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Alt 04.05.2010, 13:22
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Zitat:
Zitat von jakobi Beitrag anzeigen
Meines Erachtens wird auch der Eindruck erweckt, als sei es mit Hilfe der Palliativmedizin "relativ unkompliziert" möglich, die starken Beschwerden zu lindern, sodaß quasi ein relativ normales Leben bis zum finalen Stadium möglich wäre.
Es wird sicher von Fall zu Fall unterschiedlich sein (können), aber bei Krebskranken sieht es häufig anders aus, und auch bei uns sah es vollkommen anders aus.

Es wird eben Schmerz mit hohen Gaben bekämpft (an der Stelle hat sich mE in den letzten Jahren wirklich etwas geändert- es wird heute viel schneller mit höheren Dosen gearbeitet), die Nebenwirkungen werden mit einem weiteren Mittel bekämpft, woraus sich weitere Nebenwirkungen ergeben, die usw. usw.
Sehe ich ganz genauso. Sicher, Morphium ist ein Segen, und v.a. die mobilen Pumpen per Port, bei denen kontinuierlich Grundlevel und bei Bedarf Extradosen gegen akuten Schmerz (durch den Patienten selbst) gegeben werden können. Aber: wer so eine Behandlung nicht kennt, denkt bei Opiaten vielleicht an einen schönen Drogenrausch. So ist das halt nicht.

Dauerhaft Morphium in hohen Dosen gibt Abhängigkeit, ständige Dosissteigerung durch Gewöhnung, chronische Übelkeit und Erbrechen, selbst wenn der Patient nichts mehr essen kann, chronische Verstopfung mit Abführmitteln und alle paar Tage Klistier (eh' unangenehm, für bettlägerige Patienten aber eine echte Qual), Harnverhaltung und Blasenkatheter, Gedächtnisverlust, Verlust des Zeitgefühls, Verlust des Sprachvermögens (die Worte werden nicht mehr richtig gefunden), jenseits der 500 mg/d dann irgendwann Halluzinationen, Alpträume und mehr unangenehmes. Und 500 mg/d sind für einen Patienten mit starken Tumorschmerzen nicht so sehr viel, das kann auch über 1.000 mg/d gehen.

Zitat:
Ich habe das Gefühl, es könnte für Sterbende (bzw. um den baldigen Tod Wissende) einfach auch schon erleichternd sein, zu wissen, daß sie selbst entscheiden können, wann es genug für sie selbst ist.
Dieses selbst entscheiden geht aber praktisch nur Zuhause und mit Hilfe von Angehörigen. In der Klinik kannst du selbst entscheiden, dass du keine Behandlung mehr willst. Davon stirbt man aber meist nicht schneller, wenn der Krebs eh unheilbar ist. Sondern nur unter mehr Schmerzen. Sterbehilfe werden die dort nicht unterstützen, auch nicht passiv (definiere passiv - viel schwieriger, als es auf den ersten BLick scheint). Dürfen die gar nicht (jaja, die Patientenverfügung, ich weiss - graue Theorie).

Meine Frau und ich haben über Sterbehilfe gesprochen, als es ihr noch recht gut ging. ** gelöscht **. Sie wusste nicht, ob sie das jemals tun wird oder von mir verlangen wird, ich wusste nicht, ob ich das für sie tun werde, wenn sie es verlangt. Wer will das vorher beurteilen. Zum Glück war das auch nicht notwendig. Aber die Erleichterung des "gut zu wissen..." war wirklich da, so wie du schreibt.

Viele Grüße,
Stefan

Geändert von Dirk1973 (04.05.2010 um 17:50 Uhr) Grund: DAS ging mir dann doch zu weit.