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Alt 24.02.2006, 14:03
SabineR SabineR ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe Kathrin,

das mit dem Schreibkram kenne ich. Bei meiner Mutter war das so , das sie mir nie sagen wollte was für Post sie hat und ihre Finanzen schon mal garnicht. Drei Monate vor ihrem Tod sagte sie zu mir, geh zu meiner Bank hol dir eine Vollmacht damit du an mein Konto kannst. Solange ich dies noch unterschreiben kann.
Kaum war diese Vollmacht ausgestellt hat sie allen Schriftverkehr und Geldmässige von sich abgestreift.
Sie hat in der Hinsicht nichts mehr gemacht.
Den ersten Monat hat sie noch die Kontoauszüge nachgesehen und danach nicht mehr, sie hat mir blind vertraut, obwohl ich bis heute nicht weiß ob es ihr egal war aber ich denke ehr nicht.
Das mit den Enkeln war bei uns ganz anders, sie hat ihre Enkel( 2x3, 5, 8, 11, 14, 15 und 19 ) heiß geliebt.
Sie hat für sie alles getan und die Kinder sind auch sehr gerne nach ihr gefahren.
dadurch das sie aber noch voll im Arbeitsleben stand und auch im Personalrat tätig war hatte, sie aber sehr selten Zeit. Ab und zu hat sie an freien Wochenenden 1-2 Kinder zum schlafen zu sich geholt.
Bei uns war das am Anfang mit der Entfernung anders. Als bekannt wurde das sie krank wurde wohnten wir gerade mal 300m Luftlinie auseinander. Durch einen Zufall fand ich eine fast 200 qm günstige Wohnung in einer anderen Stadt. Da ich zu diesem Zeitpunkt immer noch glaubte das meine Mutter gesund würde, da sie immer sehr stark und kräftig war zogen wir auch 25 km von ihr weg. Aber komisch ab da war ich mehr bei ihr Zuhause oder im Krankenhaus als damals wo wir nur knappe 5 min auseinander wohnten. Da sie niemals in die andere Stadt gezogen wäre, alleine schon wegen ihrem Hausarzt sind wir wieder zurück gezogen in ein Haus was uns überhaupt nicht gefiel, aber wir wussten ja zu diesem Zeitpunkt das es nicht von langer Dauer sein wird.
Mit den Medikamenten war meine Mutter Gott sei Dank anders. Sie hat alles lieb und brav genommen und ca. 4 Wochen bevor sie gehen musste hatte ich so das Gefühl das wir unsere Mutter-Kind Rolle getauscht hatten. Ich sagte, sie gehorchte.

Die Sache bei Dir ob Deine Mutter nach dir nach Hause kommt wirst Du abwarten müsse. Als erstes müsstest Du überhaupt mal wissen ob Deine Mutter weiß wie es um sie steht und ob sie das auch begreift was die Konsequenz davon ist. Was natürlich auch eine wichtige Sache ist, was ide Ärzte sagen wie lang die Lebenschance von Deiner Mutter ist. Obwohl danach kann man auch nicht gehen. Als die Ärzte bei meiner Mutter die Krankheit festgestellt haben, hatte sie schon Endstadium. Man sagte mir damals, vielleicht noch ein dreiviertel Jahr. Sie hat aber genau ein Jahr und 10 Monate geschafft. Bei einem Gespräch mit den gleichen Ärzten nach dem Tod meiner Mutter sagten sie mir das sie eigentlich nur mit 3 Monaten gerechnet hätte.
Es ist schon komisch wie lang ein Mensch dagegen ankämpfen kann.

Auf jeden Fall tat es mir seelisch sehr gut am Anfang meine Mutter oft zu besuchen, obwohl da dasVerhältnis noch recht kühl war, wir aber schon über viele Dinge gesprochen hatten.
Und ich kann Dir nur sagen das ich unwahrscheinlich glücklich war, das ich es hinbekommen habe das meine Mutter bei mir Zuhause und bei ihren Enkeln sterben durften.
Meine Kinder sind mit der Sache ganz toll umgegangen, da es bei uns nie ein tabu Thema war das meine Mutter sterben wird. Auch alle Fragen die díe Kinder im Laufe der Krankheit hatten wurden von mir beantwortet.
Was ich aber festgestellt habe, ist das ich in der ganzen Zeit nur einmal geweint habe und das war als der Befund kam das meine Mutter Krebs hat. Ich von da an immer versucht die starke Tochter zu spielen. Was ich eigentlich nie war, den ich habe zu allen ja una amen gesagt.
Meine Mutter ist im letzten Jahr am 19. Mai gestorben und gab von da an keinen Tag den ich nicht am Grab war, ist schon komisch erst geht man nicht zu dem Menschen und dann bin ich nur am Grab.
Was vielen Menschen seit dem Tod meiner Mutter aufgefallen ist, das ich sehr hart bin. Ich bin sehr konsequent geworden, wenn ich nein sage bleibt es bei, ich gehe auch sehr streng mit mir ins Gericht.

Trauer? Tja da kann ich nichts zu sagen, ich habe bis jetzt noch nicht getrauert. Ich warte eigentlich immer auf den Tag wo es knallt und ich wie ein Häufchen Elend da sitze und nur noch am weinen bin. Bei vielen Gesprächen mit dem Hospitz hat man mir erklärt das es sein kann, das ich mit den vielen Gesprächen mit meiner Mutter, da die Trauer schon verarbeitet habe.
Ich weiß nur das ich sehr froh war als meine Mutter ihre Augen für immer schloss. Die Qualen die sie ertragen hat waren nun vorbei auch Ihre Angst vor dem Tod.
Obwohl sich bei mir auch sehr viel veränderte. Ich habe schon von klein auf gewichts Probleme und nun fing ich das Fressen an. ich habe mir bis vor 3 Wochen 20 Kilo noch obendrauf angefuttert. Das hab ich nun aber langsam wieder im Griff und es geht bergab mit den Kilos. Ausserdem habe ich als Kind Fingernägel gekaut das hatte ich vor 10 Jahren endlich in den Griff bekommen. Aber 2 Monate vor dem Tod meiner Mutter fing ich damit wieder an, dies habe ich bis heute noch nicht im Griff.
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