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Alt 04.07.2011, 12:26
angie fuerst angie fuerst ist offline
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Standard Angiosarkom nach Brustkrebsbestrahlung

Hallo,
im August 2005 wurde ich brusterhaltend an einem Mammakarzinom mit anschließender Bestrahlung in einem zertifizierten Brustzentrum in Süddeutschland operiert. Von September bis Oktober 2005 stand dann meine Strahlentherapie an, die nach einer brusterhaltenden Mammakarzinom - OP, Standard ist.
Im September 2009, also genau vier Jahre nach der Bestrahlung, erschienen auf der bestrahlten Brust rote Punkte, die zuerst wie Insektenstiche aussahen. Mein Radiologe schlug bei einer Nachsorge-Ultraschalluntersuchung sofort Alarm und es wurde eine Biopsie durchgeführt, bei der eine chronische Strahlendermatitis diagnostiziert wurde. An ein Angiosarkom dachte damals leider niemand, da die Bestrahlung ja erst 4 Jahre vorher beendet worden war. Die Punkte wurden jedoch immer größer, veränderten ihre Farbe und wurden bläulich - violett.
Als ich meinem gynäkologischen Onkologen von meinen immer schlimmer werdenden Erschöpfungszuständen erzählte und er sich wegen der Hautveränderungen ebenfalls sorgte, veranlasste er im Januar 2010 alle notwendigen Untersuchungen (MRT, CT-Thorax, Knochenszinitgramm, etc.) um zu überprüfen, ob sich bei mir Rezidive oder Mestastasen wegen meiner Brustkrebsvorerkrankung gebildet hatten. Alle Untersuchungen ergaben jedoch keinerlei Hinweise auf das Eine oder Andere. Dann überwies er mich schließlich zu einem Hautarzt, der mich mit dem Verdacht auf Angiosarkom sofort in die Ambulanz einer Hautklinik überwies. Dort wurde ich im Februar 2010 an einem strahleninduzierten Angiosarkom operiert, Grading 3. Da eine Bestrahlung des Sarkoms mit dieser Vorgeschichte nicht in Frage kam, musste eine Ablatio vorgenommen werden. Nur dadurch konnte eine R0 - Resektion erzielt werden.
Seit dieser Zeit bin ich unter ständiger Kontrolle, d.h. im ersten Jahr der Erkrankung war ich alle 6 Wochen, wechselweise bei meinem Hautarzt und in der Hautklink, seit Januar 2011 gehe ich alle vier Monate zur Nachsorge und auch nur noch bei meinem Hautarzt. Die CT-Thorax reduzierte ich von vier auf dreimal jährlich, da sie eine große Strahlenbelastung darstellen. Dazu kommt noch die halbjährliche Brustkrebsnachsorge - dabei werden auch jedesmal die Lympfknoten der betroffenen Brust mitkontrolliert. Einmal im Jahr mache ich eine Kontrolluntersuchung im Sarkomzentrum in Mannheim, das im Falle einer neuen Erkrankung auch sofort zu meinem Ansprechpartner werden würde. Ich habe viel Vertrauen in die Ärzte dort.
Die Erkrankung an einem aggressiven Angiosarkom stellt für mich und meine Familie eine sehr, sehr große Belastung dar und ich bin froh, dass mich mein Mann so liebevoll unterstützt. Es ist, wie jede(r) von euch weiß, sehr schwierig mit dieser Diagnose zu leben, manchmal gelingt es mir besser, manchmal schlechter. Vor den Nachsorgeuntersuchungen geht es mir psychisch immer sehr schlecht.
Natürlich bin ich in psychoonkologischer Behandlung und informiere mich regelmäßig über das Netz über meine Krankheit. Schmattes Hinweise auf die verschiedenen Sarkomseiten waren sehr wertvoll für mich : ))!
Ich möchte hier nochmals daraufhinweisen, dass mein Fall eine extrem seltene Komplikation nach Bestrahlung wegen eines Mammakarzinoms darstellt und will hier auf keinen Fall "die Pferde" scheu machen. Ich denke nur, und das schreiben einige Angiosarkomexperten, dass es notwendig ist, rote Flecken, die immer wieder einmal im Bestrahlungsfeld auftauchen können und oftmals auch völlig ungefährlich sind, im Fall einer Biopsie auf die Diagnose Angiosarkom analysieren zu lassen. Bei mir dauerte es leider 6 Monate, bis die korrekte Diagnose erstellt wurde!
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Betroffene oder Angehörige, die nach einer Bestrahlung ein Sarkom entwickelt haben, sich bei mir melden würden.
Liebe Grüße
Angie

Geändert von angie fuerst (10.11.2012 um 19:57 Uhr)
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