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Alt 24.05.2017, 09:49
Zuckerspinne Zuckerspinne ist offline
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Standard AW: Meine Mama stirbt...

Liebe Catalie,
Dein Beitrag ist wie ein Dejavu für mich: Ich habe das Gleiche erlebt und die gleichen Gefühle gehabt wie Du, selbst die Kinder sind gleich. Ich will Dir auch die Wahrheit sagen. Auch ich konnte nie mit meiner Mutter über ihr Sterben reden, obwohl wir beide es wußten, das es bald soweit ist. Wir taten immer so, als würde alles noch lange gut gehen. Selbst als meine Mutter 3 Tage vor ihrem Tod das Bett nicht mehr verlassen hat.. sie aß und trank nichts mehr, döste und schlief abwechselnd und sprach auch mit niemandem mehr. Leider hat sie mich nicht mehr gestreichelt...unser Verhältnis war immer etwas angespannt. Ich habe diese Besuche kaum noch ertragen, sie so leiden zu sehen. Sie hatte große Atemnot durch immer wiederkehrende Pleuraergüsse, Metastasen in den Knochen und Lunge und war nur noch Haut und Knochen. Ja, der Abschied war auf Raten und passierte eigentlich schon in den Tagen vorher. Ich bin irgendwie mitgestorben...Noch am Tage ihres Todes habe ich sie morgens ins KH gebracht, weil ich nicht wollte das sie zu Hause erstickt und auch weil ich Angst hatte, vor dem was kommt. Im KH sagten mir die Ärzte, sie wäre schon in der finalen Phase, die Schnappatmung setze ein und sie war sehr verwirrt. Meine Mutter wurde palliativ sediert, d.h. sie schlief seelenruhig und bekam ihre Atemnot nicht mit. So ist sie friedlich noch am selben Tag eingeschlafen. Sie war 72. Aber: Sie war allein. Ich hätte bleiben können, aber habs nicht getan. Ich war einfach zu feige, dabei zu sein. Ich hatte solche Angst davor, ihren letzten Atemzug miterleben zu müssen. Heute bereue ich das und mache mir Vorwürfe: Sie war doch meine MUTTER! Hätte ich als einziges Kind nicht bei ihr sein müssen?!
Ich bin an dem Abend nochmal ins KH, 10 Minuten vorher ist sie verstorben, der Arzt war noch im Zimmer. Ich hatte vorher noch nie einen Toten gesehen und immer Angst davor gehabt, aber ich wollte es trotzdem. So habe ich mich von meiner toten noch ganz warmen Mutter verabschieden können. Diesen Moment werde ich mein ganzes Leben in mir tragen.
Vielleicht hilft Dir meine Geschichte bei Deiner Entscheidungsfindung. Ich wünsche Dir viel Kraft.
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