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Alt 12.10.2008, 13:07
winnetou winnetou ist offline
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Standard AW: watch & wait- positiv & negativ ...?

Hallo,
irgendwie habt Ihr Euch nach der Schuld für Eure Krankheit gefragt. Mehr so in Nebensätzen, aber es war mir wichtig, weil es mir bei jeder meiner Krankheiten aufgestoßen ist, dass ich ja selber Schuld bin.
Für Diabetes muss ich mich schämen, weil ich mich grundfalsch ernähre, mein Herz ist nicht gesund, weil ich soviel und ungesund gearbeitet habe. Ich könnte noch mehr aufzählen, wo der Arzt mir sagte, was ich falsch gemacht habe. Ich kam mir jedes Mal vor, wie ein geprügelter Hund. Ein Kardiologe hatte noch mal eingeräumt: „ Es kann auch erblich sein“ (Herzkrankheit)

Aber diese Lymphknotenkrankheit, was hab ich da gemacht? Als ich die ersten Untersuchungsergebnisse bekam, stellte ich mir auch die Frage: „WAS HABE ICH DA SCHON WIEDER MIT MIR ANGERICHTET???“

Meinem Onkologen brauchte ich diese Frage nicht zu stellen, der war äußerst behutsam mit mir. Auch die anderen Ärzte, mit denen ich in dieser Sache zu tun hatte, waren immer sehr vorsichtig und haben nicht ein einziges Mal meine Seele verletzt. Ich hatte wohl auch Glück mit diesen Ärzten. Sie alle sind nicht in großen Krankenhäusern beschäftigt und sie haben alle Kontakt untereinander und genügend Zeit für mich.

Aber trotzdem wollte der Onkologe wissen, ob ich mir den Krebs eventuell geholt habe. Zum Beispiel durch irgendwelche Chemikalien. Er wusste ja, dass ich beruflich damit zu tun habe. Er wollte mir eventuell helfen, dass mir die Krankheit als Berufskrankheit anerkannt wird. Es gibt da einen Zusammenhang zwischen NHL und einer Chemikalie mit der früher in meinem Beruf herumgesaut wurde.

Ich tue mir nicht den Stress an, darum zu kämpfen, ob es Berufskrankheit ist oder nicht. Es ist mir inzwischen auch egal, wo diese Krankheit herkommt, Sie lässt meinen Körper bis jetzt ohnehin ziemlich in Ruhe. Sie trampelt mir ja nur auf der Seele herum. Wenn ich nachts aufwache, denke ich an sie. Aber ich fühle mich nicht schuldig. Wenn, dann hat mir das Leben diese Krankheit aufgezwungen...

...zur Zeit habe ich es ja auch recht gut mit meiner Krankheit. Alle drei Monate soll ich jetzt untersucht werden. Wenn es wieder mal kritisch wird, soll ich Chemotherapie bekommen. Da habe ich mächtig Angst vor und möchte natürlich auch alles tun was ich kann, damit die Lymphe nicht wieder Probleme machen. Aber was kann ich tun??? Ich weiß ja auch, es hilft nichts, wenn ich aufhöre ungesundes Zeug zu essen und Alkohol zu trinken. Also vermiese ich mir das Leben nicht mit diesen Auflagen.
Aber irgendwas hat sich wohl doch etwas eingeschlichen.... Neulich sagte meine Frau zu mir: „Mit dem Fahrrad 200 Kilometer in 4 Tagen. Das hättest du vor einem Jahr nicht geschafft.“ Und da hat sie Recht. Ich versuche die Lymphknoten damit in Schach zu halten, dass ich verbissen trainiere so gut es geht. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen alleine Fahrrad zu fahren. Ich habe Übergewicht und es ist anstrengend.

Ich hab’s auch dem Onkologen erzählt. Natürlich weiß er, dass es nicht wirklich hilft. Ich glaube er hat dazu geschwiegen.

Diese Krankheit nagt ja auch mächtig an der Seele...und irgendwie geht es meiner Seele nach so einer Fahrradtour besser. Wenn ich ein Ziel erreicht habe. ...Ich weiß nicht wie das zusammenhängt. Aber in der Summe habe ich doch da was gegen meine Krankheit getan .....oder????

Viele Grüße Winnetou


(Nehmt mir diesen Namen nicht übel, ich würde ihn gerne ändern. Aber ich glaube, es geht nicht so einfach)

Geändert von winnetou (12.10.2008 um 13:34 Uhr)
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