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Alt 16.11.2005, 10:16
Zoe Zoe ist offline
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Registriert seit: 18.08.2005
Beiträge: 242
Standard AW: Schmerztherapie

Hallo Sanne und Petra,
habe jetzt bisschen gezögert zu schreiben, weil es mich ärgert, wenn ich immer wieder lese, dass das Nerven-Problem anscheinend bei niemand objektiv angegangen wird und dann komme ich in Versuchung loszuschimpfen, aber das bringt ja niemanden weiter...... Habe ja auch schon berichtet wie es bei meinem Partner war und will mich auch nicht ständig wiederholen. Habe mittlerweile noch an ein paar neurologische Kliniken und Foren gemailt und überall werden die Probleme bei meinem Partner als Spätfolge des „Zusammenwirkens der therapeutischen Maßnahmen“ (OP und Strahlentherapie) gesehen. Nur der Neurologe der Klinik, die die ganze Behandlung durchgeführt hat, ist anderer Meinung.......Und dass die Schädigungen sich plötzlich bemerkbar machen, heißt ja nicht, dass es keine schleichenden Prozesse sind. Ist doch mit Rückenproblemen dasselbe, das sind auch oft „schleichende Prozesse“, die sich dann schlagartig durch Schmerzen bemerkbar machen.

Wie dem auch sei, auf alle Fälle verändert sich das Gewebe durch die Bestrahlung enorm (sog. Fibrose) – bei meinem Freund ähnelte die bestrahlte Stelle äußerlich lange einem plattgedrückten Stück Fleisch aus dem Eisschrank und war sehr hart. Das hat sich dann im Laufe der Zeit (über ein Jahr hinaus) sehr verändert und verbessert, ist wieder viel weicher geworden und von der Farbe und Form her einem gesunden Bein sehr ähnlich. Daran sieht man schon, dass das Gewebe „arbeitet“ und dann vielleicht auch auf den Nerv drücken kann (Neurombildung). Deshalb meine ich, dass das bei Euren Männern ganz genau untersucht werden sollte, ob man was machen kann – denn wenn dann innerhalb des ersten halben Jahres! Mag ja sein, dass die Chancen nicht groß sein, aber Ärzten die nicht einmal die Möglichkeiten einer Nervenschädigung ansprechen und nur nach Rezidiv suchen, kann man doch nicht vertrauen.

Wie ich ja schon geschrieben hatte, wurde mein Partner intra-oprativ bestrahlt (hab ich ja sonst noch von niemand gehört hier im Forum) und hatte somit ein deutlich höheres Risiko von Nervenschädigung direkt durch die Bestrahlung. In dem Fall ist das irreparabel, das wißt Ihr selber.

Hier nun der Befund der letzten neurologischen Untersuchung:
Fehlender ASR, eine Zehenheberparese, Fersen- und Zehengang nicht möglich, keine Einschränkung im Kniegelenk, Tinel`sches Zeichen entlang Unterseite Oberschenkel bis über Kniekehle hinaus, Hypalgesie im Bereich des Unterschenkels unter Aussparung der Innenseite
Beurteilung: Periphere N.ischiadicus-Schädigung, die Peronaeusbereich umfasst, aber auch Tibialisbereich.

EMG wurde gemacht und ein MRT mit Kontrastmittel von der Stelle, wo der Nerv geschädigt ist. Das hat sich der Neurologe dann angeschaut und gemeint, eine Neurombildung kann ausgeschlossen werden. Im Klartext: man kann nix machen und nur schauen, dass die Muskeln nicht weiter abbauen und versuchen gegen die Schmerzen/Missempfindungen anzugehen.

Das Schmerzempfinden ist die andere Seite, das ist ja individuell verschieden und wird zweifelsfrei von der Psyche beeinflusst. Ablenkung hilft manchmal. Zu Schmerzmitteln kann ich nichts sagen – haben keine Erfahrung damit, mein Freund sagt, dass sich sein Bein nie normal anfühlt, aber er nicht immer Schmerzen hat. Schlimm ist es wie bei Euren Männern oft vor dem Einschlafen und in der Nacht.

Krankengymnastisch macht mein Freund nichts (hatte er nur direkt nach der OP) , Lymphdrainage (die er auch nach der OP damals bekommen hat) tut er als lächerlichen Pippifax ab, obwohl die Schwellungen im Knöchelbereich ein großes Problem für ihn sind. Er versucht sich zwar fitzuhalten und nimmt immer wieder verbissen Anlauf, sein lädiertes Bein zu stärken. Aber es reagiert darauf nicht wie ein gesundes Bein. Aber nun zum Abschluss noch was Positives: Vor kurzem ging es ganz plötzlich sehr gut mit dem Bein – der Fuß war sehr beweglich und Joggen ging plötzlich wieder und das nach Jahren! Natürlich nur kurze Strecken (ein paar Hauslängen) und daraufhin hatte er verständlicherweise gleich etwas Muskelkater. Hat ihn total aufgebaut, weil es doch zeigt, dass das Bein nicht degeneriert (seine größte Angst). Leider hielt das Glück nur ein paar Tage. Aber ich meine, gezielte regelmäßige Übungen brächten was. Leider ist mein Partner beruflich viel unterwegs und hat keinen so geregelten Tagesablauf. Aber er wird das Ganze in nächster Zeit mal angehen.

Möchte noch anfügen, dass ich es schön finde, wenn Forumsteilnehmer wie Du, Sanne, sehr offen hier schreiben und auch von privaten Dingen und Problemen berichten. Ich für meinen Teil möchte ein bisschen mehr Anonymität wahren, was lediglich damit zu tun hat, dass mein Partner voll berufstätig ist. Im Hinterköpfchen behagt mir der Gedanke nicht so ganz, seine ganze Krankengeschichte ins Internet zu stellen – vor allem wenn man hier im Forum so Geschichten liest, dass z.B. die Bank (in einer Kreditangelegenheit) eines Betroffenen von seiner „Krebsvergangenheit“ erfahren hat...........Aber das möchte ich nicht hochspielen, ist wirklich keine vordergründige Sorge von mir und es gibt ja jederzeit die Möglichkeit auf private Mails auszuweichen.

Viele liebe Grüße - Zoe
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