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Alt 16.06.2002, 06:49
Gast
 
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Standard Sie will das ich gehe!!

Guten Morgen!
Hi Tina, ich sag jetzt auch Dir, dass es für mich okay ist, wenn ich hier schreibe und Euch helfe. Ich hab' keine Probleme damit.
Weisst Du, da ist ja auch diese sogenannte "Wut" in mir, über dieses "Unverständnis" der Angehörigen wie ICH es erlebt habe. Vielleicht versuche ich hier ja auch nur ein bisschen zu vermeiden, was MIR und vielen anderen Krebsbetroffenen immer wieder so widerfährt. Ich kann mich ganz gut in Eure Väter und andere Krebsbetroffene hinein denken und mit ihnen mitfühlen. Es tut mir daher gut zu wissen, dass ich wenigstens bei Euch Angehörigen ein bisschen Verständnis gewinnen kann, auch wenn es nicht mal unbedingt für mich ist.
Es gibt übrigens auch Bücher für Angehörige von Krebspatienten. Kann Dir da aber im Moment leider keines empfehlen, ich weiss nur, dass es sie gibt. Vielleicht kann man dort auch noch ein paar Tips nachlesen?
Tina, Du "Masterin of Big Words" (Ich musste da lachen, als ich das las! Dachte, ICH sei so eine Masterin, hihi!), betrachte unsere "Beziehung" hier ruhig als freundschaftliches Mailverhältnis, ja?

Wenn MIR jemand sagt, dass er stolz auf mich ist, weil ich das alles so tapfer ertrage, ... dann freut es mich sehr. Ich denke daher, Du kannst so etwas Deinem Vater ruhig auch sagen. Dass der Krebs da ist, ist ja kein Geheimnis, und Dein Vater weiss auch, dass das seine Angehörigen sehr beschäftigt. - Es ist ein Lob, Tina, eine Aufmunterung. Die tut immer gut.
Obwohl man als Betroffener weiss, dass es schlussendlich gar nichts hilft, dieses Lob.

Ja, es erstaunt einen sehr, wenn man zusieht, wie gelassen ein Krebspatient diese ganzen Untersuchungen über sich ergehen lässt. Aber lass Dich nicht täuschen, es ist eine ziemliche Belastung, und ... hat er denn eine andere Wahl?

Was meinst Du mit: "wenn ich mal etwas Unangenehmes tun muss"? - Meinst Du, etwas Unangenehmes tun für Deinen Vater?
Oder etwas ganz anderes, etwas allgemein Unangenehmes? So gesehen als Lernprozess für Dich, wo Du merkst, dass eben nicht ALLE Dinge im Leben bequem sind, aber dass es noch Schlimmeres gibt? - Wahrscheinlich, gell? Habe ich das so richtig verstanden?

Ich lese Deine Zeilen immer sehr gern, Tina, Du bringst da manchmal ganz wichtige Punkte hervor. Du siehst das schon richtig, Dein Vater ist sich am überlegen, WIE er sich entscheiden soll ("leichte" Chemo oder vielleicht doch gar keine?). Mag sein, dass er jedem Angehörigen da etwas anderes erzählt, aber lass Dich da nicht beirren, er sucht nur nach seiner eigenen Lösung und Entscheidung. Und er braucht Zeit, richtig. Das ist aber auch gut so, denn es muss am Ende auch seine ganz eigene und persönliche Entscheidung sein, damit er überzeugt davon ist, das Richtige zu tun, egal, was es dann auch sein wird.
Die Sache mit der Patientenverfügung ist ein bisschen heikel. Ich HABE zwar eine, aber ich glaube, ich wäre auch empfindlich darauf, wenn Angehörige mich darauf ansprechen würden. Vielleicht ist es besser, Du wartest hier noch ein bisschen ab, bevor Du Deinen Vater darauf ansprichst. - Aber das ist meine persönliche Ansicht, und ich weiss ja auch nicht wirklich, wie Dein Vater darauf reagieren würde. Deswegen ist das schwierig, Dir hier einen Tip zu geben.

Bis später dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
PS. Unter der Sparte "Sie will dass ich gehe" läuft auch eine gute Diskussion zwischen Angehörigen und Betroffenen. Schon gelesen?
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