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Alt 03.03.2004, 09:05
Gast
 
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Standard Nierenzellkarzinom und Lungenmetastasen

Liebe Dorle,

die kombinierte Immun-Chemo beim metastasierenden Nierenzellkarzionom basiert auf den abgeschlossenen Studien, bei denen Prof. Atzpodien massgeblich beteiligt war. Sie besteht aus der Kombination von Interferon, Interleukin und 5 FU und hat eine ca. 30 bis 40%ige Erfolgsquote.

Soweit mir bekannt ist, hat sich an der Situation, daß alleinige Chemotherapie oder Bestrahlung beim Nierenzellkarzinom unwirksam sind, nichts geändert. Die einzige derzeit bekannte schulmedizinische Therapiemethode ist die Immun-Chemo-Therapie. Derzeit forscht man noch auf dem Gebiet der Tumor-Impfung mit dendrischen Zellen, die Studien sind jedoch m.W. noch nicht abgeschlossen (es gibt noch keine Kassenzulassung).

Xeloda, dass Du bekommst, ist das Chemotherapeutikum 5FU in Tablettenform (es wandelt sich im Organismus in 5FU um). Mein Mann Jürgen bekommt derzeit den 3. Akut-Kurs Immun-Chemo-Therapie´: Bisher mit Erfolg - die Krankheit ist zum Stillstand gekommen.

Manche Ärzte versuchen zunächst die Therapie zu vereinfachen, indem sie sich nicht an das Atzpodien-Schema halten und lediglich Interferon und 5FU verabreichen. Meines Wissens gibt es über diese (halbe) Therapie keine Studienergebnisse. Man scheut sich hierbei, dass häufig nebenwirkungsreichere Interleukin auch zu geben. Aber wie schon gesagt, besteht die komplette Immun-Chemo-Therapie aus Interleukin-Interferon und 5FU.

Die kombinierte Immun-Chemo wird im Akut-Kurs über 8 Wochen verabreicht. Es wird bezogen auf m²-Körperoberfläche des Patienten eine individuelle Dosierung in einem kompletten Therapieplan ausgearbeitet. Während 4 Wochen erhält man einmal wöchentlich (montags) eine Infusion mit dem Chemotherapeutikum 5FU und jeweils montags, mittwochs und freitags eine Spritze ins Unterhautfettgewebe mit Interferon. Während der anderen 4 Wochen entfällt die Infusion mit 5FU, dafür wird montags, mittwochs und freitags Interferon UND Interleukin gespritzt, teilweise alleinige Interleukin-Hochdosis-Therapie , teilweise Interleukin und Interferon in Kombination. In diesen 4 Wochen werden an den drei Tagen jeweils 2 Spritzen (morgens und nachmittags) verabreicht.

Nach diesem 8-Wochen-Zyklus wird ein Staging durchgeführt. Bei Krankheitsstillstand oder sogar Rückgang der Metastasen werden in der Regel 1-2 weitere 8-Wochen-Kurse (nach Erholungsphase) durchgeführt. Zwischenzeitlich frischt man die Therapie durch eine sogenannte "Erhaltungs-Therapie" immer wieder auf (solange die Krankheit nicht fortschreitet). In dieser Erhaltungstherapie werden im Abstand von 8-Wochen an 5 Tagen hintereinander Interferon und Interleukin in verschiedenen Kombinationen gespritzt, 5FU entfällt.

Bezüglich der Nebenwirkungen der kombinierten Immun-Chemo und den Medikamenten, um die Nebenwirkungen abzuschwächen, habe ich unter diesem Thread Jörg am 23.2.04 einen Internet-Link gegeben, der m.E. sehr informativ ist. Hier bitte unbedingt die schwach gedruckten Links "Nebenwirkungen" und "Maßnahmen", die innerhalb des Textes erscheinen, öffnen.

Die Therapie wird in der Regel zu Hause durchgeführt, sodaß, wenn keine Komplikationen auftreten, ein stationärer Krankenhausaufenthalt nicht erforderlich ist.

Die Immun-Chemo-Therapie ist sicherlich nicht einfach mit all' ihren Nebenwirkungen. Aber es lohnt sich, sie durchzuführen. Heino hat vor mehr als 10 Jahren glaube ich diese Therapie noch als Studie erhalten und ist heute geheilt. Hartmut führt diese Therapie ebenfalls durch (mittlerweile im 3. Zyklus) und hatte bisher einen Metastasen-Rückgang zu verzeichnen. Mein Mann Jürgen lebt jetzt seit 2 Jahren immer wieder in Etappen mit der Immun-Chemo-Therapie und hat bisher einen Krankheitsstillstand. Eine im Mai letzten Jahres durchgeführte Lymphknoten-Entfernung im Brustbereich zeigte im pathologischen Ergebnis "ausgeprägte regressive Veränderungen" d.h. die Krebszellen waren auf dem "Rückmarsch".

Noch eine Frage an Dich: Woher ist die Klassifizierung G1 bei Deinen Metastasen bekannt? Sind hier Lymphknoten operativ entfernt worden, oder hat man einfach mal aufgrund eines bildgebenden Verfahrens "getippt"? Wenn letzteres der Fall war, würde ich Dir dringend empfehlen, eine weitere ärztliche Meinung einzuholen (auch in Bezug auf die Therapie). Es ist nämlich nicht möglich, eine Tumorklassifizierung aufgrund eines bildgebenden Verfahrens festzustellen, sondern lediglich aufgrund eines pathologischen Ergebnisses. Ich frage dieses deshalb, weil ich hier irgendwo schon einmal gelesen habe, dass ein Radiologe eine Tumorklassifizierung aufgrund eines bildgebenden Verfahrens durchgeführt hat ( die anschließend mit dem pathologischen Ergebnis in keiner Weise vergleichbar war).

Ich hoffe, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben. Für weitere Fragen von Dir stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Du kannst von mir auch viel aus meinen Erfahrungen unter dem Thread "Niere raus - Tumor raus, was nun" lesen.

Laß Dich nicht unterkriegen. Der Nierenkrebs ist zwar sehr tückisch, wächst aber in der Regel sehr langsam. Nutze Deine gute körperliche Kondition und denk vielleicht mal über die kombienierte Immun-Chemo nach.

Liebe Grüße
Ulrike

N.B.: Knochenmetastasen können übrigens, wenn es erforderlich ist, bestrahlt werden. Entgegengesetzt zum strahlentherapie-resistenten Nierenkrebs reagieren Knochenmetastasen des Nierenkrebses recht gut auf Bestrahlung. Allerdings ist es vorher möglich, eine Infusionstherapie zur Behandlung der Knochenmetastasen durchzuführen. Harmut macht dies und wie seine Arzt-Berichte zeigen, mit Erfolg. Das Medikent, das Hartmut erhält, heißt Zometa. Aber hierzu kann er Dir vielleicht selbst mehr schreiben.
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