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Alt 17.01.2008, 21:19
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Redaktöse Redaktöse ist offline
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Merkwürdig, nun habe ich fast die ganze Woche über gedacht, dass man sich an alles gewöhnen kann, sogar an Krebs. Nicht einmal im Büro fragt jemand mehr nach meinem Vater. Dann öffne ich dieses Fenster, um ein wenig zu schreiben, und plötzlich fange ich an zu weinen. Aber nur eine Minute, dann ist schon wieder alles unter Kontrolle. Dabei war ich doch immer jemand, aus dem die Gefühle nur so heraussprudeln.

Papa hat eine neue Diagnose: Adeno-CUP, TxNxM1. Den Primärtumor finden sie nicht, es bleiben (noch) eine Metastase im Hirn, eine in der Lunge, mehrere in Nebenniere und Leber. Gestern wurde mit der Chemotherapie begonnen, nächste Woche gehen die Bestrahlungen des Kopfes los. Papa ist wieder daheim, aber wohl einfach dauernd müde. Nach dem Anziehen morgens ist er schon so erschöpft, dass er sich wieder hinlegen muss. Das war allerdings die Tage vor der Chemo schon so.

Vor einer Woche habe ich noch gedacht, er stürbe bald, mittlerweile habe ich alles wieder schön verdrängt und hoffe wieder, dass alles gut wird und ich mich nie wieder mit dem Tod auseinandersetzen muss.

Morgen fliege ich wieder zu meinen Eltern, und ich gebe zu, dass mich langsam doch die Angst beschleicht. Ich habe Papa drei Wochen nicht mehr gesehen. Wird er so sein, wie meine Mama ihn schildert, ein gebeugter Mann mit plötzlich dürren Beinchen und einem unnatürlich dicken Bauch? Was, wenn ich ihn ansehe und auf einmal Gewissheit von etwas habe, das ich gar nicht wissen will?
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