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Alt 05.06.2010, 02:03
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Lilaloona Lilaloona ist offline
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Standard AW: Das Leben danach

An alle: Ich find es wirklich total schön das man hier auch mal über Ängste und Depressionen sprechen kann ist in der "normalen Welt" leider eher selten.....

@ Blauflausch:

Danke danke danke das mal einer sagt dass ich um meine "verpasste Entwicklung" nachzuholen noch sehr viel Zeit habe... Tut echt gut zu hören Diese Ansicht vertritt leider niemand.... Einzig die Lehrer auf meiner letzten Schule meinten ich solle mir eine Auszeit nehmen, meine körperlichen und psychischen Leiden lindern bzw. bekämpfen und dann ab September das Schuljahr noch einmal neu starten

Im November 09 stellte mein Psychologe die Diagnose "Angst und depressive Störung gemischt" und momentan dreht sich in dieser Hinsicht alles darum die vielen starken Ängste die mich quälten Stück für Stück leichter zu machen ( trotz schlimmer Nachtangst hab ich es neulich mit einer Freundin und meinem Freund sogar geschafft in der Nacht in einem Friedhof rum zu gehen *stolzbin* ) nur gegen die depressive Störung habe ich leider noch nichts gefunden aber vielleicht weiß ja da der Psychoonkologe Rat

Hatte neulich ein sehr langes tiefgründiges Gespräch mit meinem Freund und einer sehr guten Freundin in dem es darum gang ob ich die Schule nochmal versuchen sollte, was ich mir vom Berufsleben erwarte und und und.... zu meiner Verwunderung waren sich die beiden einig das ich mir kleine Ziele setzen soll ( erst Reha und Psyche, dann weiter überlegen wegen Schule).. Aber das mit dem Praktikum war ein sehr guter Vorschlag, mit dem werde ich mich dann nach der Reha näher befassen

Das Lied ist echt wahnsinnig schön, man könnte echt sagen es spricht mir aus der Seele *träum* Dankeschön für so viel Rückhalt

@ Moumou:

Die ersten Symptome hatte ich mit 17 1/2 , Diagnose war dann mit 18 1/2 ...
mittlerweile bin ich 24

Um dir die geschilderten Probleme zu erklären muss ich dir ein bisschen was von meiner Geschichte erzählen, versuche aber mich kurz zu halten, versprochen :p

Ich habe im August 2003 die letzte Chemo bekommen ( 8 Zyklen beacop, bis zur 6ten dosiseskaliert ). War dann 3 Wochen bei der Anschlussheilbehandlung, die Ärzte meinten dann das ich noch nicht Arbeitsfähig wäre... Also bin ich wieder nach Hause, wo von meinen Eltern ständig mit Fragen bombadiert wurde... "Wie lange stellst du dir des jetzt vor das du daheim rum sitzen kannst?!"... "Du bist doch wieder gesund also mach gefälligst weiter!"..... das waren jetzt nur 2 von vielen....

Habe es zu Hause so nicht mehr ausgehalten und mir eine Lehrstelle gesucht.... ein Jahr ging alles gut, dann hat irgendwie mein Immunsystem angefangen zu rebellieren ( Die Ärzte erklärten mir nach der Chemo sei das Immunsystem wie ein Computer von dem alle Daten gelöscht wurden ) sie meinten mein Immunsystem muss die ganzen Viren Bakterien usw. usw. erst wieder "kennenlernen" um Abwehrstoffe dagegen produzieren zu können.... Praktisch das Immunsystem eines Säuglings in der Welt einer 19 Jährigen....

Ich hatte im zweiten Lehrjahre sehr viele Infekte und war ständig wegen etwas anderem krank.... Habe das zweite Lehrjahr dann freiwillig Wiederholt weil ich auch in der Schule viel zu viel versäumt hatte...

Das Wiederholen des 2ten Lehrjahres klappte, also ging es ab ins 3te...

Am Anfang des 3ten Lehrjahres ging es dann plötzlich los mit Depressionen und Antriebslosigkeit.... es folgte ein 3-monatiger Aufenthalt in der Psychiatrie um mich auf Psychopharmaka einzustellen.... Hatte zwar wieder sehr viel in der Schule versäumt, schaffte aber durch viel selbstständiges Nachlernen die IHK Abschlussprüfung zur Bürokauffrau

Mittlerweile war ich 22.....

Abschluss geschafft, los ging es mit der Arbeitsplatzsuche. 50 Bewerbungen verschickt ( allerdings immer ohne Berufsschulzeugnisse denn mit den Fehlzeiten die durch ständige Krankheiten darin standen hätte ich nie im Leben ein Vorstellungsgespräch bekommen )....

Hatte dann Vorstellungsgespräche bei zwei Firmen, beide Male sehr gut verlaufen und jeweils einen Tag Probearbeiten absolviert nach denen ich immer sehr gelobt wurde und mir eine Arbeitsstelle in Aussicht gestellt wurde...

Beide Firmen forderten kurz vor der Einstellung meine Berufsschulzeugnisse....

