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Alt 28.10.2001, 20:53
Gast
 
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Standard Wie kommt der Tod?

Wie sehr erkenne ich in diesem Forum alles das wieder, was mich derzeit bewegt!

Die Frage "Wie kommt der Tod?" ist derzeit auch eine Kernfrage in meinem Leben, weil ich mich hiermit leider auch beschäftigen muß!

Bei meiner Ma wurde am 17.04.01 zwei Hirnmetastasen im Vorderhirn festgestellt. Der Primärtumor war im unteren linken Lungenflügel zu finden. WARUM NUR? Seitdem ist viel passiert. Die Hirnmetastasen wurden am 02.05.01 erfolgreich operativ entfernt und auch die Entfernung des Bronchialkarzinoms erfolgte am 25.06.01! Für mich waren das alles Hinweise, daß meine Ma - mal wieder - Glück hatte und alles rechtzeitig erkannt wurde. Ist man nicht voller Hoffnung wenn alles so möglich ist? Ich muß noch hinzufügen, daß meine Ma seit nunmehr guten 5 Jahren wirklich ein hartes Leben hinter sich hat, denn im Juni '96 erlitt sie einen sehr heftigen Schlaganfall, welcher sie zwar motorisch nicht einschränkte, aber die Brücke zur Außenwelt war abgeschnitten: sie konnte weder sprechen noch schreiben. Die einzig mögliche Kommunikation war "per Blick" möglich! ABER sie ist ein Kämpfer und hat in mühevoller und knallharter Disziplin den Spieß umgedreht und hat es wieder geschafft gut zu sprechen und zu schreiben! )

Aber nun dies und ich weiß - obwohl ich es manchmal sehr schade finde, daß Ärzte einem manchmal nicht offen und ehrlich ins Gesicht sagen, wie die Chancen sind (weiß, daß es auch sehr schwer für sie ist, denn schließlich wollen sie Leben erhalten und nicht aufgeben!), daß sie doch kein Glück gehabt hat! Ende August begann die Strahlentherapie (weil die Ärzte sagten, wenn die anderen Bereiche so viel getan haben, dann therapieren wir Ihre Mutter auch) und währenddessen stellten sich Schmerzen im linken Leistenbereich ein! Unser Verdacht war, daß sie wieder eine TVT hatte (von Mitte Mai an lag sie 6 Wochen an einem Stück im Bett, weil in dem linken Bein von Knie bis Bauch eine schwere TVT hatte!). Doch leider weitverfehlt! Es war eine Knochenmetastase, welche den Knochen schon sehr agressiv angegriffen hatte! Meine Mutter hatte mir leider erst sehr spät "gestanden", daß sie Schmerzen hat! Warum hat sie sich nur so gequält!

Seit 3 Wochen ist sie wieder zu Hause und ich bin jeden Tag bei ihr! Sie ist sehr schwach, kann sich kaum auf den Beinen halten - wovon auch, wenn Sie das letzte halbe Jahr weitestgehend nur ans Bett gebunden war!

Morgen versuchen wir, ein Bett in der Uni zu bekommen! Auf meine Bitte hin hat unser Internist ein erneutes Blutbild gemacht und es stellt sich eine Blutarmut heraus. U. a. ein Grund warum sie so schwach ist! Wir hoffen, daß man ihr entsprechend Bluttransfusionen gibt, damit sie wenigstens wieder kräftiger wird! Die Leber- und Knochenwerte sind allerdings auch sehr schlecht und das macht mir so viel Angst! Vor ca. 7 Wochen hatte sie noch ein Blutbild, welches besagte, daß sie sich in einem sehr guten Allgemeinzustand befindet und man sogar für einen Moment an eine Chemotherapie dachte! Aber nur einen Augenblick...

Meine Mutter hat auch zunehmende Schmerzen in der besagten Leistengegend, aber lt. den Aussagen der Ärzte müßte sich dieser eigentlich verringern, weil sie dort bestrahlt wurde und u. a. der Knochenwiederaufbau angeregt sei soll! Meine Befürchtung ist allerdings, daß sich vielleicht eine neue Knochenmetastase dort "niedergelassen" hat!

Ich habe so viel Angst um meine Mutter und auch vor dem Tod. Vor dem Tod, weil ich hoffe, daß sie einfach nur ruhig einschlafen darf und keine Lungenembolie bekommt, denn dieser Tod - so wie hörte - ist zwar schnell aber qualvoll!

Mein Optimismus hat eigentlich keine Grenzen, aber im Moment schwinded meine Hoffnung! Es tut so weh, daß der Mensch, der einem so wichtig ist, so sehr leiden muß!

Unsere Schulmedizin ist so weit, aber leider nicht weit genug!

Allen die auch betroffen sind, wünsche ich den Mut und die Kraft das alles durchzustehen! Letztendlich ist der Tod auch eine Art von Erlösung, es wäre nur viel schöner, wenn es der "normale" wäre!
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