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Alt 10.06.2003, 23:24
Gast
 
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Standard Papi hinterm Regenbogen

Hallo, Lena,
vielen Dank für Dein Mitgefühl. Banal ist das überhaupt nicht, was Du schreibst. Ich hatte Deine mail gestern nacht schon beantwortet, aber dann war auf einmal der Text weg. War wohl ein bißchen zu fahrig und zu müde.

Die Pfingsttage waren schrecklich. Ich hatte auch mal ein bißchen weniger zu tun, und das bekommt mir überhaupt nicht. Am wohlsten fühle ich mich in voller Hektik, weil ich dann nicht zum Nachdenken komme. Am Pfingstmontag waren alle Leute aus der Verwandtschaft hier, die sonst auch immer zu den Feiertagen kommen. Nur er war nicht da. Das war alles noch viel schlimmer, als alleine rumzusitzen. Ich bin halt nicht fröhlich, auch wenn ich manchmal so tue. Ich kann es nicht begreifen. Denke immer, daß es alles nicht stimmt. Aber das, was Du schreibst mit den vertrauten Straßen usw. geht mir täglich auch so, weil ich auf dem Weg zu meiner Arbeit immer hier und da vorbei muß. Und dann fällt mir halt wieder der Sommer ein, wie er immer drauf gewartet hat und sich über seine Rosen gefreut hat.

Die leichten Tage gibt es nur, wenn ich es schaffe, mich abzulenken. Und dann kommt trotzdem alles wieder hoch. Es ist nicht so, daß ich nur vergessen will. Es ist eher so, daß ich so ein Mitleid mit ihm habe, daß ich es nicht beschreiben kann. Natürlich ist auch Selbstmitleid dabei. Aber am schlimmsten ist das Mit-Leiden. Alles ist auch erst gut drei Monate her, und ich habe vom ersten Moment an versucht, mich zu betäuben. Vielleicht kommt es jetzt deshalb auch immer wieder so heftig hoch. Ich weiß auch nicht.

Wie geht es Dir? Ist denn jemand für Dich da? Ich habe zwar genügend Leute um mich herum, aber es gibt wenige, die verstehen, was los ist. Einer, von dem ich es am wenigsten erwartet habe, schien alles gut zu begreifen, ohne viel Worte.

Jemand anders hat mir tatsächlich gesagt, daß er es in solchen Fällen sehr bedauert, daß die Sterbehilfe in Deutschland verboten ist. Da war mein Paps noch da, und ich habe mit ihm gekämpft.

Alles geht mir durch den Kopf. Ein einziges Gedankenchaos ohne ein Ziel. Meine Freundschaften und Bekanntschaften habe ich ziemlich ad acta gelegt. Ich bin derzeit einfach nicht in der Lage dazu. Konnte mich mit den Banalitäten, wie dem Geläster über Nachbarn, Gerede über Autos, Anschaffungen und sonstigem Bla-Bla schon lange nicht mehr identifizieren. Habe zwei Katzen; die sind mir mal nacheinander zugelaufen und bei mir geblieben. Manchmal denke ich, die verstehen die Stimmung, in der ich mich gerade befinde, besser als die Menschen.

Warum mußte denn Deine Ma gehen? Das ganze macht mich schon wieder total traurig. Ich würde Dir gerne helfen; kann das aber kaum bei mir selbst.

Marga
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