Thema: Yes I Can
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Alt 13.11.2009, 18:45
loewi loewi ist offline
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Standard 8. september 2009

wieder fast ein tag geschafft. nach einer sehr kurzen und unruhigen nacht mit neugeborenem im zimmer bin ich heute total müde. um halb zehn hat der papa sie hoch gebracht und ist dann auch gegangen. gegen halb zwölf haben sie die maus runter gebracht, wollte trinken. dann war sie bei uns bis viertel vor eins unten. als wir wieder alleine waren, da haben wir noch geredet und sind dann doch irgendwann eingeschlafen. als die tür aufging und die maus wieder da war. als ich auf die uhr schaue war es gerade viertel nach zwei . um viertel vor drei ist sie tief und fest in mamas arm eingeschlafen bis heute früh um halb acht. wer nicht geschlafen hat war die mama (sie hatte angst, dass die maus runter fallen könnte) und ich habe auch kaum geschlafen weil ich immer mit den ohren bei den beiden war . naja war wie gesagt eine sehr kurze nacht.
aber es ist einfach, so weh es auch tut, wundervoll. im wahrsten sinne des wortes. es ist einfach ein wunder wenn ein so kleines menschlein geboren wird. und wie klein und weich sie sind. unfassbar. war die letzten 24 stunden hin und her gerissen zwischen wahnsinniger verzweiflung, trauer aber noch viel größerer faszination und zuneigung und wärme. habe heute aber auch in der visite das angesprochen (dabei waren eine junge eigentlich nette ärztin, ein schwuler arzt und mein dr. lux). erstens kann dr. L.vollkommen meine wahnsinnige angst verstehen, bzw. belächelt sie nicht. ist halt eben so, dass es 50:50 ist. und dann habe ich eben gesagt, dass es sehr belastend für mich ist mit neugeborenem wenn ich weiß, ist nichts mehr mit kinderkriegen und mehr (dr. L. wusste wohl dass ich von aron redete) die ärztin meinte nur, ja, sei aber so, es gäbe krankenhäuser wo die patienten dann drei tage auf dem flur liegen und dann müsste man das halt auch in kauf nehmen (so der grobe kontext). das mädel neben mir und ich waren dann etwas sprachlos. hab nur dr.L. angeschaut und von ihm ein kleines lächeln bekommen das mir gezeigt hat, er versteht es wenigstens. das war so wohltuend. so war das dumme geschwätz von der ärztin leichter zu ertragen. und viel wichtiger war, ich habe es gesagt wie es mir geht! dass ich hilfe brauche, denn ich habe auch drum gebeten mit der psychologin von dort mal ein gespräch zu führen. hoffe die kümmern sich drum .
mittags war frau c. da und wir sind gemeinsam nochmal eine runde raus gegangen. es war sehr sehr schön und sie hat mir meine lieblingsblumen (gerbera) mitgebracht. dann habe ich noch ein wenig gechattet und mich mit meiner inzwischen neuen bettnachbarin unterhalten die aber in einer stunde nach hause geht. während die dame im op war, war mama da und sie steht inzwischen genauso unter hochspannung wie ich. kann kaum still sitzen. wir alle zittern vor angst und keiner will es wirklich zugeben. am ehesten kann ich es noch zugeben: vor den ärzten, aber vor allem vor mir! ja, ich habe riesige angst. inzwischen glaube ich nicht mal mehr davor, eine chemo zu kriegen, als vielmehr diese ungewissheit himmel oder hölle! ich liege im bett und ich bin unterwegs und die panik kommt anfallartig (grönemeyer), glaube die kontrolle zu verlieren. gestern abend, ein gutes beispiel dafür, habe ich bei dem diensthabenden arzt in der tür gestanden um zu fragen ob er was aus der patho bekommen hat. ich stand im türrahmen, während er im pc nachsah und ich merkte wie mir schlecht wird, mir der kreislauf wegkippt. einige sekunden mehr und er hätte mich vom boden kratzen können - jeglicher kontrollverlust binnen weniger sekunden. ein einziger blick kann in den nächsten tagen über die weiteren wochen, monate und jahre entscheiden
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Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)
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