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Alt 07.03.2006, 13:38
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Die folgenden Verse sind sicher schon mal im Forum irgendwo zitiert worden und umschreiben sehr gut, was meine Frau mir sagen würde, wenn sie noch direkt zu mir sprechen könnte.

Wenn ich am Grab meiner Frau stehe oder auf andere Weise mit ihr kommuniziere, frage ich mich manchmal, ob ich mich anders verhalte, als wenn sie mir direkt gegenüber stünde oder ob wir beide die gleichen geblieben sind. Manches bleibt, wie es immer zwischen uns war -- nur ich nun auf der einen Seite, sie auf der anderen Seite des Weges -- .

Auf der anderen Seite des Weges

Der Tod ist nichts,
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht nicht eine andere Redensweise, seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich, betet für mich,
damit mein Name im Hause ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.
( Charles Pegeay )




In früheren Beiträgen wurden Phasenmodelle der Trauer beschrieben. Doch läuft für jeden die Trauer anders und ganz persönlich ab. Modelle können meine Gefühle einordnen helfen, mehr aber auch nicht. Sie helfen mir jedoch leider nicht, meine Trauer zu bewältigen. Lösungswege aus der Trauer sind dort auch nicht enthalten, die muß ich mühsam für mich selber finden.

Damit setzen sich nachdenklich die folgenden Bemerkungen auseinander:

ZITATANFANG:

.....Andererseits sind solche Modelle aber nicht ganz unproblematisch. Durch das schematische Abbild können sie dazu verleiten, die Individualität und die ureigene persönliche Form der Auseinandersetzung aus dem Blick zu verlieren. Ein Modell darf niemals als vorgeschriebenen Marschroute, als ein Prinzip und ein "Muss" verstanden werden. Ein brauchbarer Umgang ist nur dann möglich, wenn Raum für Individualität bleibt.

Hinzu kommt, dass solche Modelle einen bestimmten Maßstab des "richtigen" oder vertretbaren Trauerns unterstellen können. So gewinnbringend ein Modell sein kann, um die eigenen Reaktionen einzuordnen, so irritierend kann es sein, wenn die eigene Einordnung scheinbar nicht gelingen will.

Modelle bieten Orientierung und erste Anhaltspunkte. Sie dürfen nicht missverstanden werden als Patentrezepte oder Vorschriften; Sie leisten lediglich den Versuch einer Darstellung - und dieser kann dann entlastend und hilfreich sein, wenn das eigene individuelle Erleben darin seinen Platz behalten darf.

ZITATENDE

(aus: http://www.ricardas-homepage.de/Dorothee/)
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (07.03.2006 um 13:44 Uhr)
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