Thema: Operation
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Alt 20.05.2018, 12:01
WienMartin WienMartin ist offline
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Standard AW: Operation

Hallo, willkommen!

Da du bei 2 Ärzten warst und beide keine eindeutige Diagnose stellen können, würde ich mich auf ihre Meinung verlassen. Wir sind hier keine Doktoren, sprechen nur über unsere Erfahrungen, deshalb kannst du dich da nie auf die Aussagen von Usern hier stützen.

Frage: Welche Untersuchungen wurden gemacht?
Alle anderen Blutwerte in Ordnung? (um eine Entzündung des Hodens oder der Nebenhoden auszuschließen, würde die Wasseransammlung erklären)

Ich kenne selber das Problem, dass viele Ärzte kaum etwas preisgeben, man muss ihnen alles aus der Nase ziehen. Manche reden einfach ungern mit Patienten, die anderen wollen sie nicht beunruhigen, viele haben einfach keine Zeit für Aufklärungsgespräche und können einfach auch nicht mehr sagen, solange kein eindeutiges Biopsieergebnis vorliegt

Ich kann dir so viel sagen, einige Hodentumore zeigen keine Markererhöhungen (Seminom, Teratom, sehr frühes Stadium).
Da du meinst, diese Auffälligkeigkeit zeige keine Durchblutung, wurde wohl eine Dopplersono durchgeführt. So könnte (!) es für ein kleines Teratom sprechen.

Die anderen Krebsarten sind prinzipiell durchblutet.

Da du hier schon länger mitliest und nun schreibst, erkennt man natürlich, dass du dich mit dem Thema auseinander setzt und es dich auch beunruhigt. Wenn du auf die OP verzichtest, wirst du jeden Tag mit dem Gedanken leben, dass da womöglich doch etwas ist. Rate ich dir nicht, ehrlich. Man muss alle möglichen Ursachen ausschließen, auch dass etwaige andere Tumorerkrankungen womöglich in den Hoden metastasieren.

Im Grunde hast du es leicht, dich für etwas zu entscheiden. Viele von uns müssen sich bei frühen Stadien dazu entscheiden, Chemo ja/nein. Man sucht Rat bei vielen Spezialisten, doch keiner kann dir sagen, was in einem Jahr ist. Wir alleine müssen uns schlußendlich für etwas entscheiden und dann mit dieser Entscheidung leben.

Ich kann dich beruhigen: So eine Op (oder im Grunde eigentlich erstmal eine Biopsieentnahme) ist keine große Sache, du wirst kurz danach wieder fit. Aber dann wirst du dir nicht vorwerfen können, dass du nichts getan hast.

Da keine Marker anschlagen und ich nach deinem Nick auf dein Alter urteile kannst du dich aber auch beruhigen, dass da womöglich gar nichts großartiges ist. Und wenn doch, wirst du sicher über die sehr guten Prognisen bei Hodenkrebs informiert haben. Es könnte ein extrem frühes Stadium sein.
Ein CT könnte Klarheit bringen.

Kopf hoch, auch wenn diese Unsicherheit dass schlimmste ist, bei jedem. Und das Warten auf Ergebnisse.

Kennen wir alle.

Du könntest dir privat noch einen guten Urologen suchen, der noch einmal die ein Ultraschall durchführt. Wenn du willst, kannst du die bisherigen Ergebnisse mal verschweigen und auf seine Reaktion warten. Erst dann könntest du sie ihm vorlegen und mit ihm darüber sprechen.

Sei dir aber bewusst, dass sogar wenn er sagt, da sei nichts, du noch immer eine 2:1 Quote hast und es dir bei deiner Unsicherheit nicht behilflich sein wird. Ärzte machen auch Fehler, oft können sie einfach nicht durch unterschiedliche Bildgebungen auf eine Diagnoseschließen, das kann nur eine laboruntersuchte Biopsie.

Wenn du dir hier einige Berichte durchliest wirst du feststellen, dass bei einigen anfangs auf eine harmlose Erkrankung hingewiesen wurde, bis irgendwann wertvolle Zeit verstrich und der Tumor metastasierte.

Mein Rat: Mach es, so rasch wie möglich, quäle dich nicht mit dem Ungewissen. Wenn da nichts ist, wirst du in einem Monat die OP vergessen haben, wenn doch, wirst du "froh" sein, dich dafür entschieden zu haben. Gerade bei Hodenkrebs ist jede Woche wertvoll, da er grundsätzlich schnell streut.

Viele Leute rennen bei jedem Wehwehchen zum Arzt und verlangen alle Untersuchungen.
Viele, wie ich, zögern jeden Arztbesuch aus und leben mit der Angst, dass etwas gefunden wird.
Ich fühlte mich körperlich fit, keine Schmerzen, kein Unwohlsein. Gerade dass ist das heimtückische bei Krebs, wir sehen "abgemagerte Glatzköpfe, die sich vor Schmerzen krümmen" und glauben, wenn es Krebs ist, merke ich das schon. Nein!

Ich habe mich wie gesagt super gefühlt, als ich beim Rasieren eine Erhärtung spürte. Ich habe 3 Wochen den Gang zum Arzt hinausgezögert, wollte mir einreden, dass da nichts ist. Meinte zu mir, vielleicht war der Hoden immer schon so, habe ihn nie wirklich bewusst getastet. Ich konnte mich nur kurzzeitig ablenken, jede Nacht bin ich mit Panikattacken ins Bett gegangen und versuchte, es mir auszureden. Habe mich mit Beruhigungstabletten still gelegt.
Irgendwann habe ich es nicht ausgehalten, habe es meiner Frau gebeichtet und sie zwang mich im Urlaub einen privaten Urologen aufzusuchen. Hätte sie mich nicht gezwungen, würde ich wohl weiter den Arztbesuch hinauszögern und mit schlimmeren Konsequenzen womöglich jetzt leben. So bleibt es bei einem Seminom (vor 2 Monaten OP gehabt), ohne Risikofaktoren, ohne Tumormarker und kann jedem nur Mut machen, darüber zu sprechen.

Und weißt du was?
Wie du habe ich vor meiner Diagnose alles gelesen, mich darüber informiert und als ich beim Arzt meine Diagnose hörte, hat es mich beruhigt!! Du erfährst, dass du Krebs hast und ich fühlte mich von dieser Unsicherheitsangst befreit und konnte mich gezielt auf die Diagnose und Therapie konzentrieren. Das war sogar förmlich eine Erleichterung.
Jetzt verstehe ich erst, wie Krebskrange offen über ihre Erkrankung sprechen können. Man kann sich mit seiner gesundheitlichen Situation auseinandersetzen und schwebt nicht auf der angstfördernden Wolke des Ungewissen.

Und ich arbeite mein Leben lang als Krankenpfleger, habe jeden Tag mit Kranken und Tod zu tun. Irgendwann habe ich diese Barriere aufgebaut, dass es "immer die anderen" trifft.

Vielleicht solltest du dir diesen Arschtritt von deinen Verwandten oder Freunden holen, den auch ich gebraucht habe.
Wenn du täglich mit Angstzuständen kämpfst, geh zu deinem Hausarzt und lasse dir etwas zum Beruhigen verschreiben, dass kann dir in dieser Situation helfen und dann mach es. Aber halte uns auf jeden Fall auf dem Laufenden!

Das war mein Wort zum Sonntag!

Geändert von WienMartin (20.05.2018 um 12:55 Uhr)
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