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Alt 06.05.2004, 09:24
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Standard Krebs-Tagebuch von Karin A

Hallo Karin,
ja leider stehe ich immer noch etwas neben mir, aber das soll ja wohl normal sein nach den Chemos.

Ich verstehe mich ja selbst nicht, ich war doch immer so positiv eingestellt und nun überkommt mich seit Tagen das heulende Elend.

Vielleicht sehe ich auch alles nur grau in grau, aber ich habe das Gefühl, mein Mann entfremdet sich immer mehr von mir. Er ist nur noch auf der Arbeit und will nichts davon hören, wenn es mir mal schlecht geht. Wieder das alte Lied, er meint, ich solle mich endlich zusammenreißen. Manchmal denke ich, er findet mich abstoßend mit meiner Glatze, obwohl ich ja immer ein Tuch oder die Perücke trage. Er nimmt mich kaum noch in den Arm, tröstet mich nicht mehr. Manchmal denke ich sogar, er hat eine andere, eine mit Haaren, die gesund ist und seelisch immer gut drauf. Da ist so eine Kollegin, mit der er sich ja so gut versteht und die immer gute Laune hat. Wenn ich die mal am Telefon habe, ist sie immer so komisch, so kurz angebunden, richtig unfreundlich, oder höre ich da die Flöhe husten?

Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, aber
es wäre nicht das erste Mal, daß er mich betrügt.
Das kann ich nicht vergessen. Vielleicht reagiere ich jetzt durch meine Krankheit auch nur etwas über, und mache aus einer Mücke einen Elefanten.

Ja, momentan sehe ich alles nur schwarz und würde mich am liebsten nur noch verkriechen. Momentan denke ich, wozu diese ganze Quälerei? Was soll das bringen, Für meinen kleinen Sohn natürlich, und für meine Eltern.

So, muß jetzt den Kleinen in die Krippe bringen,
Ciao, sterni
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