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Alt 10.03.2019, 15:00
Jakelong Jakelong ist offline
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Standard Rezidiv nach genau zwei Jahren

Hallo zusammen,
vor zwei Jahren war ich stiller Mitleser, als es mich erwischt hat. Heute habe ich mich entschlossen, aus diesem Schatten hinauszuspringen - zumindest etwas.

Im Januar 2017 wurde bei mir ein Hodentumor links festgestellt. Er ist sehr schnell gewachsen, obwohl von der Erkennung bis zur OP nur eine Woche verging. Während an Weihnachten 2016 alles unauffällig war, hatte ich nach Silvester schon eine riesige Nuss im Hodensack. Bei der OP war der Tumor dann 6,2x2,3x2,1cm groß.
Damals war es ein Seminom zu 100%, pT2 N0 L1 V0 R0 S0 im Stadium 1B. Danach erfolgte eine einmalige Gabe Carboplatin und ich war erleichtert.

Die Nachsorgetermine waren unauffällig, bis zum 21.12.2018:
Im Laborbericht meines Urologen waren der LDH-Wert mit 420 und der ß-HCG-Wert mit erstmalig 3,6 angegeben, obwohl letzterer Wert sonst immer mit < 1 aufgeführt war. Das war der erste Schreck. Ich wollte vor Weihnachten noch einen Termin beim Urologen machen, aber für ihn war es ausreichend, bis zum nächsten Nachsorge-CT am 14.01.19 zu warten. Dazu sollte es nicht kommen...

Am 09.01.19 habe ich abends immer stärker werdende Flankenschmerzen links bekommen, solche Schmerzen habe ich noch nie in meinem Leben gehabt. Ich musste mich mehrmals übergeben. Sie waren richtig vernichtend, und ich habe auf einen Nierenstein spekuliert. Um 3 Uhr morgens bin ich in die Notaufnahme der Uniklinik mittels Taxi gefahren worden, die Schmerzen gingen da langsam wieder weg. Bis um 9 Uhr morgens haben sich drei Urologen in der Notaufnahme mittels Ultraschall die Niere links angeguckt und eine Nierenstauung festgestellt, die Ursache aber nicht finden können.
Also ging es um 14 Uhr ins CT und um 15 Uhr in die Poliklinik, bei der mir die Bilder aus dem CT gezeigt wurden.

Diagnose:
"Retroperitoneales Lymphknotenrezidiv 12cm () mit konsekutiver Dilatation der linken Niere bei Seminom des linken Hodens pT2 N3 L1 V0 R0 S1, Stadium 2C, niedriges Risiko nach IGCCCG ED 01/17.
Es besteht ein breitbasiger Kontakt zur Aorta mit bis zu 50%iger Ummauerung der Zirkumferenz. Die linke Nierenvene ist von der Raumforderung komplett ummauert und hierunter nur schlitzförmig abgrenzbar. Die Nierenarterie verläuft dorsal der Raumforderung und nimmt breitbasig Kontakt mit ihr auf."

Das war ein riesiger Schock für mich, die Ärzte haben mich direkt dabehalten. Am nächsten Morgen wurde mir schnell eine Nierenschiene einoperiert, damit die Flüssigkeit von der Niere wieder in die Blase abfließen kann. Im CT-Bild sah meine Niere gar nicht gut aus und die Ärzte hatten die Sorge, dass sie eventuell versagt und Keime in die Blutbahn übergehen. Das ist aber zum Glück nicht passiert. In der Tumorkonferenz wurde sich auf zwei metastasierte Lymphknoten von 5cm und 7cm festgelegt.

In der Woche darauf folgte der erste von drei Zyklen PEB-Chemotherapie, den zweiten Zyklus habe ich noch am Besten vertragen.
Diese Woche gibt es die letzte ambulante Gabe von Bleomycin und danach brauche ich echt erstmal Erholung. Habe von 60kg auf 47kg abgenommen, Tinnitus, kein Geschmacksempfinden mehr und seit heute einen dunklen Fleck im Sehfeld des rechten Auges. Ich seh mit rechts eigentlich nichts mehr
Hauptproblem sind aber meine schlechten Hb-Blutwerte von 5,5g/dl, mit denen jeder Weg zum Bett oder Toilette zu einer anstrengenden Herausforderung wird. Alleine kann ich schon gar nicht mehr gehen, ich muss immer gestützt werden.

Tumormarker bei Aufnahme in den stationären dritten Zyklus:
AFP: 7,5ng/ml
ẞ-HCG: 0,1mU/ml
LDH: 599 U/I

Ende April wird ein CT-Bild gemacht und Anfang Mai wird das Ergebnis besprochen, ich bin schon ganz aufgeregt.

1. Mein Onkologe hat mir das Vorgehen erklärt, die Chemos sollen die Lymphknoten unter 3cm bringen und danach gilt der Krebs als besiegt - was passiert denn mit den Lymphknoten? Sind die nach den Chemos komplett zerstört, erholen die sich von den Metastasen oder sind sie eine Gefahr für weiteren Krebs, wenn sie im Körper verbleiben?
2. Wann ist bei euch der Hämoglobinwert wieder angestiegen? Dauert es wirklich Monate, bis er sich wieder erholt?
3. Wie gut spricht eine Metastase auf die PEB-Chemo an? Ich habe bei vielen gelesen, dass ihr noch eine aufwendige Lymphknotenoperation über euch ergehen lassen musstet - das ist meine größte Angst derzeit...

Wenn ich wieder mehr Kraft habe (und diese dumme Sehstörung endlich wieder weg ist) werde ich mich wieder melden, wie es aussieht. Danke, dass ihr bis zum Schluss durchgehalten habt.

Gruß
Jake long

Geändert von Jakelong (25.08.2021 um 02:10 Uhr) Grund: CT-Angaben ergänzt, Rechtschreibfehler korrigiert
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