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Alt 15.01.2007, 10:26
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Standard AW: Auch ich gehöre nun dazu

Guten Morgen.

Ich bin eine Angehörige bzw. Hinterbliebene. Ich möchte gern auf Deine Frage, woran LK-Patienten sterben eingehen. Das war auch immer die Frage meiner Mutti. Sie hat gehofft und Chemo und Bestrahlung mitgemacht, aber auch das Schlimmste in Erwägung gezogen und alles (Testament,Gestaltung der Feier ect.) geregelt.Es war zwar schrecklich für uns, das Hoffen und Bangen, aber ich hatte so die Möglichkeit, für sie da zu sein und ihr ein klein wenig zurück zu geben. Es blieb kaum etwas unausgesprochen.

Uns haben die Ärzte gesagt, wenn keine Chemo gemacht wird, wächst der Tumor rasant (war genau an der Luftröhre) und sie erstickt.Der Kleinzeller ist sehr agressiv.Durch die Chemo wurden uns ein paar Monate geschenkt.Dann kamen spinale und cerebrale Metastasen und alles ging ganz schnell. Sie hatte zwar keine Symptome für Hirnmetastasen, aber das Immunsystem war ganz unten, was noch durch das Kortison verstärkt wurde.Sie bekam eine schwere Lungenentzündung,an der sie dann auch 8 Monate nach Erkennen der Krankheit am 20.9.06 mit 51 Jahren verstarb. Es war auch eine Art Ersticken, die Lunge war kaputt (Krebs,Entzündung,Bestrahlung,Beatmung) und transportierte nicht mehr genügend Sauerstoff ins Blut und somit zu den Organen. Sie wurde dann ins Koma verlegt und als nach Tagen abzusehen war, dass ihre Lunge sich nicht mehr erholen wird und durch den steten Sauerstoffmangel langsam Zellen absterben, wurde das Narkosemittel erhöht und sie ist rüber gedämmert.Sie hat das nicht mitbekommen,keine Angst,kein Leiden.
Die Geschichte meiner Mami ist auch etwas im thread "Gute Ergebnisse trotz schlechter Prognose gesucht" von mir beschrieben,einige Seiten weiter vorn.

Viel Patienten sterben wohl eher an den Folgen der Erkrankung und der Therapien, weil ja die meisten Menschen auch alles versuchen wollen. Das sind je nach Ausbreitung z.B. Lungenembolie, Folgeerkrankungen eines nicht mehr vorhandenen Immunsystems(wobei das Immunsystem nicht unbedingt durch Chemo ect. zerstört bzw geschwächt wird,denn es hat schon zu Beginn Deiner Erkrankung nicht korrekt gearbeitet),Ausfall einzelner Organe ect. Aber für die meisten ist es kein Leiden, eher für die Angehörigen.Gute Einstellung durch Schmerzmittel und Begleitung durch ein Hospiz oder Pflegestelle erleichtern vieles.

Ich schreibe jetzt so technisch über das Sterben...dabei geht es hier um Dein Leben und nicht etwas Abstraktes.. Ich akzeptiere Deine Entscheidung natürlich völlig und bin voller Bewunderung.Aber ich wüsste,wenn meine Mami diese Entscheidung getroffen hätte, wäre uns ein Sommer verloren gegangen,den ich trotz der Tiefen nicht missen möchte.Es war sehr intensiv und auch sehr schön.Zu Bedenken wäre für Dich vielleicht, das Deine Entscheidung auch der Meinung von Menschen beruht, die nicht allwissend sind und nur Prognosen geben können,die nicht immer so eintreffen.Doch es ist natürlich verständlich,dass Du Deinen Weg gehen musst.Ich wünsche Dir und Deinen Angehörigen die Stärke dafür.
Alles liebe für Dich.
Juliane
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