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Alt 05.03.2004, 17:44
Gast
 
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Standard Tumorvakzine (Liponova) bei Nierenkrebs

Lieber Klaus,

über Statistiken brauchen wir nicht reden. Ich rege mich nur immer darüber auf, wenn es (wie hier oft genug gelesen) von Ärzten heisst: Gehen Sie heim, Sie haben noch xxxx Wochen oder Monate zu leben. Genießen Sie die Zeit.
Da steckt für mich etwas sehr viel Überheblichkeit drin.
Und etwas ähnliches habe ich aus der statistischen Lebenserwartung von 12 bis 18 Monaten für Metastasen-Patienten herausgelesen. Wie alt sind denn diese "Statistiken" - wenn es die überhaupt gibt? Oder sind das "Erfahrungswerte"? Oder macht man sich seine Statistiken selbst, damit man dann "Erfolge" selbst machen kann? Meines Wissens nach hat man hier nicht Statistik mit "Überlebenszeit" gemacht sondern mit "Metastasen-Rezidiv-Eintritt" - oder täusche ich mich da?

Und da nicht die Statistik in Richtung Überlebenszeit gemacht wurde, ist dies von anderen Medizinern bemängelt worden. Also mußte die Forschungsgruppe L. sich rechtfertigen: Mit Eintritt der ersten Metastase gleich Überlebenszeit 12 bis 18 Monate. Umkehrschluß: Keine Metastase = längere Überlebenszeit. (Oder habe ich das falsch verstanden?)

Wie auch immer:

Ich (oder besser wir, meine Frau und ich) setzen trotzdem eine Portion "Hoffnung" in die dentritischen Zellen (Tumorimpfung). Meine behandelnden Ärzte in München-Großhadern haben uns seinerzeit bei Beginn meiner Behandlung auch auf diese Möglichkeit hingewiesen. Sie bieten z.B. jedem Patienten, der bei ihnen nephrektomiert wird, an, KOSTENLOS Tumorgewebe einzufrieren um ggfls. bei Nicht-Anschlagen der Immun-Chemo-Therapie hierauf zurückgreifen zu können. Sie haben uns aber auch gesagt, daß nach derzeitigem Wissensstand die Tumorimpfung sicherlich nie die Immun-chemo-Therapie ablösen würde. Aber sie könnte insofern hilfreich sein, als dass sie ggfls. mit der Immun-Chemo-Therapie KOMBINIERT werden könnte. Um dem Organismus mit Hilfe der abgeschwächten Tumorzellen den "Feind", die Krebszelle, zu zeigen. Die Immun-Chemo-Therapie greift weiträumig in das Immun-System ein. In Kombination mit der Tumorimpfung (dentrische Zellen) hofft man, die breite Wirkung der Immun-Chemo "engmaschiger" zu gestalten.

Denn es ist ja nach wie vor ein Problem, dass Nierenzellkarzinome resistent gegen alleinige Chemo-Therapie und Bestrahlung sind. Man weiß, daß zur Therapie eines Nierenzellkarzinoms eigentlich nur das körpereigene Immunsystem zur Hilfe herangezogen werden kann.

Das ist sicherlich nichts Neues für Dich. Aber ich glaube, dass die Zeitungsartikel bei Menschen, die sich nicht so ausgiebig damit beschäftigt haben, Verunsicherungen gegenüber dieser eventuellen zukünftigen Therapiemöglichkeit auslösen könnten.

Und es gibt ja nicht nur die Firma Lipanova (die angesprochenen Prospekte kennen wir auch), die sich auf diesem Gebiet beschäftigt. Als Nachfolger der seinerzeitigen "Göttinger Studien" gibt es sicherlich viele Firmen, die auf diesem Gebiet forschen in Verbindung mit unterschiedlichen Kliniken. Meine entnommenen Tumorzellen sind z.B. bei der Firma Dendrimun GmbH in Aschaffenburg (Europäische Gesellschaft für dentrische Zell- und Substitutionstherapie) eingefroren. Was uns, wie gesagt, nichts gekostet hat. Ebenso weiß ich, daß Hartmut "seine" Tumorzellen ebenfalls hat einfrieren lassen. Wieder bei einer ganz anderen Firma. Meines Wissens auch kostenlos.(Nach meinem Wissensstand, ein Jahr alt, kostet "eine Behandlungsserie", zu der der Impfstoff dann aus den Tumorzellen speziell hergestellt wird, als Privatleistung ca. 9-10 T. €uro. Was das woanders kostet, weiß ich nicht, hatte aber auch schon Zahlen von über DM 30.000 gehört -"ohne Gewähr")
Ob und wann jemand die "Kassenzulassung" für diese Therapieform erhält ????????????? Natürlich geht es hier um Ehre und Ruhm, aber wahrscheinlich auch um's schnöde Geld. Ich bin Kaufmann und verstehe das. Aber wofür mir das Verständnis fehlt, dass wahrscheinlich mal wieder viel Zeit verplempert wird, weil jemand, der in seinen Forschungen noch nicht soweit ist, andere mit "Formfehlern" an deren Forschung hindert. Zur "Freude" der Patienten.

Und ein richtiger "Durchbruch" ist es doch erst dann, wenn es wirklich eine Kassenzulassung gibt. Sprich: Wenn es nicht nur "himmelhochjauchzende Prospektversprechungen" über angebliche Erfolge gibt, sondern TATSÄCHLICH NACHWEISBARE ERFOLGE.

Dazu kommt natürlich noch, dass "Blind-Studien" wohl zur Grundausstattung einer Studie gehören (sollten !) und das der Radiologe eben NICHT weiss, welcher Patient anbehandelt ist und welcher nicht. (Zu dieser Geschichte würde noch ein Radiologe fehlen, der die Aufnahmen beurteilt und gleichzeitig mit der forschenden Firma zusammenarbeitet - sowas würde das Bild dann nur noch abrunden.)

Ich kann Betroffenen aus meiner Sicht momentan einfach nur den Rat geben, zumindestens dann, wenn wie in meinem Falle die Sache kostenlos ist, Tumormaterial einfrieren zu lassen. Bei einem dementsprechenden Forschungsinstitut. Man weiss nie, was die Zukunft und die Forschung morgen für Ergebnisse bringt. Es ist m.E. eine zusätzliche Möglichkeit, auf die ich mich aber als einzige Therapieform (zumindest momentan) nicht verlassen würde.

Ansonsten bemühe ich mich, "statistisch" auf der "richtigen" Seite des Zaunes zu bleiben. So lange es geht.

Herzliche Grüße
Jürgen
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