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Alt 25.07.2010, 21:30
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Und nun sind auch wir betroffen!!!

Hallo Mona,

tut mir leid, dass es dich nun auch zum zweiten Mal erwischt...
Ich kenne das Gefühl, dass man meint, sein Versprechen zu brechen, wenn man die Eltern "weggibt". Mir gings bei meinem Vater so. Doch alle anderen haben mich überzeugt, dass es keinem etwas hilft, wenn man selber nicht mehr kann.
So lange es meinem Vater halbwegs gut ging und er auch noch auf den Beinen war, ging es ja noch ... Ich habe aber dann schnellstens evranlasst, dass er auf eine Palliativstation kommt. Dort hatte er sich, wenn auch nur für ca. 4 Wochen, wieder etwas erholt. Als es ihm wieder mies ging, habe ich ihn wieder dahin bringen lassen.
Er war einverstanden, weil er dort auf Hilfe gehofft hat und wusste, ich kann ihm nicht helfen. Er war zu schwach um sich auf den Beinen zu halten, immer nur müde.
Ziemlich weh tat mir der Gedanke daran, dass er oft zu mir gesagt hat: Ich bin ja so froh, dass ich dich habe, sonst müsste ich in ein Heim. Ich kann nicht mehr allein leben.
Ich habe auch kaum noch richtig geschlafen, ein Ohr klebte immer an der decke, ob irgendetwas oben los ist. Ich konnte kaum noch längere Zeit weg, war wie festgenagelt hier und nervlich ganz schön am Ende.
Ich hätte meinen Vater nie heben können oder allein aufrichten. Er war dazu noch ein sehr willensstarker Mensch, eigentlich sehr bockig und bestimmend, was alles nicht gerade einfacher machte.
Ich weiß nicht ob er darauf gewartet hat, vor seinem Tod noch mal nach Hause zu können, gewünscht hat er es sich sicher.
Zu mir hat er darüber nichts gesagt. Entweder wusste er, ich schaffe das allein nicht oder aber hat er gewartet, dass es ihm noch mal besser geht und er dann sowieso entlassen wird.

Vielleicht kannst du deinem Vater deutlich machen, dass deine Grenzen erreicht sind und es dir sehr weh tut, dass du nicht mehr für ihn tun kannst, aber dass es weder ihm noch dir nützt, wenn du ihn zu Hause allein pflegst.
Niemand kann 24 Stunden über einen längeren zeitraum parat stehen. Und selbst wenn man sich mal eine Auszeit nimmt und der Pflegedienst kommt, so ist man doch meist allein mit allen Problemen vor Ort und der Arbeit.

Manchmal, so wie jetzt gerade, nagt mein Gewissen schon auch noch ein klein wenig in mir und ich sage mir, ob ich es nicht doch hätte auf mich nehmen, meinen Vater die letzten 7 Tage nach Hause zu holen.
Ich wäre aber sicher am Ende gewesen zuletzt und er ist selbst auf der Palliativstation zwei Mal hingefallen, weil er imemr wieder allein ins Bad wollte, vergessen hatte, dass er nicht mehr allein laufen kann. Undenkbar, wenn er hier die Treppe hinuntergefallen wäre oder nachts im Bad umgekippt und ich hätte es nicht gehört...

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft!
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Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
Vater: gest. 11.06.2010 Enddarmkrebs, Metastasen Leber, Lunge
Mann: Melanom in situ: OP 02.2008
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