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Alt 08.12.2011, 11:51
biri biri ist offline
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Registriert seit: 21.11.2011
Ort: Hamburg
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Standard AW: AML mit 72 Jahren

Lieben Dank an Euch alle, für die lieben Worte und auch für das Mut machen.
Vintage, ja es ist leider so, Patienten in höherem Alter haben geringere Heilungschancen, KMT fällt oft weg, aus verschiedenen Gründen. Hinzu kommen oftmals zusätzliche Krankheiten, die eben oftmals ältere Patienten haben. Bei meinem Papa kommt ein Herzinfarkt, vor vier Jahren, hinzu. Auch wenn er diesen damals super gut verarbeitet hat, sein Herz ist angeschlagen.
Alles in allem hat er nun den ersten Block der Chemo gut überstanden. Er ist immer noch im Zelltief und auch wenn ich es mir kaum noch vorstellen kann, seine Werte gehen immer noch weiter in den Keller. Er bekommt Leukozytenkonzentrate, damit nicht alles zusammenbricht. Sein HB wert sackt auch immer wieder runter, so dass Blutkonserven immer wieder seinen Bluthaushalt auffüllen müssen. Aber ansonsten, es geht ihm wirklich richtig gut. Er sieht weder wie ein kranker Mensch aus, noch fühlt er sich krank Er wartet einfach nur auf den Tag, wo er nach Hause darf. Er fragt sich, wird er Weihnachten zuhause sein.
Letzte Woche, als er psychisch auch recht unten war, da hat ihm die Nachricht, das meine beiden Töchter, die zur Zeit in Australien leben, zurückkommen. Das gab ihm soviel Auftrieb, dass er sich nur noch freut.Total schön, das zu erleben. Insgesamt, glaubt er fest an einer Heilung und läßt alles was mit Leukämie zu tun hat, gar nicht an sich rankommen. Er will auch gar nicht weiter drüber reden und fragt sich nur, wann er endlich wieder gesund ist.
Für uns als Familie stellt sich das ganze dann doch etwas anders dar.
Natürlich haben wir Hoffnung, keine Frage, denn diese stirbt bekanntlich zuletzt. Aber es sind eben auch Gedanken die einem im Kopf spuken, wie geht es weiter, was wird geschehen, wie wird es ihm gehen in der nächsten Zeit.
Wir genießen den Augenblick, auf jeden Fall. Ich bin täglich im Krankenhaus, meine Mama auch, er hat Besuch von Freunden, von seinem Bruder. Das alles hilft ihm ein wenig, die Langeweile im KH zu bewältigen
Meine Mama macht sich da schon Gedanken, wie ist es, wenn Papa es nicht schafft. Nächstes Jahr ist Goldene Hochzeit, eine lange gemeinsame Zeit, Höhen und Tiefen, alles irgendwie gemeinsam getragen und bewältigt. Aber hier, bei diesem Gegner, man fühlt sich klein und auch hilflos, so manches Mal.
Hinzu kommt, dass bei einer Freundin von mir letzte Woche Diagnose Bauchfellkrebs, unheilbar, gestellt wurde. Eine weitere gute Bekannte hat Rippenfellkrebs. Puh, ehrlich mich überfordert das zur Zeit ein wenig. Und ich bin tierisch froh, wenn meine beiden Mädels nächste Woche wieder hier sind, ich sie in die Arme schließen kann und wir alle wieder beisammen sind.
Für mich waren solche Krankheiten immer wahnsinnig weit weg. Ich war mir immer bewußt darüber, dass wir sehr viel Glück hatten, dass alle gesund und munter waren. Es trifft mich aber dennoch mit einem Keulenschlag, und ich muß die Starke sein, hier. Für Mama, für Papa, für meine Oma (93)
Für den Augenblick bin ich sehr glücklich über den augenblicklichen guten Gesundheitszustand meines Vaters, auch wenn die Werte echt mal bescheiden sind, er fühlt sich gut, das ist für mich am wichtigsten.... egal was die Werte nun gerade sagen.
Für Deinen Freund Antonia, alles alles Gute, er wird, er muß es schaffen, er ist noch so jung, Ihr habt noch so verdammt viel Leben vor Euch und es wird bestimmt klappen, das glaube ich ganz bestimmt
Und ansonsten, drücken wir mal gemeinsam die Daumen, dass Forschung, Technik und gute Selbstheilungskraft weiter voranschreiten und all unseren Lieben geholfen werden kann...
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