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Alt 02.03.2004, 16:25
Gast
 
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Standard Nach 2. R-ICE-Zyklus wieder zu Hause.

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Hallo zusammen,

tja, nun bin ich endlich in Göttingen und seit heute auch im Isolierzimmer. Die Leute hier sind sehr nett und auch die Ärzte kann man fragen was man will, ohne das sie genervt sind. Die Psychologin war auch schon hier. Man was habe ich mich gefreut, als ich sie schon durch die Scheibe kommen sah. Endlich ein bekanntes Gesicht. Ihr müßt wissen, das die Zimmer hier echt klasse sind. Ebenerdig und die Außenseite ist komplett verglast, so das es richtig schön hell im Zimmer ist. Davor ist Wiese und der Fahrradparkplatz. (Ich habe ehrlich gesagt noch nie so viele Leute gesehen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, außer vielleicht in Erlangen. Aber ich komm ja aus dem Tal, da fährt keiner Rad, außer Mountainbiker).
Vor meinem Fenster wachsen Primeln und an den Busch hat die Psychologin einen Meisenknödel gehangen, damit die Patienten die Vögel beobachten können (jaaaa, solche netten Dinge machen die hier!).
Mein erster Tag war, wie nicht anders erwartet, nicht so erfolgreich. Der Arzt hat vormittags direkt den ZVK gelegt. (Wieso heißt das legen? Ich würde es reinoperieren nennen!) Danach mußte ich zum Röntgen, für den Fall, das das Ding nicht richtig liegt, und um zu gucken, ob ich auch keine Lungenentzündung habe. Die Schwester sagte noch, das ist eigentlich nur Routine, das klappt eigentlich immer. Was soll ich euch erzählen, das Ding lag, aber leider nicht in Richtung Herz, sondern in meinen rechten Arm rein. Also wurde der ZVK direkt wieder gezogen und heute neu "reinoperiert" und dieses Mal tat es schrecklich weh. Aber: Er liegt richtig. Sieht auf dem Röntgenbild lustig aus, denn der Schlauch trifft sich mit dem Portsystem in einer Vene. Und auf so einem Röntgenbild sieht man dann immer so schön, was man so in sich drin hat (Port, Schläuche...). Naja, auf jeden Fall wurde dann auch direkt meine Schulter mitgeröngt, weil ich dort schon seit einem Monat Schmerzen habe, wegen denen ich auch schon Krankengym hatte (ohne Erfolg). Mal sehen, ob da was rauskommt. ABER: ich habe auch eine schöne Nachricht bekommen. Das Muttermal, was der Arzt hier und auch der Hausarzt beanstandet hatten, ist in Ordnung. Puuuuuh.Ich muß ja gestehen, ich hatte gar nicht beim Hautarzt angerufen, aus Angst, schon wieder eine Hiobsbotschaft zu bekommen. Ich konnte das auch nicht verheimlichen, da die mir hier noch die Fäden ziehen mußten. *ggg* Der Pfleger hier hat dann dort angerufen. Nach dem Röntgen sollte ich dann duschen und meine sterilen Sachen anziehen und dann konnte ich in mein Zimmer. Das hatte ich mir am Vortag schon von außen angeschaut. Es ist ganz nett. Ein Bett, das ich mit der Schwester an die Wand gestellt habe, so das es nicht mehr ins Zimmer ragt. (Da hatte es doch was Gutes, das der ZVK neu gelegt worden ist, denn sonst hätten wir das Bett nicht so herum stellen können, das ich aus dem Fenster sehen kann, während ich dort sitze. Dann habe ich ein Trimm-Dich-Rad hier drin, auf dem ich ganz viel fahren soll. (war heute mit 20 Minuten schon fleißig finde ich). Dann steht hier halt noch ein Tisch direkt an der Fensterfront mit 2 Stühlen. Eine Kommode und mein Kabelbaum mit Infusionen, denn die erste Chemo ist für heute schon drin. Jawohl. Ha, Lymphomknubbel, jetzt habt ihr wohl Angst. *grrrrrr* VIel kann man hier natürlich nicht machen. Ich habe schon Gitarre gespielt (zwinker zu Elke) und geradelt und nun sitze ich am PC,während André mir in der Buchhandlung noch ein bestimmtes Buch besorgt. Die erste Zeit ist er nämlich hier. Er wohnt in einer P [Kurze Unterbrechung, ich bekomme jetzt erst noch Zoladex implantiert]André wohnt in einer Pension in der Nähe und wird unter der Woche hier bei mir bleiben für die erste Zeit und am Wochenende fährt er dann nach Hause zu unserer Kleinen. Die ist in der anderen Zeit bei der Oma untergebracht. Das war sowieso das schwerstefür mich. Ich habe mich von ihr verabschiedet und gesagt das ich sie ganz doll lieb habe, aber für lange Zeit in die Klinik muß. Ich habe ihr gesagt, das ich nicht weiß, ob ich jemals wiederkomme, aber das ich es mir wünsche und alle meine Kräfte dafür hergeb. Sie hat es nicht verstanden, das fand ich das Schlimmste. Sie tröstete mich und sagte immer: Ach Mama, sei nicht traurig. Ich besuche dich doch in der Klinik (hat sie sonst immer getan) und dann darfst du auch mit meinen Spielsachen spielen. Und dann hat sie mich gedrückt und geküst. Ich habe ihr nochmal versucht zu erklären, daß ich weg muß, weil ich schlimm krank bin und das ich sie lieb habe und nicht wegen ihr weggehe. Das fand ich wichtig, wer weiß, was sich in so einem Kinderkopf so alles tut. Lara wird im April drei Jahre alt. Wir haben ihr von Anfang an nichts verheimlicht. Sie war teilweise bei den Chemos dabei, hat mich von dort abgeholt, saß bei Blutentnahmen auf meinem Schoß...und wir sind gut damit gefahren. So konnte sie ihren Freunden auch erklären, warum ich keine Haare mehr habe und so weiter.
Gestern Abend habe ich dann kurz noch eine Panikattacke bekommen. Die habe ich (dank Valium) wieder in den Griff bekommen. Ich versuche nun von Tag zu Tag zu leben und die Zeit hier so schön wie möglich zu verbringen. Dazu gehört auch, das ich hier schreibe, wenn mir danach ist. Ohne solch ein Forum, fände ich die Sache doppelt schwer. An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN an alle, die mich bisher unterstützt haben und mir immer wieder Mut gemacht haben. Negative Gedanken versuche ich nun auszublenden. (z.B. Das ich in Nadja´s Zimmer bin).
Was auch ganz schön nervig ist, ist das ich jetzt klingeln muß, wenn ich Kaffee oder Tee möchte. Ich mag es nicht, wenn ich mich im KH bedienen lassen muß. Aber am Wochenende fährt André ja nach Hause und bringt mir dann einen Wasserkocher mit. Das ist wohl in Ordnung. Dann kann ich mir hier Tee bis zum abwinken selber machen. *freu*.
LG, CAro
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