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Alt 05.10.2015, 07:23
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr Lieben … danke für eure Worte. Ich brauchte jetzt erstmal ein paar Tage, um mich zu ordnen. Aber es tut so gut, zu lesen, dass ich vielleicht doch noch nicht ganz von der Rolle bin. Die Trauer kommt bei mir in Schüben, wie ich feststellen musste. Ich bin extrem dünnhäutig wie ich feststellen durfte und das macht mir sehr zu schaffen. Es fällt mir selbst sehr schwer, mit meinen derzeitigen Launen irgendwie umzugehen. Und wie könnte ich dann erwarten, dass es andere können? Es gibt keine merkbaren Auslöser, die mich von jetzt auf gleich umschlagen lassen. Mit einem Mal ist es einfach so. Ich merke, dass mein Keks und mein Mann mich wie ein rohes Ei behandeln und das macht mich rasend. Aber was sollen sie auch anderes tun? Sie versuchen mir alles recht zu machen, aber es gibt diese Momente, an denen ist mir nichts recht. Wir haben für uns drei noch keinen guten Weg gefunden, mit der ganzen Situation umzugehen und ich habe Angst, dass wir daran zerbrechen … das ich besonders meinem Keks zu viel zumute. Ich versuche dann ganz besonders nett zu ihm zu sein, aber eigentlich strengt mich das nur an und macht alles noch schlimmer. Und dabei braucht doch er mich gerade so sehr. Die Schule … alles neu, er muss gerade sein kleines Leben neu umstellen dafür. Und dann hat er eine Mutter, die nicht funktioniert so wie es sich für eine gute Mutter gehört. Ich bekomme das alles gerade nicht unter einen Hut. Es tut mir selbst so weh, aber ich kann nicht anders.
Aber es tut mir gut, an Papas Grab gehen zu können. Zu wissen, dass er irgendwie dort ist. Ganz oft sitze ich bei ihm auf dem Bänkchen. Es ist nicht so, dass ich dann mit ihm spreche oder das Gefühl habe, ich bin ihm dort ganz nah … es ist einfach zu so einer Art Rückzugspunkt für mich geworden, wenn nichts mehr geht. Ich weine dort auch nicht … oder nur ganz selten … ich sitze einfach nur da und versuche seit Neuestem tief zu atmen … danke dir liebe Mysticrose … das tut wirklich gut und holt mich immer wieder etwas runter.
Große Menschenansammlungen meide ich seit meinen letzten Erlebnissen. Mein Mann hat gesagt, ich muss das nicht tun und schon gar nicht für ihn. Das nimmt mir viel Druck und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Und vielleicht bin ich irgendwann in der Lage, diese Dankbarkeit auch zu zeigen.

Liebes Bernsteinketterl … weißt du noch, als ich dir damals schrieb, dass ich so Angst vor diesen Dämonen „danach“ habe, als wir noch gekämpft haben und Astrid und du schon am Ende des Weges wart? Nie hätte ich gedacht, dass sie mich dermaßen verändern werden. Dass ich mich selbst nicht mehr erkenne. Wie lange können wir das alle zusammen noch ertragen? Ich weiß, du liest es jetzt nicht besonders gerne … aber manchmal wünsche ich mir, ich könnte auch einfach diese Tür schließen und mich in meinem Schmerz vergraben … nur ich sein, mich suhlen in meinem Leid, dass, was ich gesehen und erlebt habe irgendwie verstehen können. Das sind Dinge, die kann ich mit niemandem teilen. Da kann ich drüber erzählen, aber niemand wird es verstehen, der nicht dabei war. Jeder nickt dann und sagt, wie schrecklich und wie leid es ihm tut, aber verstehen kann das niemand. Da ist einfach so viel kaputt gegangen in mir, in meiner Seele …

Liebe Kyra … wie geht es bei dir? Mein Keks macht sich eigentlich toll … es tut mir nur so weh, zu sehen, wie er ganz vorsichtig mit mir umgeht. Ich muss doch die Starke sein … ich bin doch seine Mutter. Momentan ist es aber genau anders herum.

Liebe Jana … deine Worte sind Balsam für meine Seele. Danke, dass du mich hier ab und zu besuchst !
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