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Alt 08.02.2005, 20:40
Gast
 
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Standard Kommt Krebs auch von der kranken Seele?

Hallo!

Auch ich möchte dazu was schreiben.
Meine Mutter hat seit ihrem 39. Lebensjahr immer wieder regelmäßig schlechte Diagnosen gehabt. Immer war irgendwo etwas. Es fing im Unterleib an: Ausschabung, schlechter Befund, Total-Op. Dann hatte sie so ca. 10 Jahre Ruhe, als dann Schwierigkeiten am Darm begannen. Zuerst auf Hämmorhoiden getippt,stellte sich dann ein bösartiger "Polyp" heraus. Regelmäßige Kontrollen alle 6 Monate brachten uns nicht nur sie zum Zittern..... Nach ein paar Kontrolluntersuchungen, die nichts auffälliges zeigten, kam dann immer wieder mal was negatives. Wieviele Darmspiegelungen sie schon hatte.... So vergingen die Jahre, sie ist jetzt 68 Jahre, hatte zwischenzeitlich mal gute, mal schlechte Vorsorgeuntersuchungen, Ops.... mittlerweile hat sie ca. 1 1/2 m des Darmes entfernt bekommen.
Alles waren nur Metastasen. Der Primärtumor war es nie!
Vor 3 Jahren war ein bösartiger, 3 cm grosser Tumor in der Lunge aufgetaucht, operativ entfert (gleich der ganze Lungenlappen)- war auch wieder "nur" eine Metastase.
Nun - nach einer auffälligen Schwellung am Schlüsselbein - Op, mehrere Untersuchungen.... Die Schwellung war wieder ein Tumor, in der Lunge, im Oberbauch und an der Speiseröhre ist jeweils auch noch so einer!
Nun macht sie ihre erste Chemo durch. Der erste Zyklus ist geschafft, nach einer Woche Pause jetzt geht es weiter bis Ende Februar. Im März folgen wieder Kontrollen, um zu sehen, wie sich die Chemo durchgekämpft hat.
Ihre Diagnose lautet im Übrigen jetzt: CUP-Syndrom! Das ist das, wenn man keinen Primärtumor findet.

Nun - das ist jetzt sehr weit ausgeholt, aber ich möchte damit ausdrücken - falls ihr nicht schon des Lesens müde geworden seid bei meinem Vortext - mein Vater trinkt seit meiner Kindheit (ich bin jetzt 39!). Ich habe mich schon als Kind für ihn geschämt, wenn er betrunken von der Arbeit kam oder in seiner Freizeit vor meinen Freunden rumtorkelte. Er war früher oft weg bei Nachbarn, kam betrunken und viel zu spät nach Hause. Meine Mutter hat sehr darunter gelitten. Oft - ach - viel zu oft hat sie sich sehr mit ihm gestritten. Sie hat immer Sorge gehabt, dass er seine Arbeitsstelle nicht verliert, weil er dort ja offensichtlich auch trank, daß er doch nicht betrunken Auto fährt..... usw.
Ich habe mich immer gewundert, wie es meine Mutter bei ihm aushält, und sich nicht von ihm trennt! Sie hat es noch nicht einmal versucht, obwohl ich ihr als Kind schon gesagt habe, dass ich mit ihr ausziehen und von ihm weg will.
Heute ist er 70 Jahre alt, trinkt immer noch, wenn meine Ma im Krankenhaus ist, lässt er sich erst richtig hängen. Das hat er früher auch gemacht, als meine Ma noch gesund war und sich mal eine Kegeltour gönnte oder in der Kur wegen ihrer Krankheit war. Ich war dann mit 8 Jahren mit ihm allein und es ist viel passiert. Er war zwar nie brutal, aber hat sich andere peinliche Dinge geleistet.
Oder er schlief irgendwo und das ganze Haus hatte alle Türen offenstehen. Nachts bin ich dann als Kind durchs Haus mit einem langen Messer in der Hand, weil ich die Türen wieder schliessen wollte, und nicht evtl. bereits eingedrungenen Einbrechern begegnen wollte.
Selbst heute, wo es meiner Mutter so schlecht geht, wenn sie die Chemo verarbeitet, trinkt er weiter. Dauernd fällt er, man kann ihm das Bier nicht wegnehmen, er holt es sich immer irgendwo her. Und einsperren kann man ihn auch nicht. Der Hausarzt ist auch ratlos, die Ärzte im Krankenhaus zucken auch die Schultern.

Was ich nun letztlich damit sagen will:
Ich bin schon lange FELSENFEST davon überzeugt, daß meine Mutter sich den Krebs all die Jahre angeärgert hat. Soll ich nun sagen, sie ist es selber schuld? Wenn sie sich getrennt hätte, einen neuen Partner, der so ist, wie sie sich ihn wünscht kennengelernt hätte oder allein weiter fröhlich durchs Leben gegangen wäre..... wäre sie dann nicht krank geworden?
Das sind Fragen, die ich mir oft stelle.
Ich habe einen solchen Hass auf meinen Vater, dass er mir gar nicht leidtut. Wenn er fällt, helfe ich ihm hoch und das wars. Selbst ein Krankenwagen holt ihn ab, bringt ihn ins Krankenhaus, Gespräche mit Ärzten usw. bringen nur: "Wenn er selber keinen Entzug will, müssen wir ihn wieder nach Hause schicken!"
Mir selber habe ich nie zugelassen, mich da reinzusteigern. Ich ärgere mich zwar, mir tut meine Mutter unendlich leid, aber ich kann ihr nicht helfen, wenn sie sich nicht trennen will, was jetzt eh zu spät ist, sieht sie ja auch irgendwas für sich in der Beziehung. Vielleicht braucht sie diesen Ärger ja.
Deshalb habe ich nur nie angefangen, mich zu ärgern, weil ich Angst habe, auch krank zu werden.

Puuuuh...... nu hab ich viel geschrieben, aber ich muss es einfach mal irgendwo loswerden!!!
WENN ihr noch lest, dann danke ich Euch für Eure Aufmerksamkeit!

Liebe Grüße und ganz, ganz viel Kraft und Mut für alle die, die einen oder sogar mehrere Kranke in der Familie oder im Freundeskreis haben!!!

Sabine.
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