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Alt 27.10.2002, 19:32
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Anja,

mir ist auch schon aufgefallen, dass Du mit Lillibror gar nicht so weit auseinander liegst. Ich glaube hier wird oft aneinander vorbei geredet. Es ist sehr schwer, dass was man wirklich denkt in die richtigen Worte zu packen. Ich habe KR nicht im Original gelesen und das muß man um sie beurteilen zu können. Aber ich habe Bücher gelesen, die das Phasen-Modell sinnvoll zu nutzen wusten. Als Anregung und Denkanstoß, auch zur kritischen Auseinandersetzung, halte ich sie auf jedenfall für wichtig. Langsam weiß ich auch nicht mehr was es zum Thema noch zu sagen gibt. Es hat sich außer Lillibror noch keiner gefunden, der auch selbst schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, oder? Vielleicht findet sich noch jemand.

Hallo Lillebror,

Anfang des Jahres war ich noch gar nicht hier und im chat war ich auch noch nie. Den Namen gibt es sehr oft.

Lillebror, ich sage nur das es für die Angehörigen sehr schwer ist ein Gefühl der Hoffnung zu verbreiten, wenn sie nicht fähig sind, aus welchen Gründen auch immer, dieses zu empfinden. Angehörige sind doch genau so Opfer, sie haben Angst, wissen nicht was sie glauben sollen, sie sind verwirrt und vielleicht verlieren sie die Hoffnung. Der Patient selbst schwangt zwischen Hoffen und Aufgeben. Das ist für alle keine leichte Situation. Das ist nicht schön, aber vorwerfen kann man es ihnen wohl kaum. Du kannst den Menschen keine Gefühle aufzwingen. Du schreibst doch selbst "Welche zum Teil perfide Dimension dieses "liebevoll begleitende Abschreiben" der Bleibenden angenommen hat, ist mir leider erst viel später, nämlich *zu spät*, in vollem Umfang bewusst geworden." Und genauso war diesen Angehörigen vielleicht auch nicht bewußt was sie da tun.

Du sagst Du würdest KR verbieten, wenn Du könntest. Aber was wäre dann mit den Angehörigen von Menschen wie meiner Mutter, Menschen die sich entschieden haben den Kampf aufzugegeben. Haben diese Menschen keine gesammelten Erfahrungen verdient, Erfahrungen die es ihren Angehörigen und damit ihnen leichter machen. Ich glaube für genau diese Menschen ist KR aktiv geworden: für Sterbende. Wenn Deine Freundin sich nicht dazu gezählt hat dann gehörte sie ja auch nicht zur Zielgruppe. Das die Angehörigen sie dazu gerechnet haben kannst Du den Angehörigen vorwerfen, aber was kann KR dafür?

Wir liegen mit unseren Meinungen gar nicht so weit auseinander. Ich stimme Dir zu, wenn der Patient kämpfen will, würde ich ihm beim kämpfen unterstützen. Wen jemand anders dass aber nicht kann, kann ich es ihm nicht vorwerfen. Nicht jetzt aus einer rein sachlichen Diskussion heraus. Wenn ich persönlich betroffen wäre, sähe die Sache wohl wieder anders aus, denn dann hätte ich Angst, ich wäre wütent und diese Gefühle würden meine Meinung wahrscheinlich beeinflussen. Ich glaube Deine Hexenjagd auf KR hat viel mit Deinen persönlichen Gefühlen zu tun. Das meine ich nicht negativ. Nur kann man sich bei einem solch emotionalen Thema schlecht hinter Sachlichkeit verschanzen. Alles was ich hier schreibe hängt mit dem zusammen, was ich erlebt habe und wie ich es inzwischen Teilweise verarbeitet habe.

Mit der selbstverständlichkeit unserer Großmütter meine ich Dinge wie zB, dass Tote früher im Wohnzimmer aufgebahrt wurden, die Nachbarn kamen sich zu verabschieden, die Kinder rannten drumherum, es war normal, es gehörte zum Leben dazu. Wenn heute jemand zu Hause verstirbt läßt man ihn so schnell wie möglich abholen. Leichen gehören in Horrorfilme und Krimis in unserem Leben haben sie keinen Platz mehr. Aber das ist auch ein anderes Thema. Eigentlich wollte ich damit nur sagen, das unsere Gesellschaft es nunmal nötig hat ein derartiges Wissen wie KR es gesammelt hat aus Büchern zu beziehen. Ich hatte da vorher jedenfalls keine eigenen Erfahrungen. Das Sterbende eine eigene Sprache haben oder dass sie sich nach Innen zurück ziehen gehörte in meinem Freundes und Bekanntenkreis nicht zur Allgemeinbildung und gehört es auch jetzt noch nicht.

Gruß Tanja
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