Einzelnen Beitrag anzeigen
  #768  
Alt 16.03.2007, 14:11
Benutzerbild von Erle
Erle Erle ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.03.2006
Ort: Düren, NRW
Beiträge: 595
Standard AW: Behandlung von Lebermetastasen

Ihr Lieben alle,
uns geht es gut, so mal so erstmal..... gut und doch irgendwie zweierlei.
Mein Vater ist aus dem KH erstmal raus, er muss das Antibiotika noch vier Wochen zu Hause nehmen. Ich hab mich noch um die Wäsche meiner Eltern gekümmert, die beiden vom KH nach Hause gebracht und mich dann vom Acker gemacht..... und meinen Geschwistern das Feld überlassen. Ich hab leider nicht viel Nerven und Geduld für die Sorgen meiner Eltern, es ist beschämend, ich weiß. ABer ich kann im Moment nicht anders.

Wir müssen am Montag zur Kontrolle, sollten die Metas stagnieren, wird am Dienstag die nächste Chemo verabreicht. Wenns schlecht läuft (und mein Mann hat schon wieder ein dummes Gefühl... )dann wissen wir erstmal auch nicht weiter. Ich denke ja wie immer positiv.... und krieg dann wieder unverhofft einen auf den Deckel, fürchte ich.

Nervlich bin ich so ... naja... himmelhochjauchzend--- zu Tode betrübt. Ich kämpfe jeden Tag mit mir. Letztes Jahr hatte ich mich ja um psychologische Hilfe bemüht und es hat bis auf ein einzelnes Gespräch nichts weiteres stattgefunden.
Nun hab ich endlich einige Adressen, auch eine Hilfe für Jugendliche, die mit dem Tod in Berührung kommen--- und nun komme ich einfach nicht zu Potte. Ich sitze vor dem Telefon, aber wähle nicht. In mir ist ne Sperre, ich kann es nicht erklären.
Ach Doro, jaja die Kinder. Deinem Sohn reichte eine Bewerbung??? *seufz* diese Kinder, es macht mich wahnsinnig. Meiner will am liebsten ja Rennfahrer werden *HILFE*, alles was an Bewerbungen läuft, macht er so notgedrungen und ohne die nötige Motivation. Im Gegenteil, es kostet mich unmenschlich Kraft, ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Eine Freundin meinte neulich, er mache doch nur das, was ich eigentlich wollte, nämlich sich hängenlassen. Und deshalb wolle ich das bei ihm nicht zulassen.
Das hat mich sehr getroffen. Aber ich bin wirklich nicht in der Lage zu sagen, na gut, setz nach Schule ein Jahr aus "um Dich selbst zu verwirklichen". Das kann man in der heutigen Arbeitswelt doch nicht machen. Also hatte ich in den letzten drei Wochen auch genügend Gespräche mit dem Klassenlehrer, der zusätzlichen Sonderschullehrerin (er ist ja hörbehindert und wird einmal wöchtenlich 2 Std zusätzlich von ihr unterrichtet) und nicht zuletzt mit dem Arbeitsamt. Die wollen ihn jetzt mal auf Herz und Nieren prüfen, psychologische Tests machen und so. Das ist leider unumgänglich, wenn er die Unterstützung vom Arbeitsamt haben will bezüglich einer bezuschussten Ausbildungsstelle. Da wird er auch wieder toben. Er hasst solche Tests.

