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Alt 04.06.2002, 11:30
Gast
 
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Standard Sie will das ich gehe!!

Hallo Brigitte,
dass ich von dir eine dicke Umarmung verdient habe, fasse ich als großes Kompliment auf. (umarme dich zurück!)

Was du da über etwaige Schuldgefühle der Angehörigen geschrieben hast, stimmt sicher - will man nur nicht gerne wahrhaben.
Man merkt in dem Augenblick der Diagnose, dass die Beziehung zu dem Betroffenen vorher doch irgendwie zu oberflächlich war. Vielleicht gerade bei Verwandten deren Liebe oder Zuneigung man sich sicher ist. Es ist einfach selbstverständlich, dass sie da sind. Und man liebt sie ja auch - da muss man sich ja nicht groß um sie bemühen.Oder?
Und plötztlich der Augenblick, wo man draufkommt, man hätte schon Jahre früher öfter mal sagen und zeigen können wie VIEL sie einem doch bedeuten. Während man sich dessen bewusst wird, möchte man den jetzt Erkrankten überschütten mit Zärtlichkeiten, Hilfe und mit tiefergreifenden Gesprächen über Gefühle. Das kann ja eigentlich nicht funktionieren.
In meinem Fall habe ich wirklich ein gutes Verhältnis zu meinem Vater - trotzdem denke ich mir heute, ich kenne ihn viel zu wenig. Allein die Umarmungen sind seit der Diagnose viel inniger geworden. Warum erst jetzt?

Den Stress mit den Nachsorgeuntersuchungen kann ich euch zumindest ein bisschen nachfühlen. Bin zwar nur nierentransplantiert (die neue Niere hat mir übrigens mein Vater gespendet), aber auch ich rechne bei jeder Untersuchung damit dass die Werte wieder schlechter geworden sind, und die Zeit der Dialyse näherrückt.(Kann man natürlich nicht vergleichen, da ja nicht lebensbedrohend).
Aber ich denke man sitzt als früherer Krebskranker auf einem Pulverfass, dass zwar hoffentlich NIE hochgehen wird, aber ein kleiner Rest an Unsicherheit wird wohl im Hinterkopf bleiben.

Also ich wünsche euch eine verständnisvolle Umgebung
und alles Gute und Liebe!!!
Afra
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