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Alt 05.04.2015, 01:13
Taranga Taranga ist offline
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Registriert seit: 04.04.2015
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Standard Frau mit Nephrektomie, mental sehr labil, „steckt Kopf in den Sand“ …

Guten Abend allerseits,

vorab: schön, dass es dieses Forum hier gibt, habe in den letzten Tagen immer wieder hier gelesen und schon viele neue Informationen gefunden. Ebenfalls vorab möchte ich mich schon für die Länge des Posts entschuldigen, irgendwie floss das alles so raus – was irgendwie auch gut tat.

Zunächst stelle ich mich mal kurz vor: mein Name ist Ralf, bin „gut Mitte 40“ und ich bin auf dieses Forum gestoßen im Zuge der Krebserkrankung meiner Frau. Es ist das erste Mal, dass ich in meinem Leben mit dieser Krankheit direkt konfrontiert bin, entsprechend lückenhaft-oberflächlich ist mein Wissen darüber – bei meiner Frau schaut es genauso aus.

Der Nierentumor wurde – wie wohl so oft – durch Zufall bei einer US-Untersuchung des Bauchraumes festgestellt. Letzte Woche Freitag erfolgte die OP in einer Urologischen Fachklinik, die Niere wurde aufgrund der Größe des Tumors (8 x 5,6cm) vollständig entfernt, organerhaltende OP war nicht mehr möglich. Lt. den Ärzten war der Tumor bösartig, aber es ist alles sehr gut ohne jegliche Komplikationen verlaufen, Niere wurde im gesunden Gewebe rausgeschnitten, ist wohl alles raus. Die Lymphknoten waren „frei“, Metastasen wurden nicht diagnostiziert, insofern wird meine Frau als geheilt eingestuft. Morgen (bzw. nachher schon) wird sie aus dem KH entlassen, in 1,5 Wochen geht´s in die Reha nach Bad Nauheim.

Insofern ist alles gut! Aber: ich habe tausend Fragen (wir wissen z.B. nicht Mal, welches Grading der Tumor hatte, etc.), genausoviele Ängste und Sorgen und nur ganz begrenzte Möglichkeiten, diese direkt mit den Ärzten zu besprechen. Denn meine Frau (schon vor der Diagnose zurückkehrende Depressionen) steckt bei Problemen oder Ängsten am liebsten „den Kopf in den Sand“ und will nichts mehr hören, nichts mehr wissen. Diese klassische Verdrängungstaktik kann ich in Anbetracht der Erkrankung gut nachvollziehen, es ist schwer zu realisieren, dass es nunmehr nicht mehr „nur die anderen“ sind, die an Krebs erkranken. Ich kann es selbst oft noch nicht glauben.

Vor dem Hintergrund nahm sie bei den Arztgesprächen (bei denen ich leider nicht dabei war) nur das mit, was wesentlich war (s.o.). Ich dagegen hätte gerne noch viel mehr Informationen. Sie war auch einverstanden, dass ich nochmal mit den Ärzten spreche, um mir diese zu holen – aber ich merkte schon, dass es ihr nicht wirklich recht war. Als wir gestern mit den Schwestern über einen Termin sprachen, stellte sich heraus, dass wir ein evtl. Gespräch wohl gemeinsam führen sollten. Da brach meine Frau regelrecht zusammen: sie will ein solches Gespräch nicht führen, sie will nicht mehr wissen als das was sie schon weiß. Und sie will eigentlich auch nicht, dass ich mehr weiß. Klar ist ihr, dass in Zukunft ggfs. noch Metastasen auftreten können und dass sie regelmäßig zu den Nachsorgeuntersuchungen gehen muss, dem verschließt sie sich nicht. Aber bloß nicht zu viel wissen. Ich habe ihrem Wunsch entsprochen, mit dem Hinweis darauf, dass wir immer noch mal nachfragen können, wenn wir doch mehr wissen wollen. Außerdem bekämen wir ja noch den Arztbericht und könnten ggfs. auch bei unserem „Hausurologen“ nachfragen.

Ich bin ziemlich ratlos und platziere hier einfach mal die Fragen, die mich am meisten umtreiben. Für eine Antwort auf die eine oder andere wäre ich Euch sehr dankbar! Und seht mir nach, falls diese bereits an anderer Stelle dieses Forums behandelt wurden – habe die vielen Posts / Informationen nicht alle lesen können, da ich immer zwischen Büro, Schule (10jährige Tochter), zu Hause (Hund will auch versorgt sein) und Krankenhäusern (Mutter ist auch noch erkrankt) pendele und nur spät abends / nachts lesen kann.
• Habe noch nie einen Arztbericht nach einer solchen OP gesehen: enthält der standardmäßig die wesentlichen Informationen zu Grad der Bösartigkeit, Metastasen, Lymphknotenentfernung, etc.? Dann würde ich mit etwas besserem Gefühl auf das o.g. Arztgespräch verzichten können.
• Habe gelesen, dass Metastasen „gerne“ in Lungen, Knochen oder Hirn auftreten. Das CT ist lt. meiner Frau nur für den Bauch-/Beckenraum gemacht worden, die Lunge wurde geröntgt und ist demnach metastasenfrei: reicht das Röntgen der Lunge für eine halbwegs sichere Beurteilung?
• Was ist mit dem Kopf? Müsste nicht eigentlich ein Schädel-MRT gemacht werden oder kann man wg. des Nichtbefalls der Lymphknoten sicher sein, dass sich auch im Hirn keine Metastasen gebildet haben? Wenn ich diesbzgl. – bei Einverständnis meiner Frau – „Druck machen will“: wende ich mich an den Urologen oder Hausarzt oder die Ärzte im KH? Oder kann das in Bad Nauheim (Reha) nachgeholt werden?
• Ich weiß nicht, ob ein Knochenszintigramm (von dem ich hier im Forum erstmals las) gemacht wurde, will meine Frau aber auch nicht direkt darauf ansprechen, weil sie dann gleich wieder in Panik verfällt: das stünde doch sicher auch im Arztbericht, oder?
Wenn keines gemacht wurde: kann das in der Reha in Bad Nauheim ggfs. nachgeholt werden? Oder wo macht man das am besten?
• Hat jemand Erfahrungen mit der Reha-Klinik Bad Nauheim? Im Net las ich einige Bewertungen, die waren z.T. haarsträubend schlecht, allerdings i.d.R. in Bezug auf Prostataleiden. Bekommt man dort auch eine ausreichende psychologische Unterstützung (die m.E. für meine Frau wesentlich ist)?
• Gibt es weitere Untersuchungen, die Ihr empfehlen würdet?

Ich bin so unsagbar glücklich, dass alles gut verlaufen ist und meine Frau als geheilt betrachtet wird – mache mir aber gleichzeitig wahnsinnige Sorgen, dass etwas übersehen werden könnte.

Vielen Dank vorab für Eure Hilfe!

Viele Grüße aus Düsseldorf,

Ralf

P.S.: Da meine Frau in ca. 9 Stunden nach Hause kommt und sie nichts von meiner hiesigen Nachfrage weiß und zunächst auch nichts wissen soll, werde ich wohl erst morgen Abend wieder online sein.
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