nun aber vorgezogen. Und da habe ich auch das Gefühl, ich muss ihm den Vortritt lassen. Seine kleine Tochter ist zehn Monate alt, krabbelt und schnattert jetzt. Vielleicht gibt das dem Papa doch etwas mehr Aufwind, die Kleine zu sehen als mich alleine. Ich hoffe sehr, dass der nächste Freitag noch „ausreichend“ ist. Unser offizieller nächster Besuch wäre für die Osterferien im April angedacht gewesen. Ob unser Junge den Opi nochmal sehen wird? Ich habe auch gesagt, ich könne ihn jederzeit für ein paar Tage aus der Schule nehmen und ihn mitbringen … aber Mama will nicht. Es ist schwierig! Was ist richtig, was ist falsch?
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