Eines meiner Probleme ist auch das liebe Geld.
Also im Grunde kommt monatl. "genug" Geld rein. Dank einer privaten Zusatzrente geht das Leben relativ normal weiter. Was ich aber möchte, ist das Haus jetzt schon verkaufen, und mit dem Erlös noch einige schöne Dinge machen. Noch ein Urlaub am Meer oder in Hamburg.
Jetzt sind wir zum Sparen verdonnert, weil wir eben in den letzten Monaten richtig gut gelebt haben. Ich bereue es absolut nicht, im Gegenteil, ich möchts so gerne so weiter machen. Ich hab eh nicht vor, das Haus zu halten. Die Kinder möchten näher zu ihren Karnevalsfreunden in den 10 km entfernten Ort ziehen, und ich möchte von den verdammten Nachbarn weg, die in unserer kleinen Sackgasse ihre Parkplätze mit Hauen und Stechen verteidigen. Was hier manchmal abgeht...... unser krawalligster Nachbar hat mittlerweile in der ganzen Straße über uns hergezogen (Beim Geburtstagskaffee von Alfred im Januar gabs Stress wegen EINES falsch geparkten Autos!!!), seitdem spricht die halbe Straße nicht mehr mit uns. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als sich plötzlich mehrere Nachbarn demonstrativ rumdrehten, wenn ich die Straße runterkam. Obwohl ich mit denen gar nicht persönlich was habe, ich meine, ich hab keine Ahnung, was denen erzählt wurde, warum man uns nun plötzlich schneidet.
Es ist zum K****. Ich möchte nix so sehr wie weg hier.
Aber natürlich ist es das Elternhaus meines Mannes, er ist hier in der Straße groß geworden, sein Leben lang hat er hier gewohnt, er bringt es nicht übers Herz, hier weg zu gehen, sagt er.

Gleichzeitig gibt er zu, dass es so Situationen gibt, da hat er den Eindruck, besser wärs, er häts bald hinter sich, dann könnten wir unser Leben so planen, wie die Jungs und ich eben wollten.
Mann, da gabs hier aber Knatsch. Das Leben bringt jeden Tag neue Situationen, die man meisten muss, und manchmal möchte ich nur unsichtbar in einer Ecke liegen und für nichts und niemand verantwortlich sein.

Sicher hab ich jetzt wild und wirr durcheinander geschrieben, ich schicks jetzt aber einfach ab, sonst raff ich mich wieder nicht auf, was Neues zu schreiben.
Übrigens Elli, super Deine Nachricht wegen der Lebermetas. Ich freue mich ganz doll für Dich, ehrlich. Und das Docs manchmal nicht so unsere Schnelligkeit haben..... da müssen wir durch, nicht wahr??!!

Kerstin, wie sieht es bei Dir aus? Gab es ein Gespräch mit dem Onkologen, wie es nun bei Euch weitergehen kann?

Uschi, hoffentlich habt Ihr die Sonne genossen!!!

Ach Doro, das mit den Haaren ist übrigens immer noch so ein Ding. Also noch nix Haare abrasiert, weil... Ausfall wurde weniger, da kann mans ja noch ein bißchen lassen und abwarten. Und er hat ja auch gaaaar nicht solche Probleme damit, wie ich immer behaupte.....
Als wir letzte Woche in die Stadt fuhren, um nach Mützen oder Kappen zu gucken, hats seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder heftig gescheppert zwischen uns. Ich hatte wohl falsch verstanden, was er wirklich wollte, er kapierte nicht, was ich (für ihn, jaja ) wollte, ein Wort gab das andere, ich bin heulend zum Auto und ab nach Hause.
Es hat sich ja alles wieder geklärt, aber die Situationen werden nervlich immer schwieriger....

Übrigens geht es ihm bei dem Allen immer noch blendend. Seit Sonntag hat er dreimal gebacken, gleich gehts wieder zum Einkaufen und diesmal gibts ein Körnerbrot. Ich finde das klasse.

Gestern ist er sogar in Hannover gewesenn zur Cebit. 4 Std. Autofahrt hin, 7 Std. über die Messe laufen und dann wieder 4 Std zurück, er kam müde aber supiglücklich gestern abend zum 23:00 Uhr wieder nach Hause. Ich hab ihn zwar Mittwoch seeeeehr gut zureden müssen, aber er ist seit bestimmt 10 Jahren jedes Jahr dagewesen, warum sollte er es jetzt auslassen.
Und es war richtig so. Wie schön war es, ihn so glücklich heimkommen zu sehen. (Ich verschweige mal, wieviel Angst ich ausgestanden habe, dass er ja heil heimkommt. )

Nachdem ich Euch jetzt wirr und durcheinander zugemüllt habe, schicke ich alles ab und hol mir nen Kaffee.
Ich bin echt ziemlich erledigt.

Lasst Euch von Herzen drücken, ich denke an Euch Erle
Mit Zitat antworten