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Alt 28.10.2004, 23:56
Gast
 
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Standard Fragen und eine Entscheidung

hallo!
ich lese nun schon eine ganze weile mit und bin immer sehr beeindruckt von den beiträgen und insbesondere davon, wie ähnlich doch viele schicksale klingen. auch bei mir ist es der vater, bei dem lungenkrebs (kleinzellig) im spätherbst letzten jahres diagnostiziert wurde mit den schlechtesten prognosen für die zukunft. bis zur diagnose vergingen einige wochen, die er in einem provinzkrkhs (bramsche) verbracht hat, unter den schlimmsten bedingungen. abgemagert und dehydriert haben wir ihn dann nach osnabrück verlegen lassen, wo er erst einmal (so gut es ging, er konnte nichts zu sich nehmen / bei sich behalten) aufgepäppelt und die chemotherapie in angriff genommen wurde. die erste untersuchung nach dem 1.zyklus ergab ein phänomenales resultat, doch leider ging es ihm nicht besser. er reagierte auf das jod als kontrastmittel allergisch und baute extrem ab (halluzinationen), bis das erkannt wurde und medikamentös erfolgreich behandelt wurde. wir erlebten viele höhen und tiefen, er kam sogar wieder nach hause, auch hier gab es gute und schlechte momente. zu seinen therapien kamen dann bestrahlungen hinzu, erfolgreich bei metastasen im hirn und in den knochen. eine stationäre reha-maßnahme in bad lippspringe konnte er überhaupt nicht geniessen, da er vorher zu hause auf "hexenschuss" behandelt wurde durch den hausarzt, was sich dann später nach langem leiden / extremen schmerzen als deckplatteneinbrüche der lws herausstellte. neue metastasen in leber und knochen machten einen erneuten stationären aufenthalt in der strahlenklinik erfoderlich, der bis jetzt andauert. nun zu meiner frage. von anfang dieser leidensgeschichte an hatte mein vater immer wieder mit übelkeit bis zum erbrechen zu kämpfen. zunächst war es der tumor, der die speiseröhre verengte, dann die nebenwirkungen der chemotherapien (6 zyklen waren das, wenn ich mich recht erinnere), die katastrophale zeit mit der jod-geschichte, dann kam ein zeitraum, in dem er wunderbar zunahm (kugelbäuchlein, volles gesicht- auf streichholzbeinchen), jetzt ist er wieder nur haut und knochen, ißt seit 2 wochen nichts mehr, bekommt hochkalorische infusionen. jeder bissen erzeugt einen extremen würgereiz. angeblich hat er bereits alle bekannten mitel gegen die (lagerungsabhängige) übelkeit bekommen, inzwischen haben wir den eindruck (er auch), dass ärzte und pflegepersonal ihn überhaupt nicht mehr ernst nehmen und meinen, er simuliert das alles nur. er möchte so gerne nach hause, aber meine mutter befürchtet, dass er ihr schlicht verhungert. nun wurde das morphium-pflaster reduziert, und spritzen werden verstärkt gegeben, weil das pflaster möglicherweise grund für die übelkeit sein könnte. kann das sein? er war bei 125µg/h (ist die einheit richtig?), jetzt bei 50.
das letzte gespräch mit ärztin und pflegeüberleitung hatte zum resultat, dass wir uns nun klar werden sollen, ob und in welches hospiz mein vater gehen soll. von der pflege zu hause hat uns die ärztin abgeraten, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wie meine mutter das schaffen soll. wir wohnen 10 autominuten von meinem elternhaus entfernt. ich habe mir nun überlegt, wie ich meinem vater diesen wunsch, zu hause zu sein, erfüllen kann. m.e. könnte das gehen, ich rechne alerdings dann mit professioneller hilfe eines pflegedienstes. wen kann man noch dazu ziehen? ich habe mal etwas von ambulanten hospiz-mitarbeitern gehört, die in privathaushalte gehen. hat da jemand von euch schon erfahrungen gesammelt? außerdem halte ich derzeit den schritt, in´s hospiz zu gehen, für verfrüht. ich hatte das so verstanden, daß die patienten dort nicht mehr therapiert werden, bis auf die schmerzstillenden maßnahmen (und das durch den hausarzt). es liegt ja noch kein resultat der letzten bestrahlung vor, aber der schlechte allgemeinzustand meines vaters rechtfertigte diesen vorschlag angeblich. mein vater ist sehr traurig darüber, und ich möchte ihm eigentlich den wunsch erfüllen, nach hause zu kommen. aber ich habe auch große angst vor dem, was da auf uns zukommen mag. ich habe noch 2 kleine kinder, 3 jahre und eines ist erst 10 monate alt. die müßten mitkommen. kann man einem 3 jahre alten kind das zumuten? er reagiert jetzt schon sehr verstört auf schlechtere tage meines vaters, krankheit ist zentrales thema seines spieles.
und noch eine allerletzte frage. aus den usa bekam ich jetzt den vorschlag, dass wir uns um eine q10-therapie (nach einem dänischen arzt) kümmern sollten. studien haben wohl gute resultate ergeben. ist das jemandem bekannt? der arzt, den wir darauf angesprochen haben, kannte nichts davon.
ich danke euch für´s lesen und für eure antworten. diese krankheit ist so furchtbar, nach einer solchen diagnose ist nichts mehr, wie es einmal war. es reißt einem schier den boden unter den füßen weg. heute sehe ich auch, dass eigentlich nur der das leiden nachvollziehen kann, der in irgendeiner form selbst betroffen ist. deshalb bin ich froh, dass es euch und diese seiten gibt.
ulrike
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