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Alt 04.01.2007, 17:53
Benutzerbild von Christine R.
Christine R. Christine R. ist offline
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Standard AW: Spannungsfeld -Betroffene(r)///PartnerIn/Angehörige

Liebe Irmgard

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich bin auch ehem. Betroffene und habe das unglaubliche Glück einen Partner an der Seite zu haben, der mit mir durch die ganze "Krankheit" gegangen ist. (und immer liebevoll an meiner Seite ist , nur jetzt sind gesunde Zeiten )

Bei der OP hatte ich ein Einzelzimmer und er war als Begleitperson mit mir im Zimmer, d.h. er hatte auch ein Bett in meinem Zimmer und konnte so immer bei mir sein. Auf der Intensivstation vorher war er die meiste Zeit bei mir, es verging keine einzige Stunde wo er nicht nach mir gesehen hat. Auch bei der Chemo, die immer stationär über 2 Tage ging, war er immer als Begleitperson dabei. Gearbeitet hat er oft nachts und am Wochenende, er hat einen sehr verantwortungsvollen und leitenden Beruf und hätte normal einen 12 Stunden Arbeitstag. Er war als doppelt belastet, wenn man das so sagen kann. Keine einzige Nachsorge bis heute , hat ohne meinen Mann stattgefunden. Ich liebe ihn unendlich dafür und werde das mein ganzes Leben nicht in Dank aufwiegen können, für das was er für mich getan hat.
Natürlich ist zwischenzeitlich wieder Normalität bei uns eingekehrt, mein Mann ist beruflich wieder "voll" drin, aber auch heute geht mein Mann zu jedem Arztbesuch mit, der auch nur im entferntesten mit meiner Krankheit zu tun haben könnte, die ja inzwischen geheilt ist, mit. Das betrifft auch alle Nachsorgen, die mittlerweile im 10 Monats Rhythmus sind, wie auch Mammografie usw. Und wenn er dafür am nächsten Tag bis 22 Uhr in der Firma arbeitet.
Für uns gehört dies zu einer guten Partnerschaft mit ganz grosser Gewissheit dazu. Mein Mann wäre sicherlich "beleidigt", wenn ich ihn zu einer Biopsie nicht mitnehmen würde. Das käme für ihn, einem "Nichtkümmern" gleich.
Aber ich bin ehrlich, ich würde genauso handeln, wenn es umgekehrt wäre !

Sage ihm und das tue ich heute noch, wie sehr du seine Fürsorge schätzt. Gib ihm das Gefühl gebraucht zu werden. Vielleicht kannst du ihm erklären, dass der verdächtige Lymphknoten für Dich die Priorität einer Erkältung hat und du es somit nicht als notwendig erachtet hast, ihn hinzuzuziehen.

Man kann nicht alles haben. Mal kümmern , mal weniger kümmern.....(Nicht böse gemeint) Entweder oder....
Sei froh, dass dich so ein Goldschatz begleitet. Und das wirst du sicherlich tun, da bin ich ganz ganz sicher. Lass ihn spüren, wie gut dir das tut.

Viele Betroffene haben einen Partner an ihrer Seite, der nicht wirklich zu ihnen steht und die sich mehr Fürsorge wünschen würden. Da kenne ich leider einige.... Meine Freundin (Leukämie) ist so ein Beispiel. Ihr Mann begleitet sie zwar und ist an ihrer Seite, aber wenn man ihn nach ihrem Befinden fragt, weiss er so gut wie keine Antwort, da er innerlich "zumauert". Was ist das für eine Partnerschaft ? Meine Freundin umschreibt das mit den Worten: "er kann nicht darüber reden". Aber die Wahrheit ist, dass er bei keinem Arztgespräch richtig zuhört und über Gott und die Welt redet, nur nicht über ihre Leukämie

Jetzt habe ich dich zugeschrieben, verzeih......
Aber vielleicht konnte ich Dir ja ein wenig Hilfestellung geben.

Einen lieben Gruss

Christine
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