Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 25.03.2019, 07:49
barg barg ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2018
Beiträge: 47
Standard AW: Semniom 2.3 cm und 1.3 cm

Hi

In deinem Fall würde ich ebenfalls zur Aktiven Überwachung tendieren. Bei mir wurde im April 2018 ein Seminom mit 1.8cm im linken Hoden diagnostiziert, beginnende Rete Testis Infiltration. Ich habe mich auch für die Aktive Überwachung entschieden, die folgenden Faktoren haben für mich den Ausschlag gegeben:

1. Rete Testis Infiltration ist wissenschaftlich umstritten als Risikofaktor, die Tumorgrösse scheint relevanter. Mit keinem der beiden Risikofaktoren ist das Risiko ca. 7-8%, mit einem ca. 12-15%, mit beiden ca. 30%. Viele Studien nehmen die Tumorgrösse als gruppierte Grösse (häufig <4cm, >=4cm). Dabei gilt eher: je kleiner der Tumor, desto kleiner das Risiko. In meinem Fall schätzten diverse Onkologen das Risiko auf ca. 10%.
2. Ohne adjuvante Chemotherapie besteht im Fall einer Progression die Möglichkeit eine alternative Therapie gegenüber der 3xPEB-Chemo zu machen - begrenzte Bestrahlung kombiniert mit 1x Carboplatin, allerdings nur wenn die Progression in speziellen Körperbereichen aufgetreten ist. Dazu läuft aktuell eine Studie mit bis dato guten Ergebnissen (habe den Namen vergessen).
3. Die adjuvante Chemotherapie reduziert das Risiko ca. um 50%, sie gibt dir zusätzlich zu den bereits guten Aussichten einer Überwachungen einen zusätzlichen Münzwurf wenn du so willst. In meinem Fall hätte sie das Risiko von 10% auf 5% reduziert. Mit Carboplatin hat man weniger Nachsorgekontrollen, was häufig als positives Argument herangeführt wird. Ich sehe das anders... Wenn es schon zu einer Progression kommen sollte, dann will ich es möglich frühzeitig erkennen. Daher lieber 4 Kontrollen im Jahr gegenüber 2. Eine Reduktion des Progressionsrisikos um nur 50% rechtfertigt meiner Meinung nach die geringeren Nachsorgeuntersuchungen nicht.
4. Im Fall einer rechtzeitig erkannten Progression (was beim Seminom eigentlich immer der Fall ist), sind die Heilungschancen mit den Folgetherapien sehr hoch (96-100%). Wäre das nicht der Fall, wäre die Risikoreduktion um 50% durch die adjuvante Therapie auch anders zu bewerten.

Und auch ganz wichtig... Bestehe bei den Nachsorgeuntersuchungen auf MRT anstelle CT. Dadurch reduzierst du auch das Risiko später an anderen Krebsformen infolge der höheren Bestrahlung zu erkranken.

Viele Grüsse
barg
Mit Zitat antworten