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Alt 17.08.2012, 07:51
iriskausemann iriskausemann ist offline
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Registriert seit: 16.08.2012
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Standard AW: Unser Kampf ist nach 10 Jahren beendet

Danke für Eure lieben Worte und vor allem Danke, für diese Gruppe hier. Hier habe ich Informationen bekommen, Kraft und Mut geschöpft. Ohne Euch wäre mein Vater schon viel früher gestorben und wir hätten viele gemeinsame Stunden und Gespräche nicht führen können. Dafür bin ich Euch sehr, sehr dankbar!
Ja, es hätte vieles besser laufen können. Ich hätte mir vor allem Kommunikation zwischen den Fachärzten gewünscht. Bis heute glaubt mir keiner, dass Nexavar gewirkt hat. Ich habe mir den Patientenbericht an unseren Hausarzt angesehen. Darin stand, dass die Behandlung mit Afinitor wegen Unverträglichkeit abgebrochen wurde. Dass der Arzt es dann wieder verabreichte und wir auf eigenen Wunsch anstatt in ein Hospiz zu gehen auf Nexavar umstellten, wird nicht erwähnt! Ich bin mir sicher, dass mein Vater, wenn sofort von Sutent auf Nexavar umgestellt worden wäre, er noch viel länger seine Lebensqualität behalten hätte. Aber durch Afinitor explodierten die Metas und mein Vater nahm über 15 kg ab. Zuerst das Fett, dann bauten sich die Muskeln ab. Ich hatte mich noch informiert, was Bodybuilder so nehmen und Aidskranke an Anabolika bekommen, um die Schwäche zu kompensieren. Aber das auszuprobieren, dazu kam es ja dann nicht mehr.
Der Hausarzt hatte auf dem Bericht im Juni einen Aktenvermerk aufgebracht. „Patient wünscht die Fortsetzung der Chemo, Telefongespräch mit Facharzt Tenor: Solange Patient in meiner Sprechstunde erscheint, bekommt er Nexavar aufgeschrieben!“
Wir rekapitulieren: April: Mein Vater völlig geschwächt durch Afinitor und die aufblühenden Metas soll zum Sterben ins Hospiz. Er nimmt auf eigenen Wunsch Nexavar und sein Zustand stabilisiert sich. Er kann zumindest wieder aufstehen, mit dem Rollator zur Toilette, sich selbst versorgen. Aber er ist natürlich sehr schwach, kann keine Treppen mehr steigen, nur noch bedingt freihändig laufen. Am 2.August ist wieder der Termin in der onkologischen Ambulanz angesetzt. Wir versuchen Nexavar über den Hausarzt zu bekommen, aber das würde sein Budget sprengen. Außerdem fällt meinem Paps das Atmen schwer. Der Hausarzt glaubt, dass sich wieder Wasser angesammelt hat. Er ruft im KH an, wg. einer eventuellen Punktion. Die onkologische Ambulanz ist völlig überlastet und empfiehlt eine stationäre Aufnahme. Der KTW ist ausgebucht, also trägt mein Mann meinen Vater auf den Armen ins Auto und ich fahre ihn ins KH. In der Notaufnahme verbringen wir 4 Stunden.
Die Blutwerte, Sauerstoffsättigung alles bestens. In der Lunge sind nur kleine, abgeschlossene Kammern. Eine Punktion nicht nötig. Für die Luftnot gibt es also keine Erklärung.
Wir gehen in die onkologische Ambulanz, weil wir ja eigentlich nur Nexavar aufgeschrieben haben wollten. Die Sprechstundenhilfe murmelt was von „ wie kann man in dem Zustand überhaupt noch eine Chemo nehmen…“ Unsere Herzen schlagen bis zum Hals, wir glauben beide nicht, dass wir Nexavar bekommen, aber die Ärztin ist nett, sie meint, dass sich der Zustand stabilisiert hat und schreibt uns Nexavar auf. Aufgrund des geringen Körpergewichts sollen wir bei der Dosierung morgens 1, abends 1 bleiben. Wir verabreden ein CT- Kontrolltermin für September. Für die Luftnot empfiehlt sie ebenfalls Morphin. Der KTW bringt meinen Vater wieder nach Hause und man trägt ihn auch die Treppe hoch. Um 16.00 Uhr kann er sich endlich wieder in sein Bett legen. Ich spreche ihm immer wieder Mut zu, dass sich sein Zustand doch wirklich stabilisiert hat. Aber er wollte halt mehr, einmal noch mit seinem geliebten Mercedes fahren. Die breiteren Reifen, die er so gerne mal gefahren wäre, sind bestellt und werden nächste Woche geliefert …

Geändert von gitti2002 (06.09.2014 um 17:05 Uhr) Grund: PN
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