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Alt 03.08.2007, 16:46
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo Manuela,

Zitat:
Zitat von mahanuala Beitrag anzeigen
gut daß hier einige was zum *jammern auf hohem niveau* geschrieben haben!!!! zumal , wenn ich mich nicht täusche, stefan in einem anderen forum mal was zu geschrieben hat, daß er und seine frau für andere erkrankungen schon umfangreich vom sozialsystem mitgetragen wurden...
Ich dachte, ich hätte mich klar genug geäußert. Aber scheinbar nicht, darum versuche ich es noch einmal.

Mir geht es nicht darum, dass meiner Frau oder mir wichtige Leistungen vorenthalten wurden oder werden. Und ja, auch wir haben in der Vergangenheit schon einige Leistungen in Anspruch genommen. Und auch da habe ich mich niemals darüber beschwert, dass diese Leistungen 'zu wenig', 'zu teuer' oder 'minderwertig' waren. Vielleicht ist das nun endlich geklärt?

Im Gegenteil - wenn ich an 'meine' Leistungen der Kasse denke - die wollte ich überwiegend gar nicht haben. Nach Einweisung in der Klapsmühle 6 Monate lang stationäre Psychotherapie? Tolle Sache, kostet nur 6 x 30 x 300 = 54.000 EUR. Wollte ich nicht, hielt ich für sinnlos, und habe ich nach einem Drittel der Kosten abgebrochen. Psychoanalyse? Hat man mir x-fach angedient, sollte ich dringend machen. Kostet, konsequent durchgezogen, auch nur 20.000 EUR. Und wenn ich, wie jedesmal, sage, dass mir soviel Kohle für eine anal-oder-sonstwas-regressive Nabelschau zu teuer und sinnlos erscheinen, und ich diese Behandlung ablehne... dann guckt der Therapeut nur dumm uns sagt: "Aber wieso denn - das zahlt doch die Kasse!"

Soviel zur Geldverschwendung. Aber wenn ich für diese Krankheit ein aktuelles Medikament verschrieben haben möchte, das gut wirkt, und von dem mir nicht die Haare ausfallen und ich 20 kg zunehme... tja, dann muss ich bei den ambulanten Psychiatern hausieren gehen, bis ich einen finde, der meint, dass er das wenigstens zeitweise mit Mühe und Not noch in seinem Budget unterbringen könnte.

Was bleibt mir also übrig? Klar: ich klopfe morgen an die Pforte der nächsten Klapsmühle, werde für mindestens ein Vierteljahr hospitalisiert (Arbeitgeber und Kasse zahlen ja Lohn bzw. Krankengeld, überhaupt kein Problem). Und _da_ bekomme ich auch ohne Probleme (und ohne eigene Zuzahlung pro Rezept) das Medikament, das mir hilft, und das der ambulante Psychiater mangels Budget nicht verschreiben zu können meint.

Das ist toll. Im Klartext heisst das: ich muss krank geschrieben werden und 300 EUR Kosten täglich verursachen, um die 3,00 EUR täglich für ein adäquates Medikament erstattet zu bekommen - das es mir erlauben würde, weiterhin arbeitsfähig zu sein und Beiträge zur Sozialversicherung zu bezahlen.

Wenn das nicht völlig absurd ist, dann weiss ich es auch nicht...

Und falls es noch absurder geht (kann man absurd überhaupt steigern?), dann bei dem Genehmigungsverfahren der ambulanten Psychotherapie. Da geht es um Kosten von 25 x 55 = 1.375 EUR für die Behandlung. Dafür muss der Therapeut einen ausführlichen Bericht schreiben, der Psychiater eine Stellungnahme, und bei der Kasse müssen mehrere unabhängige Gutachter ihren Senf dazu geben - und natürlich einen Bericht schreiben. Allein dadurch sind die Verwaltungskosten des Genehmigungsverfahrens höher als die Kosten der Behandlung. Und wenn ich den Steuerzahler richtig belasten will, dann lege ich als moderner, aufgeklärter Patient bei Ablehnung der Therapie natürlich sofort Widerspruch ein. Und schon dreht sich das ganze Kosten-Karussel auf's neue...

Was das heisst? Die formal-bürokratisch-korrekte Ablehnung dieser Leistung kostet den Steuerzahler etwa doppelt soviel wie die ungeprüfte Anerkennung dieser Leistung. Oder anders gesagt: bei uns wird im Gesundheitswesen knallhart gespart - koste es, was es wolle :-(((

Und alle Beteiligten sind genervt und überlastet. Die Patienten, die Ärzte, die Therapeuten, die Kassen. Weil alle wissen, dass damit völlig sinnfrei endlos Kohle und Arbeitszeit verpulvert wird, ohne dass irgendetwas Sinnvolles dabei heraus kommt. Aber - und das ist das Wesen der Bürokratie - es gibt niemanden, der dafür zuständig oder gar verantwortlich ist. Alle Beteiligten bedauern das zutiefst, aber sie sind alle nicht zuständig, und sie beugen sich alle ganz ganz ganz schrecklich bedauernd den Vorschriften :-/

Viele Grüße,
Stefan