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Alt 17.02.2005, 15:41
Gast
 
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Standard Ich zünde eine Kerze an für...

... meinen Bruder Rudi,
der vor einem Jahr, 48 Jahre jung, eineinhalb Jahre nach der Diagnose "Zungengrundtumor" in Bad Trissl gestorben ist. Ich hab ihn erst 3 Jahre vor seinem Tod kennengelernt (ich damals 50, er 45 Jahre alt); wir hatten denselben Vater aber verschiedene Mütter. Meinen Vater hab ich nicht gekannt, aber den Bruder hab ich gefunden, nach langer Suche... (aber das ist eine andere Geschichte).

Mein Bruder hat bis zuletzt an die Zukunft geglaubt. Gestorben ist er auf der Onkologie in der Klinik, in der er viele Chemos (die letztendlich alle nicht helfen konnten) überstanden hatte. Er wollte trotzdem noch einmal dorthin - weil es da einen Fitnessraum gibt. Ja, mein Bruder hat bis zwei Tage vor seinem Tod trainiert (Gewichte, Radfahren); vom Hals abwärts war er - trotz Chemos, Bestrahlungen, PEG-Sonde und zwei faustgroßen, bereits aufgeplatzten Tumoren an beiden Halsseiten - noch ganz gut beisammen.

Als wir, ein paar Stunden nach seinem Tod (er ist einfach eingeschlafen), in seinem Krankenzimmer von ihm Abschied nahmen, lag auf dem Nachtkästchen ein Zettel, mit seiner Handschrift: "bin spazieren oder im Trainingsraum". Ich hab den Zettel mit nach Hause genommen; er liegt noch heute, ein Jahr später, auf meinem Schreibtisch, neben dem PC. Danke für dieses Vermächtnis, kleiner Bruder!

Es ist so wie in dieser schönen alten Legende: "Meister, wenn morgen Früh die Welt unterginge, sag, was würdest Du heute Abend tun?" Und der Meister antwortet: "Ich würde heute Abend ein Apfelbäumchen pflanzen."

... eine Kerze auch noch für den Paps von "Rös'chen", deren liebevolle Schilderung des Abschiedes von ihrem Vater mich zum Seufzen und zum Lächeln gleichzeitig gebracht hat.

... viele hellleuchtende Kerzen für alle anderen und Hochachtung, wie zärtlich ihr miteinander und mit Euren Erinnerungen umgeht.

Schön, dass es Euch gibt.
Walter
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