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Alt 16.07.2012, 13:05
larap larap ist offline
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Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Helmut und Michael,
habt einen lieben Dank für eure postings, Gedanken und Worte.
Ich gebe euch absolut Recht und bedanke mich auch für deine Zeilen Michael,
der du als Betroffener sicherlich eine ganz andere Sichtweise und auch Erfahrung hat. Vor allem aber drücke ich dir ganz fest beide Daumen, dass du es schaffst und den Krebs vollständig aus deinem Körper verbannen kannst!

Ja, es ist die Entscheidung meiner Mutter! Und ich habe auch geschrieben, das ich diese respektiere und auch mittrage, egal in welche Richtung sie geht.
Bei uns hat es letzte Woche allerdings einen Richtungswechsel gegeben, denn der verantwortliche Oberarzt hat beschlossen, ihr kein Cisplatin mehr zu geben und stattdessen etwas anderes auszuprobieren. Das wurde ihr bei der Visite am Freitag mitgeteilt und das hat sie mir freudestrahlend nachmittags erzählt, als ich sie aus dem KKH abholte.
Ich freue mich, denn ich kenne meine Mutter nunmal sehr gut und kann trotzdem nur erahnen, wie es wirklich in ihr aussieht. Und ich schätze es so ein, dass sie einfach nur erleichtert ist, das die Ärzte diese Entscheidung getroffen haben und nicht sie. Denn das hätte den fahlen Beigeschmack hinterlassen, aufgegeben zu haben. Und aufgeben gibt es nicht! Zumindest nicht für meine Mutter.
Trotzdem mache ich mir natürlich viele Gedanken und gebe Helmut insofern Recht, als das ich sie nicht leiden sehen möchte. Wer will das schon als Angehöriger? Und trotzdem muss und möchte ich natürlich auch versuchen, sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen und sie einfach nur zu begleiten und zu unterstützen so gut es geht und so viel, wie sie will.
Meine Mutter war immer ein psychisch recht labiler Mensch, der nach 'aussen' eine unheimliche Stärke demonstriert und damit viele Bewunderer hat. Wie es aber wirklich in ihr aussieht, weiss nur sie selbst und manchmal zeigt sie mir ein Stück ihrer verwundeten Seele. Auch damit umzugehen ist nicht leicht. Eine psychoonkologische Betreuung lehnt sie ab und ich habe meine ganz eigenen Theorien warum. Diese Krankheit ist einfach so komplex in ihren Auswirkungen, was sie umso unangenehmer macht.
Mittwochsabends weint sie sich bei mir aus, weil sie nach ihren eigenen Worten keine Lebensqualität mehr empfindet und darunter leidet, das sie sich nur noch schlecht und schlapp fühlt und am nächsten Tag mimt sie vor den Ärzten die Tapfere. Sie ist ja auch tapfer, aber eine Palliative Chemo bedeutet heute nicht mehr, das man sich so sehr durch die Nebenwirkungen kämpfen muss, wie man es sehr wahrscheinlich tun würde, wenn man die Aussicht auf Heilung hat. Ist es nicht legitim sich als Tochter, Angehöriger...etc zu wünschen, das auch von medizinischer Seite eine gewisse Sensibilität und Einsicht herrscht? Wie bei meiner Mutter ja auch geschehen. Und ich persönlich habe auch das Gefühl, das meine Mutter sehr dankbar ist, das ich sie ein bisschen an die Hand nehme, mich informiere und mich kümmere und diese Informationen, so sie es wünscht, auch an sie weitergebe. Trotzdem versuche ich aber in erster Linie ihr ganz normales Leben 'ohne Krankheit' aufrecht zu erhalten.
Was das Filtern betrifft, so muss ich gestehen aktuell garnicht zu filtern. ich schreibe hier meine ungeschminkten Gedanken und Gefühle nieder, so wie ich sie gerade empfinde aus eben meiner Tochter-Sicht. Ich versuche schon zu differenzieren und auch manche Verhaltensweisen meiner Mutter zu verstehen oder mir zu erklären, ohne eine Garantie auf Vollkommenheit. Aber das ist letztlich ja sogar unabhängig von ihrer Krankheit.
Wir werden sehen, wie es weitergeht. Bis heute kann ich berichten, das es ihr nach der 'kleinen Rutsche' bisher ganz gut geht. Es wäre so schön, wenn das so bleibt.
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