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Alt 12.10.2006, 20:05
Sybilles Sybilles ist offline
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Standard AW: Lungenmetastasen

Ätsch liebe Claudia ich war schneller

Da kommt mein versprochener Bericht, habe ihn lieber gleich geschrieben, bevor ich es vergesse, bei mir rieselt nämlich ganz schön der Kalk.

Lungen-OP

Nachdem bei mir i. R. der Nachsorge ein neu aufgetretener Rundherd im linken Oberlappen und in den Lymphbahnen am Hals und der Leiste Auffälligkeiten festgestellt worden sind, hat man ein PET / CT veranlasst. Es hat sich erwiesen, dass der Rundherd angereichert hat und deshalb davon auszugehen ist, dass es sich um eine Melanommetastase handelt.
Nach einer Vorstellung in der Lungenklinik wurde ein OP-Termin vereinbart. Das ging sehr flott. Zur Erinnerung, auf dem Weg dort hin, bin ich unglücklich gestürzt und habe mir einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Dieser wurde zunächst operiert und nach einer Woche Krankenhausaufenthalt und ein paar Tagen zuhause war dann der zweite Anlauf in der Lungenklinik.
Man hat eine erneute Röntgenaufnahme gemacht und mit mir das Procedere besprochen. Ein minimalinvasiver Eingriff war aufgrund einer vorhergehenden Lungenoperation und der Lage der Meta ausgeschlossen. Ich habe am Tag der Krankenhausaufnahme mit Atemübungen angefangen.
Ich habe die Ärzte so lange bequatscht, dass ich als Erste in den OP gekommen bin. Dort war im Vorbereitungsraum die übliche Vorbereitung. Nadel legen, Narkose einleiten etc.
Am späten Nachmittag bin ich auf der Intensivstation wieder richtig zu mir gekommen.
Ich hatte ziemliche Schmerzen in der rechten Schulter (rechts war der Eingriff) und das linke (gebrochene Bein) war völlig gefühllos. Die Schmerzen im OP-Bereich waren dagegen eher erträglich. Ich hatte über mir eine Schmerzpumpe hängen, die in die Vene ging, so dass ich nach eigenem Bedarf Schmerzmittel nehmen konnte. Eine Überdosierung war durch eine Vorrichtung ausgeschlossen. Es handelte sich dabei um Morphin, was ich aber erst später erfahren habe. Die Ärzte haben mir erklärt, dass die Schmerzen in der Schulter von der Lagerung herrühren. Der Schnitt verläuft in einem Bogen etwa vom Schulterblatt bis zur Brustumschlagfalte und ist so 25-30 cm lang. Diese Narbe wurde verschweißt. Ich hatte 2 Drainagen liegen. Die OP hat ca. 5 Stunden gedauert. Man hat die Metastase keilförmig herausgeschnitten. Außerdem hatte man mir – zu meinem Verdruss – einen Urinkatheter gelegt und den auch noch falsch. Ich hatte einen ständigen Druck auf der Blase. Als ich das bei den Schwestern beklagt habe, wurde nach der Lage des Katheters geschaut, d. h. dran rumgezogen, mit dem Erfolg, dass das ganze Bett überschwemmt wurde. Um das Bett frisch zu richten, wurde ich hin und her gewälzt, weil ich nicht aufstehen konnte. Das hat natürlich nicht zur Schmerzfreiheit beigetragen. Am nächsten Tag habe ich drauf bestanden, dass man den Katheter zieht.
Mein Bein ist im Laufe des restlichen Tages ziemlich angeschwollen und war immer noch völlig gefühllos. Ich war zwar noch ziemlich platt, und hatte Schmerzen, aber nur eine leichte Übelkeit.
Am nächsten Tag hat sich eine Neurologin für mich interessiert. Sie wollte mich wegen meines Beins, das sich immer noch nicht gebessert hatte, anschauen, um, wie ich völlig schockiert vernahm, einen Schlaganfall während der OP auszuschließen. Es hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt. Man ist dann von einem Lagerungsschaden ausgegangen, der sich von alleine wieder geben würde, was dann auch eingetreten ist.
