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Alt 08.03.2005, 14:15
Gast
 
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Standard Spezialklinik in OWL (Ostwestfalen Lippe)

Liebe Britta,

bevor ich heute Feierabend mache, möchte ich noch rasch deine lieben Zeilen beantworten.
Nachdem ich vorgestern geschrieben hatte, dass Eike’s Zustand stabil ist, hatte sich das im Laufe des Abends geändert. Sein Puls war zu hoch und er hatte Fieber bekommen, so dass man gestern keine weiteren Untersuchungen vornehmen konnte.
Ich war gerade anwesend, als der Prof.L. Visite machte. Er stellte in Aussicht, dass die Magenspiegelung heute gemacht werden würde, wenn nichts wieder dazwischen kommt. Somit hoffe ich, dass ich heute endlich ein Ergebnis bekomme. Eike hat nun schon seit Freitag die Magensonde in der Nase stecken. Somit kann er nicht aufstehen, bekommt Nahrung durch den Tropf und das Sprechen fällt ihm auch schwer. Er mag nicht auf die Pfanne usw.
Der Prof. will durch die Magenspiegelung sehen, woher die Entzündung am Magenausgang kommt. Evtl. kann diese Verletzung verödet werden. Es kann aber auch sein, dass der Tumor sich breit macht. Alles in allem ziemlich „besch…..“.
Die Betreuung auf der Intensivstation ist aber in Ordnung, alle sind nett und hilfsbereit. Eike ist aber auch pflegeleicht – er unterdrückt viel zu viel.

Auf Eikes’s Wunsch hin habe ich heute unsere Hausärztin, zu der er sehr großes Vertrauen hat, telefonisch über seinen Zustand in Kenntnis gesetzt, da diese ja von der Intensivstation auch nichts erfährt.
Sie war ziemlich erschüttet und machte mir für die Zukunft keine große Hoffnung. Im Gegenteil, sie sprach mir Mut zu, mit Eike Nägel mit Köpfen zu machen und über die Lage zu sprechen.
Fakt ist: Eike kennt seine Situation, ich kenne sie und beide mögen wir sie noch nicht akzeptieren und somit auch nicht darüber sprechen. Das heißt ich möchte manchmal schon, aber Eike blockt ab und dann kann ich es auch nicht. Es fällt so unheimlich schwer. Außerdem denke ich oft, ich müsse aufwachen und alles ist wieder wie vor der Krankheit.
Es ist so schrecklich abends vom KH nach Hause zu kommen, wo niemand auf einen wartet. Ich brauche ihn so – er ist mein zweites „Ich“.

Liebe Britta, jetzt muss ich mich aber zusammenreißen, ich darf dich nicht auch noch runterziehen, du hast selbst genug Sorgen.
Übrigens habe ich die „Rescue“-Tropfen auch in der Tasche. Aber von Zeit zu Zeit brauche ich Diazepam, um über die Runden zu kommen.

Wenn bei deinem Vater noch ein Resthämatom vorhanden ist, sind Schmerzen ja kein Wunder. Ich habe Eike oft den Rücken mit Franzbrandwein eingerieben. Das hält zwar nicht lange vor, tut aber gut – lenkt zumindest eine Weile ab.
Die Aszites hat Eike eine ganze Zeit mit Medikamenten in den Griff bekommen.
Na, den Zustand Deiner Mutter kenne ich zur Genüge. Man lebt förmlich auf, wenn es dem Kranken mal einigermaßen (evtl. auch mal gut) geht. Leider leidet man auch mit, vor allem weil man so hilflos daneben sitzt.
Grüße Deine Eltern herzlich und freut euch über jeden schönen Augenblick.

Deine „große“ ist hoffentlich auch wieder auf den Beinen. Im Moment ist es ja schlimm mit Erkältungen. Ich passe auch immer auf wie ein Schießhund, dass ich ja nichts nach Hause schleppe.
So, jetzt ist es mehr geworden als geplant. Ich hoffe und wünsche, dass ich nächstes Mal Positives berichten kann und wünsche dir und deinen Lieben alles Gute.

Herzliche Grüße sendet
Marion