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Alt 25.03.2008, 21:02
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Roebi Roebi ist offline
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Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo Mama!

Puh, es ist geschafft, Ostern ist vorbei. Es war ganz schön hart für mich, hier die "normale" Nicole zu spielen. Am Sonntag war Papa bei T. Hildegard eingeladen. Dafür war ich doch schon recht dankbar. Auch wenn ich es gerne habe, mich um Papa ein bisschen zu kümmern, aber so langsam aber sicher, finde ich, muss ich auch meinen Weg finden, damit zurecht zu kommen. Am Sonntag-Abend habe ich einen Film über Jesus im Fernsehen gesehen. Bis zur Kreuzigung ging alles gut, aber als er wieder auferstanden ist, konnte ich nicht mehr. Ich habe geheult, bis ich ganz rote Augen hatte. Sogar die wasserfeste Wimperntusche, hat sich ergeben. Auch gestern, als wir auf Karolas Geburtstag eingeladen gewesen sind, hast Du in jeder Sekunde total gefehlt. Ich weiß wirklich nicht, wann der Moment kommt, an dem ich begreifen werde, dass Du nicht mehr da bist.
Seit gestern schneit es hier in Köln. Bin mit Lucas gestern auch an Deinem Grab gewesen. Deine ganzen Blumen waren voller Schnee. Das hätte Dir bestimmt gefallen, obwohl es saukalt ist. Lucas hat Dir einen Porzellan-Osterhasen an eine Deiner "5" Kerzen gestellt. 3 Kerzen sind mir ja erklärbar, aber von wem die anderen sind. Pfft, kein Plan. Als ich die Kerzen gesehen habe, habe ich mich gefreut. Nicht nur Mama, Oma und ich denken an Dich, sondern auch noch andere. Habe heute auch wieder mit Ela telefoniert. Auch sie kann es nicht begreifen, dass Du nicht mehr da bist. Ich verstehe es wirklich nicht, und ich will es - glaube ich - auch nicht verstehen. Ich fühle mich immer so schuldig, wenn es mir mal einen Tag einigermaßen besser gegangen ist. Ich habe Angst, der Trauer, die Dir zusteht, nicht gerecht zu werden. Denn Du hast so über alle Maßen so viel Trauer verdient, dass ich nicht weiß, ob meine angemessen erscheint. Natürlich weiß ich, dass Du - wenn Du könntest - mich kräftig in meinen Hintern treten würdest (Ach, wenn Du es doch nur tun würdest!), weil Du es für völligen Quatsch hielst. Aber ich kann einfach gegen mein Gefühl nicht an. Jeder hätte gehen dürfen, Mama, aber doch nicht DU! Ich fühle mich so schlecht, dass ich z.B. an dem Tag, als Du nach Hause durftest, nicht einfach blau gemacht habe. Ich fühle mich so schlecht, weil ich Dich nicht besuchen durfte, konnte.... Wie gerne würde ich die Zeit noch einmal zurückdrehen, nur um bei Dir zu sein. Ich habe dich allein gelassen. Vielleicht auch, weil ich es nicht wahrhaben wollte, dass Du Todkrank warst. Ich habe fest damit gerechnet, dass Du eines Tages aus dem KH entlassen würdest und wir wieder nach Büsum fahren würden. Nur wir 2 mit Lucas. So, wie wir es fest geplant hatten. Ich habe mich auf die Aussagen Deiner Ärzte verlassen, und nun bin ich verlassen. Für alle anderen dreht sich die Welt weiter, doch für mich ist sie stehen geblieben. Ich quäle mich einen Tag mehr, einen Tag weniger durch diese verheuchelte Welt. Mich können wirklich nur die Leute verstehen, die selbst einen geliebten Menschen verloren haben. Menschen wie diese, die auch im Forum sind, und Rat und Trost brauchen. Ist das nicht schrecklich? So viele Menschen, suchen Trost! Trost genauso wie ich ihn brauche, ihn aber nicht kriege und auch nicht finden kann. Heute habe ich zur Ela gesagt, dass die Zeit vielleicht einmal alle Wunden heilen wird. Aber die Zeit kann diese Wunde nicht heilen. Da gab Ela mir Recht. Ich glaube, mit Deinem Tod ist ihr bewusst geworden, was sie an ihrer Mom hat. Und das ist auch gut so. Habe eben bei jemandem gelesen, dass jeder Tag ein Stück mehr Abschied bedeutet. Und dieser Satz spricht mir aus der Seele. Nur schade, dass ich ihn erst jetzt verstehe. Selbst dafür könnte ich mich Ohrfeigen.

Ich liebe Dich!
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In Erinnerung an meine Mutter:
Als Gott sah, dass die Hügel zu steil,
die Straße zu lang,
und das Atmen zu schwer wurde,
nahm er sie in den Arm und sprach:
Der Friede sein Dein!

Danke, dass Du für mich immer da warst.
Ich liebe Dich und werde dich nie vergessen

* 22.11.1947 + 16.02.2008
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