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Alt 01.02.2019, 04:29
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Osteosarkom im hohen Alter?

Lieber Alter Stassfurter,

ist bei dem, was Dein Vater hat, auch etwas, das man am besten "weglassen" könnte, weil man es einfach nicht braucht.
https://flexikon.doccheck.com/de/Osteosarkom

Doch er hat sowas leider nun mal, und er muß (dominant) damit umgehen bzw. damit fertig werden können.

Womit ich auch gleich bei Deiner trefflichen Unterzeile bin:
Man muss mich nicht mögen, aber man sollte mich respektieren!

Meinst Du nicht, daß auch Dein Vater dies (sinngemäß) für sich in Anspruch nehmen kann/darf?

Es ist ja seine Sache, wie er beliebt, mit Dingen umzugehen, die nur ihn betreffen.
Und nachdem er vermutlich ein paar Jahrzehnte älter ist als Du, wird er schon wissen, was er tut bzw. tun will.

Ich verstehe seine Haltung zwar auch nicht so ganz und tue mich aus der Distanz heraus sicher auch leichter als Du:
Versuch doch einfach, das zu akzeptieren, was er will/vorhat.

Und versuch auch auf dieser Akzeptanz-Basis mit Deinem Vater ganz offen sprechen zu können.
Denn offensichtlich öffnet er sich Dir zunehmend und will auch mit Dir sprechen.

Weißt Du eigentlich, was viele Väter am liebsten tun würden?
Mit vielen ca. gleichaltrigen Vätern unterhielt ich mich schon darüber.

Das Ergebnis war immer das selbe:
Am liebsten würden Väter aus ihrem Hirn eine oder mehrere CD herauskopieren können.
Um die Inhalte davon an ihre Kinder weitergeben zu können, damit die irgendwann verstehen können, wie ihre Väter "tickten".

Läuft aber halt nun mal nicht so.
Was übrig bleibt, ist nur, evtl. "Restzeiten" von Leben dazu zu nutzen, miteinander reden zu können.
So lange das noch möglich ist.

Bemüh auch Du Dich darum, das tun zu können.
Intensiv, ehrlich, aufrichtig und schonungslos.

Zitat:
Er zeigte mir Auswüchse an seiner Hand die vorher nicht da waren und das war wohl nicht das Einzige ,was er fand.Er hat sich auch selbst noch informiert und mir gegenüber geäußert, dass er sich den ganzen Kram mit Chemo und Ähnlichem ersparen wolle, seine Biologie sei eh am Ende....
Es sind ja nicht nur die Auswüchse, sondern auch daraus resultierende Beeinträchtigungen.
Wenn ich das richtig verstand, kann man das auch herausoperieren.
Ohne Chemo und den ganzen Kram.

Wie kommt Dein Vater eigentlich zu der Sichtweise, daß seine Biologie am Ende sei?
Kommt er schon "auf dem Zahnfleisch daher" oder wie oder was?

Hilf Deinem Vater bitte dabei, sich selbst wieder etwas "aufrichten" zu können.
Sag ihm dabei ruhig all das, was Du an "Niedergang" bei ihm beiläufig festgestellt hast.
Dein Vater ist ja schließlich nicht so blöd, als daß er nicht ganz genau wüßte, daß so einiges bei ihm "nachläßt".

Das ist jedoch gar nicht der Punkt:
Wenn man jemand "aufrichten" will, muß man ihm vermitteln, daß all das eigentlich gar keine Rolle spielt.

Manches dauert halt dann vielleicht etwas länger, erfordert vielleicht auch bei E-Mails nochmalige Kontrolle des Geschriebenen, bevor man es absendet usw. usw.
Bestärk Deinen Vater darin, daß er all das bei gutem Willen immer noch leisten kann.

Zitat:
Er spricht offen über das Thema Abschied nehmen und hat ganz offensichtlich schon abgeschlossen. Wie kann ich das Ganze nehmen, er sagte mir, ich solle das Thema nicht verniedlichen, als ich ihm sagte, dass meine Kondition auch nicht meinem Wunsch entspricht. Mir tun die Tränen in seinen Augen weh, wenn ich nach hause fahre. In seinen Mails sehe ich immer mehr einen Abbau dessen, was ich so von ihm kannte...Ich hänge so hilflos hier rum...
Letztlich wirst Du wohl akzeptieren müssen, wenn Dein Vater Abschied nehmen will.
Könntest ihn aber auch mal fragen, warum er das derzeit (schon und vielleicht verfrüht?) tun will.

Keine Lust mehr weiterzuleben?
Und warum?

Nichts mehr, was er noch realisieren können will?

Hat er gar keine Herausforderungen mehr, denen er sich stellen will, um sie bewältigen zu können?

Du brauchst Dich nicht großartig zu fragen, wie Du das Ganze nehmen kannst:
Nimm es wie es ist.

Und komm dabei Deinem Vater nicht mit Sprüchen daher, daß Deine Kondition auch nicht Deinem Wunsch entspricht.
Dabei muß er sich doch "verscheißert" vorkommen.
Mit entspr. Reaktion.

Frag ihn doch viel besser mal, was Du tun kannst, um seine Kondition gemeinsam mit ihm verbessern zu können.
Fordere ihn heraus, sowas auch tun zu wollen.

Helf ihm dabei und gleichzeitig damit auch Dir.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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