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Alt 03.01.2013, 10:14
Kayar Kayar ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Guten Morgen Heihilde!

Dein Timing war ja um Längen besser als meins. Perfekt sozusagen. Du hast die OP zack hinter Dir, konntest Dich über Weihnachten und Neujahr ein bisschen erholen, bevor es jetzt los geht bei Dir, nein bei UNS, mit der Chemo. Und das packen wir auch!!

Ansonsten klingt Deine Geschichte echt genau wie meine. Ich hatte auch diese Panik, dass jetzt alles vorbei ist. Die ganzen Pläne die man hat, all das was man "Später" machen wollte, wenn man in Rente ist, oder bei Dir sicher "wenn die Kinder älter sind", das alles ist auf einmal in Gefahr. Ich glaube, auch wenn wir das Ganze hier gut überstehen, werden diese Gedanken unser Leben echt beeinflussen.

Du hast ja drei Kinder, ich keine. Ich glaube, das spielt auch eine tierische Rolle bei der Entscheidung, die wir beide treffen müssen. Ich könnte mir vorstellen, für Dich ist das Überleben das Wesentliche. Da sein für Kinder und Mann. Dafür kämpfst Du. Mir war von Anfang an, okay, nach den ersten beiden Heulnächten, wo ich dachte ich sterbe sofort... danach war es mir schon fast am Wichtigsten zu schauen, WIE ich überlebe. Wie belastbar bin ich, wie gut kann mein Körper wiederhergestellt werden. Irgendwie war der Punkt für mich irre wichtig. Und erst als eine sehr liebe Mitstreiterin hier aus dem Forum mir sogar Fotos gezeigt hat, und mir klar wurde, dass die fRauen "danach" keinesfalls wie kleine Frankensteinfrauen herum laufen, und ich auch bei vielen anderen dann erlebt habe, dass man auch "danach" noch Frau sein kann, witzig, weiblich, hünsch, leistungsfähig und lebensfroh..all sowas.. war ich bereit, mich überhaupt damit zu beschäftigen, wie ich den Kampf angehe.

So sprechen bei mir 2 Gründe für die neoadjuvante Chemotherapie.
Der erste ist fadenscheinig und leider statistisch kaum haltbar, aber es gibt eine minimale Chance, dass ganz vielleicht nach der Chemo links brusterhaltend operiert werden kann. Aber die Chance ist klein, da das alte Areal weg muss, und das schrumpft ja nicht. Also werde ich wahrscheinlich auch einbusig aufwachen. Aber ich werde die Vorgabe machen, so zu operieren, dass danach bald wieder aufgebaut werden kann.

Der zweite Grund ist der, dass ich sehen kann, wie der Tumor schrumpft, und notfalls die Chemo angepasst werden kann, wenn der Bursche zickt. Das ist für mich als Naturwissenschaftlerin ein besseres Gefühl, als das der Tumor zwar raus ist, ich aber nie wissen werde, ob die Chemo so gut wirkt, wie ich es mir wünsche. Mein Traum wäre, das bei der OP nur noch tote Zellen gefunden werden, dann kann ich auch (relativ, sicher ist ja leider wenig bei unserer Krankheit) davon ausgehen, dass die Zellen die so in mir rumgesitern vernichtet sind.

Dagegen spricht, dass der Tumor 5 Monate mehr Zeit hat und in mir steckt. Aber sollte er beschliessen zu streuen aus Rache über die Chemo, wird die ihn schon erlegen, denke ich. Und grundsätzlich ist mir auch klar, dass das Brustkrebsrisiko deutlich sinkt, wenn man keine echte Brust mehr hat.
Aber für mich habe ich beschlossen, dass die Chance noch einige Jahre zumindest eine Brust zu haben,. mir das Risiko wert ist. Nach einem Rückfall werde ich sicher anders entscheiden, zumal ich dann weis, wie schrecklich die erste Chemo war.
Es gibt viele Frauen, die mit beiden Wegen gute Erfahrung gemacht haben, aber leider auch einige, die sehr, sehr schlechte gemacht haben. Wie Heihilde schreibt...wichtig ist, dass jeder dahinter steht.
Und dann kriegen wir unsere verdammten Elefanten auch aufgefressen!

