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Alt 14.04.2008, 10:07
wecki wecki ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Guten Morgen,

dieses Thema verfolgt mich bis heute in verschiedenen Varianten; mal als Depression, alles falsch gemacht zu haben, meist als Albtraum, der mir den Rest der Nacht raubt.
Unser Vater bekam die Diagnose BSDK am 19.07.07, an meinem Geburtstag.
Keiner von uns hatte Ahnung von der Schwere dieser Krankheit, zumal keine OP mehr möglich war, wie die Ärzte im KH Friedrichshain mitteilten.
Auf der Suche nach Informationen und Hilfe kam ich in dieses Forum, wo ich heute noch Trost und Zuspruch finde, auch wenn unser Vati am 10.10.07 verstarb.
Er ließ nicht zu, dass wir uns um eine Zweitmeinung bemühen; er wollte nicht, dass wir über die Krankheit,über eine Patientenverfügung, über seine Wünsche, Sorgen und Ängste reden; er wurde wütend aus dem Nichts heraus und verbot mir, mit dem Onkologen zu reden. Es sei seine Krankheit und damit wäre alles gesagt.
Nur einen Wunsch teilte er mir mit, er möchte unbedingt zu Hause bleiben, egal wie sich sein Zustand entwickele. Dafür sollte ich Sorge tragen, allen anderen Familienmitgliedern notfalls entgegen treten. Vati ist zu Hause gestorben, doch wir waren nicht bei ihm. Oft habe ich ihm gesagt, ich würde bei ihm bleiben, aber er schickte mich nach Hause. Oft wollte er uns gar nicht sehen, lieber allein im Bett liegen und mit der Welt hadern.
Er ging im Zorn, er hat uns rat- und hilflos zurückgelassen und ich weiß bis heute nicht, was ich hätte tun können.
Es gibt ihn nicht, den perfekten Rat für den Umgang mit einem Sterbenden, davon bin ich überzeugt. Jeder Erkrankte geht ja schon anders um mit der Erkrankung und mit seinen Lieben eben wohl auch.
Ich war immer für Vati da, wenn er mich ließ, habe ihm meine Liebe gezeigt, ohne sie aufzudrängen, habe seinen Willen durchgesetzt, als er es nicht mehr konnte und fühle trotzdem noch bis heute diese Verunsicherung und Ratlosigkeit, dieses Unvermögen zu seinem Inneren durchzudringen. Nach der Diagnose hatte Vati eine Mauer um sich gebaut, die ich nie überwinden konnte.

Alles Gute
Christine
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