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Alt 01.05.2004, 18:37
Gast
 
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Standard Brauche Hilfe zu Krebsdiagnose, Behandlungsmethode

Hallo Dana,

bei meinem Vater wurde auch Mitte Februar ein Kleinzeller mit Metastasen in der Leber und im Skelett diagnostiziert. Letzte Woche hat er den dritten Chemozyklus hinter sich gebracht und es geht ihm momentan recht gut. Trotzdem ist es fraglich, ob er Weihnachten noch erlebt. Aber nicht erschrecken! Je nach Art und Stadium gibt es auch durchaus brauchbare Chancen.
Tja, wie geht man/frau damit um? Bestimmt hast Du hier im Forum schon so einiges gelesen. Die üblichen Ratschläge, für den Betroffenen da zu sein, den Mut nicht zu verlieren, die verbleibende Zeit noch so intensiv wie möglich zu nutzen. Ja, das ist alles schön und gut. Und sicher auch absolut richtig. Aber wie gehen wir selbst damit um? Wie sieht es in uns drin aus? Ich glaube, einerseits bei Allen gleich miserabel, und doch muss jeder seinen Weg damit umzugehen selbst finden. Ich habe auch noch keinen Weg gefunden, bestenfalls sowas wie einen Trampelpfad. Mit so einer Situation umzugehen, das hat niemand von uns gelernt. Selbst Ärzte, Krankenschwestern oder Leute vom Rettungsdienst (so wie ich ehrenamtlich) stehen einfach nur noch hilflos und verzweifelt da, wenn es einen unserer eigenen Lieben trifft.
Wie geht denn Deine Mom damit um? Weiß sie, wie es um sie steht und könnt Ihr darüber reden, oder will sie davon gar nichts wissen? Mein Vater wollte von Anfang ganz genau wissen, was Sache ist. Ich hab` ihm auch jede Menge Infos aus dem Internet besorgt. Habe ihm immer alles so ehrlich wie möglich gesagt, aber ihm doch die Dinge die nur möglicherweise passieren könnten erspart. Irgendwie kehrt auch während der Chemo wieder ein bisschen das normale Leben zurück. Der Gedanke an die Krankheit ist zwar immer irgendwo im Hintergrund, aber es gibt auch Phasen, da denkt man nicht daran. Für viele Betroffene ist die Sorge, dass ihre Lieben mitleiden fast schlimmer als ihre Krankheit. Deswegen sollten wir zwar zeigen, das wir Anteil nehmen und immer da sind, aber uns die Tränen aufheben, bis wir aus dem Zimmer sind. Auch wenn`s schwer fällt.
Was glaube ich ganz arg wichtig ist, ist, dass wir ein bisschen auf uns selber achten. So lange es geht auch mal ein bisschen Spaß haben, abends oder am Wochenende weggehen. Klingt vielleicht egoistisch, ist es aber nicht. Ich fürchte, wir werden unsere Kraft noch bitter brauchen. Es nützt nichts, wenn wir uns selber fertig machen und am Stock gehen. Und meinem Vater bzw. Deiner Mom wäre damit schon gar nicht geholfen.
Ich hoffe, Du hast jemanden, mit dem Du über alles reden kannst. Das ist auch sehr wichtig. Ich hätte die Möglichkeit, aber tue es trotzdem selten. Vielleicht weil Männer mit dem Reden über sowas prinzipiell Probleme haben, aber vor allem deshalb, weil ich glaube, dass man das nur nachvollziehen kann, wenn man selbst betroffen ist. Vor ein paar Jahren ist die Oma einer guten Freundin an Darmkrebs gestorben. Ich konnte da auch nicht viel sagen, hab einfach nur zugehört; stundenlang.
Ich fürchte, dass Dich mein Geschreibsel nicht viel weiter gebracht hat. Jeder muss (und wird) seinen eigenen Weg finden... Das Schicksal lässt uns keine andere Wahl.
Ich wünsch Dir und Deiner Mom, dass der Krebs noch nicht so weit fortgeschritten ist und vielleicht noch eine Heilung möglich ist. Und dann gibt es immer noch die Spontanheilungen. Keiner weiß wieso, aber es gibt sie. Also nie die Hoffnung ganz aufgeben...

Lieb`s Grüßle

Joachim

P.S.: Wenn Du Fragen hast zu Diagnosen, Therapien, Fachbegriffen oder was auch immer, dann schreib einfach hier. Es gibt hier so viele, die (unfreiwillig) zu Experten wurden. Und schreib auch, wenn Du einfach nur was loswerden möchtest.
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