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Alt 17.05.2004, 20:25
Gast
 
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Standard Port - 05.10.2002, 08:55

Ich schreibe meine Erfahrungen mit meinem Krebs grade auf. Mein Geschreibsel ist fast fertig. Was ich mit meinem Port erlebt habe, ist schon zu Papier gebracht. Ich setze es einfach mal hier drunter...

Liebe Grüße von einer zufriedenen Portbesitzerin,
Rosi

[...]
Tolle Erfindung – der Port
Noch während dieses 2. Krankenhausaufenthalts habe ich dann darum gebeten mir einen Port einzusetzen. Durch meinen Freund Peer hatte ich schon den Tipp bekommen wie gut ihm das bekommen ist. Für diejenigen, die noch nicht wissen was das ist: Es ist ein kleines Implantat, welches unter dem Schlüsselbein unter die Haut eingesetzt wird. Es sieht in Form und Größe aus wie ein Stück Würfelzucker mit einem Schläuchchen dran. Das Schläuchchen wird dann bis kurz vor das Herz geschoben. Sinn und Zweck ist es die Chemomedikamente in eine möglichst große Vene zu bringen und sie rasch im Körper zu verteilen. Außerdem gibt es Leute mit „schlechten“ Armvenen.
Meine Hauptbeweggründe für einen Port waren folgende: Ich hatte schreckliche Angst eine Nekrose zu bekommen falls das Zellgift im Arm und nicht in der Vene landen würde. Ich hatte da mal sehr unappetitliche Bilder gesehen von abgestorbenem Gewebe.  Bäh! Und als 2. wollte ich nicht so im Bett fixiert werden über Stunden. Mehrere Stunden den Arm ruhig halten und immer Angst, dass die Nadel verrutscht.. Nee.. das wollte ich nicht!

Der erste Versuch den Port zu setzen ging leider daneben. Und das hatte mehrere Gründe. Erstens streitet man sich nicht im OP mit seiner Anästhesistin. Als ich auf dem OP-Tisch saß, wollte sie mir die Blutdruckmanschette auf der operierten Seite um den Arm legen. Ich protestierte wie ich es eingebläut bekommen hatte: Kein Blutdruckmessen oder gar Blutabnehmen mehr am linken Arm. Die Gute blaffte mich dann an: Geben Sie den Arm her, sonst muss ich ne Verlängerung legen. Schnippisch keifte ich zurück: Das müssen Sie dann wohl! Und rückte meinen Arm nicht raus. Sie rauschte ab in einen anderen OP um zu fragen, was Sie denn nun tun sollte. Wortlos kam sie zurück und legte eine Verlängerung. Damit nicht genug rammte sie mir eine Braunüle so unglücklich in die Hand, dass ich nur Schmerzen damit hatte. Ich merke sofort, dass das nicht geht und bestand darauf, dass Sie die Braunüle sofort wieder rausnehmen sollte. Ihr Kommentar war etwa so: Ich probier es jetzt erstmal in der Armbeuge und mache die andere später raus. Das gibt sonst zuviel Blut auf den Boden. Wer soll denn hier wischen? Zu meinem Glück kam mir dann die OP-Schwester zu Hilfe. Sie hat dann sofort die schmerzende Braunüle wieder gezogen. An der „einfachen“ Armbeuge schaffte die Anästhesistin es dann auch. Ich glaube sie war heilfroh als ich schlief.  Ihr Job ist es bei dieser Operation gewesen dem Operateur mittels Ableitung zu sagen wo sich die Metallspitze befindet…
Weitere Gründe die mir eine Entschuldigung des Chefarztes einbrachten: Er hätte bei mir weder die Brustmuskeln eines Mannes noch das Venensystem eines Kindes vermuten. Alles in allem: Dumm gelaufen… Mich tröstete auch nicht, dass in mehreren Jahrzehnten diese Operation nie schief ging. Eine weitere Erklärung warum diese Operation schief ging, ist vielleicht, dass sie erst um 17:00 Uhr begann. Ich war die letzte an diesem Tag auf dem OP-Plan.
Nach dem Eingriff wurde ich sofort zum Röntgen gebracht um zu kontrollieren wo die Spitze des Schlauches liegt. Ich war am Boden zerstört als ich hört, dass sie falsch platziert war. Geistig war ich sehr schnell wieder fit, aber körperlich konnte ich mich vor Schmerzen kaum rühren. Der Drainageschlauch lag falsch! Er drückte bei der kleinsten Bewegung auf einen Nerv. Ich musste dringend zur Toilette, schaffte aber die 3 Meter zum Bad auf keinen Fall. Mit der Bettpfanne kam ich gar nicht zu recht Zum Glück kam aber Schwester Aleyamma auf die Idee mit dem „Thrönchen“, dem fahrbaren Toilettenstuhl. Halleluja.  Was Narkosen angeht, wusste man ja nun dass ich robust bin und nicht zum Erbrechen neige. Daher bekam ich um 21:00 Uhr ein sehr spätes Abendessen und endlich was zu Trinken! Der Versuch alles wieder grade zu biegen, war für den morgigen Tag angesetzt. Mit Kühlakkus, nem Sandsack auf der Schulter und Schmerzmitteln hab ich die Zeit bis dahin umgebracht. Erst um 17:30 Uhr am nächsten Tag kam ich wieder unters Messer. Meinen Mann hab ich fürchterlich erschreckt. Ich hab wie ein Häufchen Elend in meinem Bett gelegen und vor mich hingelitten. Wie ich später hörte, war die Stimmung unter den Schwestern an dem Tag auch sehr gedrückt. (Danke noch mal für die liebevolle Betreuung!)

Jetzt hab ich im 2. Anlauf meinen Port und will ihn nicht mehr missen. Ich hatte jede Menge Bewegungsfreiheit während der Chemo. Ich konnte mir auch mal den Infusomat samt Ständer schnappen und aufstehen. Das ist sehr praktisch, wenn man soviel trinkt wie ich.  Im Alltag spüre ich den Port gar nicht. Außer wenn ich das Pech habe, dass unsere Katzen mich mit einem Turngerät verwechseln und über mich drüber rennen. Oder auf Konzerten und im Kino. Bei sehr tiefen Tönen vibriert er etwas mit und kitzelt.
Ich habe beschlossen den Port noch ein paar Jahre drinzulassen. Der Pflegeaufwand ist sehr gering. Alle paar Monate mit Heparin spülen lassen reicht. Hoffentlich brauche ich ihn nicht mehr…
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Urlaub im Center Parcs – oder wie hitzebeständig ist ein Port?
Zwischen den beiden großen Chemoblöcken EC und Taxotere haben mein Mann und ich uns ne Auszeit in einem Center Parc gegönnt. Wir sind für eine Wochenmitte mit einem befreundeten Pärchen dorthin gefahren. Es war auch so was wie ne Minihochzeitsreise. Im Vorfeld hatte ich im Krankenhaus gefragt, ob ein Port hitzebeständig und saunatauglich sei. Darauf wusste leider keiner ne Antwort. So beschloss ich es halt Draufahnkommen zu lassen und es auszuprobieren.[...]
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