Du fragst, was man selber tuen kann, um den Körper beim Kampf zu unterstützen. Das ist so kurz vor der Chemo genau der Punkt, an dem ich auch rumforsche. Ich warte grad auf ein Buch "Krebs mag keine Himbeeren" und habe sehr viel gelesen bei den verschiedenen Krebszentren und -verbänden. Dazu der Rat meines Hausarztes, das ich jeden Tag, auch während der Chemo, 30-45 stramm marschieren soll an der Luft. Nur wenn ich wirklich, wirklich körperlich nicht kann, darf ichs ausfallen lassen. Der innere Schweinehund zählt nicht. Denn es ist so, dass das mehrfach positiv wirkt. Generell ist es gut, den Kreislauf einmal am Tag in Schwung zu haben. Fürs Gemüt ist es gut, raus zu kommen, frische Luft ist auch gut. Dazu kommt in unserem Fall zweierlei. Zum einen werden die T-Zellen, die Polizei unseres Körpers aktiviert, und sind gestärkt für den Kampf gegen Zellmüll. Das sind Krebszellen, aber auch tote Zellen durch die Chemo. Nebenwirkungen werden also besser verkraftet. Ausserdem hat Krebs generell ein Sauerstpooffproblem. Durch die unkontrollierte Teilung im Tumor wird es dort eng mit dem Sauerstoff. Wenn ein Grenzwert unterschritten ist, beginnt das BIest zu streuen, um sich bessere Plätze zu suchen. Durch viel Bewegung an der frischen Luft wird die Sauerstoffversorgung verbessert, und die Chance dass er später streut steigt. Daher walke ich jetzt wirklich jeden Tag. Und zumindest bin ich danach immer schwer stolz auf mich.

Mit den Ernährungstipps des Krebsverbandes, glaube ich war das, hadere ich noch. Vieles klingt gut, zielt aber eher auf eine ´generell gesunde Ernährung hin.
Aber 2 Punkte konnte ich wissenschaftlich noch nicht für mich schlüssig verifizieren.
Das eine ist die Empfehlung auf weisses Mehl und Zucker vorerst komplett zu verzichten, da diese schnelle Energie vom Krebs gebraucht wird, mehr als von den normalen Zellen, die auch mit "langsamer" Energie klar kommen. Selbst wenn das stimmt- würde ich nicht wieder den Tumor zum Streuen reizen, wenn ich ihn aushungere? Wäre also vielleicht eher eine Sache für nach der OP.
Der andere Tipp resultiert aus der Statistik und besagt, dass Frauen mit einem gewicht im untersten Normalbereich des BMI eine signifikant höhere Überlebenschance nach Brustkrebs haben. Könnte mit Punkt 1, dem Vermeiden von schneller Energie zusammen hängen.
Die beiden Punkte habe ich aber noch nicht ausreichend recherchiert, finde auch Widersprüchliches.

So, langer Text, kurzer Sinn- wer Tipps hat, was gut tut, was gesund ist, was hilft, bitte gerne hier reinstellen, am liebsten mit Belegen. Als Wissenschaftlerin halte ich mich immer an Beweise- aber generll würde ich sagen, ists in unserem Fall vor allem wichtig, dass es uns selber gut tut...egal was andere sagen oder die Forschung!

Also, auf einen neuen Tag- ich werde Befunde einsammeln, kopeiren, zwischen den Ärzten verteilen und all sowas. Bei mir im Boot sind das Brustzentrum Kiel, mein Hausarzt und meine Frauenärztin.

lieber gruß,
Kayar und ihr Elefant
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