Bei der einen Firma war ich sehr offen und redete über den Krebs und die dadurch entstandenen Fehlzeiten in der Schule..... daraufhin hieß es nur noch "Es tut uns leid, wir können sie nicht einstellen.. sie könnten einen Rückfall erleiden und uns damit als Arbeitskraft ausfallen.. das können wir uns nicht leisten"

Ich dachte mir "ok, daraus lerne ich! Nie wieder offen darüber reden!"

Bei der zweiten Firma sprach ich also nur von einer langwierigen Erkrankung die länst vorüber sei.... Leider arbeitete in der Firma eine ehemalige Klassenkammeradin aus der Berufsschule... keine Ahnung was da war... es hieß nur noch "Sie waren nicht ehrlich zu uns, das ist keine Basis für eine Zusammenarbeit" *grrrrrrrrrrrrrr*

So, zum Thema eigene Wohnung: (Ich bin im Alltag aber kaum eingeschränkt)

Ich also Arbeitslos zu hause und meine Eltern machen wieder Terror.... bin dann total verzweifelt zum Arbeitsamt.... wollte nur noch weg von Zuhause... dort verwieß man mich dann an die Arge.... Ich also zur Arge und wieder mein "Familienleben" geschildert... Dann hieß es "Es tut uns leid, bis sie 25 sind sind ihre Eltern für ihren Lebensunterhalt zuständig"........... Das Jugendamt wäre angeblich bis 21 zuständig, ich also demnach eine "Versorgungslücke im ach so sozialen Netzwerk Deutschlands" *grrrrrrrrrrrrrrrr*

Zum Thema Depressionen:

Erstens möchte ich dir mein Beileid ausdrücken das auch du in dieser Zeit keine fachgerechte psychologische Betreuung hattest Ich habe auch erst hier im Forum erfahren das die Betreuung eher durch einen Psychoonkologen erfolgen sollte als durch einen Psychologen

Die Euphorie die du oft spürst kenne ich nur zu gut, wie vor ein Paar Seiten bereits beschrieben war auch ich damals ein Quell der Energie.... Die Depressionen gingen ja bei mir auch erst ca. 3 Jahre nach der Chemo los (aber denk jetzt bitte nicht dass das bei dir auch so kommen muss, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich ) . Damals wurde es in der Psychiatrie behandelt und war dann auch wieder weg ( musste keine Tabletten mehr nehmen )..

Da ich nach meiner Ausbildung keinen Arbeitsplatz bekam bin ich wieder auf die Schule gegangen (wie gesagt, meine Eltern machten Terror wenn ich zu Hause war..... ständige Vorwürfe und böse seelische Verletzungen waren an der Tagesordnung)...... Die BOS ( Berufsoberschule zum Erlangen des Fachabiturs im Bereich Wirtschaft in einem Jahr ) die ich besuchte ist für ihre Härte und psychischen Druck bekannt... Ich wollte es dennoch versuchen.... Im November letzten Jahres bekam ich dann die Quittung dafür das ich mir zu viel "Lernstress" angetan hatte..... Die Depressionen kamen wieder und entwickelten sich unter anderem wegen des Prüfungsdrucks in der Schule zu einer "Anst und depressiven Störung gemischt"...

Wie oben beschrieben bin ich gerade dabei mich wieder zu regenerieren ( 5 Jahre nach der Chemo habe ich endlich ein Paar Monate Zeit um mich auszuruhen, da ich sozusagen bei meinem Freund wohne habe ich Gott sei Dank auch nirgends mehr psychischen Druck

Das mit den Haaren kenn ich, aber hey, die wachsen jetz viiiiel schneller als normal, glaub mir

Das schlimmste an den Depressionen ist das sie ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Auslöser auf einmal da sind (bei mir sind es mehr depressive Zusammenbrüche von 1 - 3 Stunden länge in denen ich dann nur noch japse und beginne nach Luft zu schnappen weil der "innere Schmerz" mir die Kehle abdrückt ) und durch die Angststörungen schaffe ich nachts nicht mal den Weg vom Auto zur Haustür ( ca. 10 m ) alleine ohne mich ständig umzudrehen das ja keiner hinter mir ist und dann mit schweißnassen Händen und Herzrasen an der Haustür anzukommen.... manchmal lähmt mich die Angst so sehr das ich mich keinen Zentimeter mehr bewegen kann....

Aber das sind jetzt wirklich nur meine Symptome in denen sich die psychische Störung zeigt ( Kann auch davon kommen das ich das ganze immer noch nicht richtig verarbeitet habe )

Ich bin mir fast sicher das sowas bei dir nie der Fall sein wird wenn du dich in psychologische Behandlung begibst um das erfahrene zu verarbeiten

Als ich deinen Beitrag gelesen habe ist ein kleiner Funken Euphorie zu mir übergesprungen Vielen vielen Dank dafür

@ Eponina

Ich weiß nicht ob der Alptraum wirklich jeden einholt... wo ich dir aber ganz sicher zustimmen möchte ist die Tatsache das er sich durch frühzeitige proffessionelle Hilfe verhindern lässt

Lg, Evi
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Diagnose Morbus Hodghin im 4. Stadium mit Axilarem Tumor, Wassereinlagerung nähe Zwerchfell und Befall des rechten Lungenflügels im Dezember 2002.

8 Zyklen Beacop (gegen Ende dosiseskaliert)

Abschlussuntersuchung Päd im August 2003, seitdem vollständig geheilt
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