Thema: Denkfehler?
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Alt 18.07.2012, 21:44
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hach, mir fehlen die Worte....
Ihr seid sooooo lieb

Ich habe viel nachgedacht (meine Knirschschiene ist bald durch...die Nächte sind unruhig und nicht gerade erholsam).

Ich glaube, daß Grundproblem ist einfach, daß mir meine Mama sehr, sehr leid tut.
Ich versuche ständig, mich in Ihre Situation hineinzuversetzen; wie fühlt sich das alles an?
Wie fühlt man sich, wenn die bessere Hälfte unwiederbringlich verschwindet und nur ein Foto bleibt? Nach 40 Jahren?
Wenn die gewohnten Geräusche oder eine Stimme fehlt? Wenn man einen lieben Menschen NIE mehr wieder sieht?

Wer meinen Bericht (bzw. den Krankheitsverlauf) mitgelsen hat, weiss, daß meine Eltern im Streit auseinander gegangen sind....und das tut mir so leid für meine Mutter. Sie ist kein schlechter Mensch; klar hat sie ihre Macken und ist sehr "eigen". Löwe eben :-)

Also der Rasen ist gemäht und wegen Sonntag weiss sie auch Bescheid.
Sie war heute mit 2 Mädels zum Kaffee-Trinken und die nächste Städtetour ist in Planung. Sie mag aber gar nicht ständig auf Achse sein. Für sie ist das wegen Ihrer COPD-Erkrankung auch anstrengend; das kann ich gut verstehen.

Ich setze mich am Wochenende mit Ihr zusammen und werde einen "Besuchs"-Plan vorschlagen.

Ja, HIERFALSCH, ich selber bin der beste Theoretiker vor dem Herrn, habe für alles eine Lösung...theoretisch. Aber in der Praxis gibt es soviele unvorhersehbare Variablen.....

Ich möchte Ihr nicht weh tun; die "sensible" Schicht meiner Mutter ist etwas porös im Moment. Ihr Gemütszustand geht auf- und ab; und ich möchte auch nicht in Ihrer Haut stecken momentan.

Ich möchte an Ihrer Stelle nicht alleine zu Hause sitzen und in Erinnerungen versinken; egal welchen Schrank ich aufmache, schon steht die Remeber-Keule in der Türe. Sie räumt gerade nach und nach Papas Kleiderschrank leer. In dieser Hinsicht ist sie sehr stark.
Ich habe heute seinen Kleiderschrank aufgemacht; alleine der Anblick von seinen Anziehsachen, zum Teil der Geruch....das macht einfach traurig.
Dieses "Endgültige" und "Nichtwiederbringbare" ist schwer zu verdauen.

Oft habe ich Anfangs gedacht: "Hätte ich ihn nicht ins Krankenhaus gebracht und es wäre nicht an ihm rumgefummelt und rungestochen worden...vielleicht wäre er noch da; und es wäre nicht so rasant abwärts gegangen."
Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mir heute mit gutem Gewissen sagen kann "Du hast alles richtig gemacht!".

Ich bin mir aber auch bewusst darüber, daß es sich nur um eine Frage der Zeit handelt was meine Mama betrifft..sie muss eine neue Struktur haben.

Ich möchte nicht, daß mein Papa in absolute Vergessenheit gerät; sondern daß auch ein Leben ohne ihn für meine Mutter möglich ist. Klar werden immer Momente auftauchen (Geburtstag, Weihnachten etc.) wo die Erinnerung "hochkommt"; und ich selber möchte auch nicht, daß er in Vergessenheit gerät. Die letzte Zeit verblassen sehr viele Dinge und das erschreckt mich selber.

Manchmal kommt es mir vor,als wäre es schon 3 Jahre he, daß er für immer gegangen istr, dabei ist es erst ein paar Wochen her.
Ich habe gedanklich einen "Haken" an das Thema gemacht; für meine Mutter ist es ein grosser "Ankreuz"-Katalog mit vielen Fragen, die noch offen sind.

Meine Antworten zu den ganzen Fragen kann ich ihr nicht zumuten.
Es sind zu viele Dinge ungeklärt, die mich beschäftigen...und auf die ich selber versuche, eine Antwort zufinden.
Manchmal denke ich "Hättest Du (Mama) besser auf ihn aufgepasst, wäre es nicht so weit gekommen. Wieso hast Du ihn nicht zum Arzt geschleppt? Wir waren Jahre zu spät."

Ich werde einen Plan mit ihr machen; anders geht es nicht.
Ich denke auch nicht, daß sie mich absichtlich "nervt" und in Beschlag nimmt. Sie hat halt niemanden mehr. Ihre Schwester ist vor 2 Jahren gestorben und ich selber bin Einzelkind. Manchmal glaube ich auch, daß Ihr einfach die Decke auf den Kopf fällt, weil sie immer zu Hause ist.

Am Wochenende wird "Tacheles" geredet. Versprochen!
Ich halte Euch auf dem Laufenden, OK?

LG
Aqui

PS. Irgendwie ist mein Schrieb etwas durcheinander..die Gedanken drehen sich und ich habe hier- und da zwischengefügt...sorry
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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