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Alt 23.06.2010, 19:30
cypher61 cypher61 ist offline
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Standard AW: So viele Fragen

Hallo Lana,

es tut mir leid Deine traurige Geschichte zu lesen. Ich bin selbst an einem Rektumkarzinom erkrankt und versuche mich mal an Deinen Fragen...

Zitat:
Zitat von Lanabell Beitrag anzeigen
Ich habe viel im Internet recherchiert, und nach dem was ich verstanden habe ist das was er hat Stadium 4 oder? Und wenn ich mir die 5 Jahres Überlebensrate anschaue gruselt es mich.
Ja, wenn Fernmetastasen nachweisbar sind wird der Tumor als UICC Stadium IV klassifiziert. Das ist nicht automatisch ein Todesurteil, aber die Chancen auf langfristiges Überleben stehen natürlich schlechter als wenn keine Metastasen nachweisbar wären.

Zitat:
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Er hat bei unserem Treffen geraucht und auch nicht gerade wenig Alkohol getrunken und auch sehr fettiges Zeug gegessen. Ich meine das ist doch nicht gut wenn man Krebs hat?
Es ist im krankheitsfreien Zustand schon nicht gerade gesundheitsfördernd und bei einer Krebserkrankung sicherlich auch nicht hilfreich. Aber das dürfte ja allgemein bekannt sein und erwachsene Menschen können selbst entscheiden, was sie zu sich nehmen. Wenn er jemand ist, bei dem es hilft, ihm diesbezüglich ins Gewissen zu reden kannst Du das machen, da er Kontakt aber ablehnt glaube ich, dass das nichts bringen wird.

Zitat:
Zitat von Lanabell Beitrag anzeigen
Er ist alleinerziehender Vater eines 9 Jährigen Jungen, er hat keine Lebensgefährtin oder Familie die ihn unterstützt. Meine Unterstützung will er nicht. Er reagiert auf solche Sachen nur trotzig.
Als ich ihn gefragt habe was mit dem Jungen passieren soll wenn er mal nicht mehr ist hat er auch nur so reagiert als käme sterben für ihn einfach nicht in Frage.
Angesichts einer so schweren Erkrankung ist der Tod ein sehr reales Risiko. Ich habe selbst Kinder und meine Meinung ist, dass man sich um die Versorgung der Kinder im Todesfall Gedanken machen sollte, und zwar unabhängig vom eigenen Gesundheitszustand. Schliesslich passieren ja auch Unfälle etc. Da er aber Hilfe ablehnt und es nicht Dein Kind ist wirst Du da nicht viel ausrichten können. Die Regelungen bzgl. Vormundschaft etc. sind kompliziert - Du könntest Dich aber im Web informieren und vielleicht ist er zugänglicher, wenn die Lage ernster wird. Wer sich im Todesfall um den Jungen kümmern soll kann man in seinem Testament (oder einem Ehevertrag) festlegen.


Zitat:
Zitat von Lanabell Beitrag anzeigen
Meine große Frage ist nun, lügt er sich und mir was in die Tasche?
Verstehe ich nicht, auf was bezieht sich diese Frage konkret?

Zitat:
Zitat von Lanabell Beitrag anzeigen
Verschwinden Metastasen einfach so durch Chemotherapie?
Ich habe hier ja viel gelesen, das eigentlich bei Metastasen immer operiert wird wenn möglich, aber das wurden Sie bei ihm ja nicht. Das ist eher schlecht oder?
Das können sie durchaus. Das Problem ist nur das Wort "verschwinden". Die Chemo kann sie soweit verkleinern, dass sie mit bildgebenden Verfahren (Sono, CT, MRT) nicht mehr nachweisbar sind. Was nicht bedeuten MUSS, dass sie nicht mehr existieren. Sie können tatsächlich "weg" sein, sie können aber auch einfach unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Und dann irgendwann wiederkommen.
Bei singulären Metastasen wird eine Operation angestrebt, bei vielen Metastasen ist dies i.A. nicht durchführbar. Das liegt im Ermessen der Ärzte.

Zitat:
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Er wollte mir auch auf biegen und brechen nicht sagen wo seine neuen Metastasen gefunden worden. Was ist denn nach Lunge und Leber das nächste was betroffen wird?
Da es keine festgelegte "Reihenfolge" gibt stellt sich die Frage so nicht. Das Rektumkarzinom metastasiert je nach Lage primär über die Lymphbahnen oder Blutgefässe. Wenn Metastasen auftreten, ist zu etwa 75% die Leber betroffen, zu 15% die Lunge, und der Rest verteilt sich auf andere Organe (vorwiegend Bauchfell, Skelett, Gehirn). Wenn schon Metastasen in Leber und Lunge aufgetreten sind ist dies kein Grund, dass dann ein anderes Organ "an die Reihe kommt".

Zitat:
Zitat von Lanabell Beitrag anzeigen
Ich will mich ihm gegenüber nicht unloyal verhalten, aber ich habe wirklich Angst das er sich nicht mehr ausreichend um sein Kind kümmern kann und der Junge darunter leidet, das er ganz alleine die Erkrankung seines Vaters mit durchmachen muss.
Rechtlich gesehen hast Du keine Handhabe da etwas zu ändern. Du kannst nur versuchen auf ihn einzuwirken dass er von sich aus die richtigen Schritte macht.

Zitat:
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Mir hilft es damit umzugehen wenn ich ganz viele Informationen sammel, dann kommt mir der Krebs irgendwie nicht mehr so gruselig vor.
Ein sehr guter Ansatz. Information ist eine der besten Waffen gegen Krebs.

Viele Grüsse
Frank.
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Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010