Am Tag nach der OP – immer noch auf Intensiv – konnte ich schon halbwegs sitzen und habe gerade Kaffee getrunken, als mich Claudia angerufen hat. Bis dahin ging es mir leidlich gut. (Beim Durchlesen stelle ich gerade fest, wie missverständlich sich das anhört – es hat wirklich nichts mit Claudia zu tun) Aber je mehr ich – und darauf schiebe ich es – Morphin bekommen habe, desto schlechter ging es mir. Ich hatte permanente Übelkeit, so dass ich nichts Essen – was bei meinem Übergewicht nichts ausgemacht hat - , aber auch nichts Trinken – wir hatten zu der Zeit 38 Grad draußen – konnte. Außerdem war ich nicht in der Lage irgendwelche von dem Atemtherapien zu machen, was natürlich überhaupt nicht gut war. Ich habe mich dann durch die Tage gequält und bin dann am 3. Tag nach der OP wieder auf Normalstation gekommen. Ich hatte ein Einzelzimmer und war froh rum, mir ging es wirklich hundsmiserabel. Aber wenigstens hatte ich an meinen beiden Drainagen so lange Schläuche, dass ich einen Spielraum von ca. 7 Metern hatte. Es hat gelangt, um selbstständig auf die Toilette und ans Waschbecken zu kommen. Mit dem Krücken und den Flaschen, die ich immer mitnehmen musste war das ein mühseliges Unterfangen und ich war hinterher immer fix und fertig, ich bin aber ein absoluter „Selbermacher“. Ich würde mich auch selber operieren, wenn ichs könnte.
Sonntags habe ich bei der Chefarztvisite gesagt, dass ich nicht mehr gewillt bin Morphin zu nehmen. Der Chefarzt wollte, dass ich es ausschleiche, sprich langsam reduziere, was von mir aber abgelehnt wurde. Ich habe dann die Vorschläge der Ärzte zur Schmerztherapie angehört und weitestgehend abgelehnt – weil ich die Medikamente bereits schon mal erhalten hatte und wusste, dass ich sie nicht vertrage. Letztlich lief es darauf hinaus, dass ich Paracetamol in hoher Dosierung, Ibuprofen und für den Magen Stangyl bekommen habe. Die Ärzte haben großen Wert darauf gelegt, dass ich schmerzfrei bin, weil ich sonst nicht richtig durchatme – einer Logik, der ich mich nicht verschließen konnte.
Nach 5 Tagen wurde die erste Drainage gezogen, das hat nur kurz ein wenig weh getan. Am 8. Tag wurde die zweite Drainage abgeklemmt aber nicht gezogen. Das war dann erst am nächsten Tag. Auch das Ziehen war zu ertragen. Am 10. Tag nach stationärer Aufnahme, 9 Tage nach der OP wurde ich nach Hause entlassen. Mein Allgemeinzustand war miserabel, ich war durch die OP noch ziemlich fertig und hatte noch dazu einen relativ frischen Beinbruch. Die AHB (Anschlussheilbehandlung) musste ich selber anleiern. Sonst wäre in dieser Hinsicht wohl nicht viel passiert. Ich war dann ein paar Tage zuhause, bevor die AHB angefangen hat.
Ich hatte darum gebeten, einen Mitoseindex erstellen zu lassen, was jedoch nicht geschehen ist. Die Histologie hat dann keine Überraschung geboten, es war eine Metastase, die mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernt werden konnte. Lymphknoten, die mit entfernt wurden, waren Meta-frei. Eine Röntgenkontrolle nach ein paar Wochen hatte ergeben, dass alles zufrieden stellend aussieht.

Ich hatte noch einige Wochen Schmerzen in den Rippen. In der Lungenklinik hatte man mir gesagt, dass das noch 3 Monate andauern könne. Was aber nicht der Fall ist. Ich habe nun schon einige Zeit keine wirklichen Probleme mehr mit den Rippen und benötige dafür keine Schmerzmittel mehr. Eine erneute Röntgenkontrolle ist in 3 Monaten vorgesehen.

So, ich hoffe, dass ich nichts wesentliches vergessen habe. Falls doch – einfach fragen.
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Liebe Grüße

Sybille
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