Einzelnen Beitrag anzeigen
  #56  
Alt 23.09.2004, 23:44
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Brustkrebs und kleine Kinder

Liebe Anne!

Die Angst wird uns wohl nie verlassen, aber man kann mit der Zeit besser damit umgehen. In meiner akuten Zeit haben sich viele Menschen nach mir erkundigt, aber das läßt sehr schnell nach. Der normale Alltag kehrt zurück. Einerseits ist das ja auch schön, andererseits fühlt man sich mit seinen Ängsten manchmal sehr allein gelassen. Deshalb bin ich so froh über dieses Forum. Wir sind alle betroffen und empfinden gleich. Man kann ja auch seine Familie nicht so sehr belasten und deshalb ist der Austausch mit euch hier so wichtig für mich!

Meine Kinder haben damals auch sehr gelitten. Meine beiden Ältesten gingen damals in die 1. und 2. Klasse (die beiden Kleinen haben es eigentlich gar nicht so richtig mitbekommen, was mit mir los ist). Ich bin dann vor der OP in die Schule gegangen und habe gleich mit den Lehrerinnen gesprochen. Das hat sehr gut getan. So konnten sie viel besser mit der Situation umgehen und sich Veränderungen der Kinder erklären. Es wurde in der Schule plötzlich offen über Krebs gesprochen und den Kindern hat es sehr gut getan. Ich war damals auch so fertig und mußte viel weinen. Eigentlich sollten die Kinder das gar nicht so mitbekommen, aber sie haben es gespührt, dass etwas nicht stimmt. Als ich dann im Krankenhaus war - das war noch einmal eine harte Zeit für uns alle. Seitdem geht es aber stetig bergauf! Bitte hab ein wenig Geduld - es wird auch dir so ergehen.
Vor einigen Tagen erzählte mein Mann von einem Kollegen der Lymphdrüsenkrebs hat (Endstadium). Mein Sohn (fast 10 Jahre) hat es mitbekommen und auch gleich Fragen gestellt. Sie wissen, dass der Krebs bei mir im Moment nicht mehr da ist, aber das er wieder kommen kann. Wir reden auch über den Tod. Er fragte mich "Mama, mußt du denn auch sterben?" Es tut so weh!!
Ich habe ihm erklärt, dass wir alle sterben müssen, früher oder später und das das keiner so genau weiß. Es gibt auch viele Kinder, die sehr früh sterben. Ich kann ihn nicht belügen. Ich weiß, dass der Krebs jederzeit zurück kommen kann und dann wäre es viel schlimmer für die ganze Familie.
Am Montag muß ich wieder ins Krankenhaus. Es wird ein Knochenszintigramm gemacht und der Thorax wird geröngt.Ich hoffe, dass alles gut ausfällt (obwohl ich im Moment einige Beschwerden habe).
Mein eigener Tod beschäftigt mich im Moment gar nicht mehr so sehr, der Gedanke, meinen Mann und die Kinder allein zu lassen, fällt mir viel schwerer! Zum Glück habe ich einen sehr lieben Mann und ich kann mit ihm über alles reden. Das tut schon sehr gut. Bist du auch verheiratet?

Meine Kinder fragen mich auch, was nach dem Tod passiert! Ich sage dann immer, dass wir dann Engel werden und aus dem Himmel immer sehen können, was sie machen (klingt zwar kitschig, aber der Gedanke ist doch schön). Ich habe in den letzten Jahren meine Großeltern verloren (meine Oma hatte auch Krebs und mein Opa konnte das Alleinsein nicht ertragen. Er hat sich dann das Leben genommen). Wir reden heute oft über sie und der Gedanke, dass sie als Engel im Himmel und immer bei uns sind ist sehr schön und auch beruhigend für die Kinder!

So, jetzt erst einmal genug! Ich werde mich auf alle Fälle wieder melden. Ich schreiben auch unter carzinoma in situ. Wenn du Lust hast, kannst du ja mal lesen!

Liebe Grüße von
Manuela
Mit Zitat antworten